Ethische Herausforderungen in der Ausbildung von Wirtschaftsjournalisten

Zusammenfassung

Es ist ein scheinbar ganz normaler Arbeitstag in der Wirtschaftsredaktion einer Tageszeitung. Die Konferenz am Vormittag beschließt, für den kommenden Tag eine große Geschichte zum Thema Automobilindustrie zu verfassen. Es ist die Zeit der Finanzkrise. Weltweit geraten Hersteller in Bedrängnis. General Motors mit seinem deutschen Tochterunternehmen Opel ist ein berühmtes Beispiel dafür.

Die Autogeschichte soll crossmedial „gespielt“ werden. Die Nachricht am Morgen in der Internetausgabe, dazu O-Töne für ein Podcast-Interview, die Option auf ein kurzes Video sowie die ausgeschriebene Langfassung mit Hintergrund und Einordnung in der Printausgabe.

Der aktuelle Stand soll eine Teamworkgeschichte werden. Drei Kollegen sind daran beteiligt. Einer recherchiert bei den großen Banken. Er spricht mit den Vorstandschefs und „zapft“ seine besten Quellen in den Unternehmen an. Eine zweite Kollegin unterhält sich mit Investmentbankern, die derartige Fusionen begleiten und hinter den Kulissen gern Einschätzungen abgeben – anonym, versteht sich. Der dritte Kollege, ein junger Volontär, soll sich mit Analysten unterhalten. Diese geben Urteile ab über die Qualität von Aktien. Sie haben Einblick in sensible Finanzdaten großer, börsennotierter Unternehmen. Analysten sind damit eine exzellente Recherchequelle, aber der Umgang mit dieser Berufsgruppe ist heikel und will gelernt sein.