Landtagswahlen spielen im Vergleich zu Bundestagswahlen in der Forschung eine untergeordnete Rolle. Angesichts der allgemeinen Relevanz von Wahlen zum nationalen Parlament mag dies auch angebracht sein, allerdings sollte die Bedeutung von Wahlen zu den Landtagen in der Bundesrepublik Deutschland nicht unterschätzt werden. Landtagswahlen nehmen im föderativen politischen System der Bundesrepublik eine zentrale Stellung ein. Sie legen die Zusammensetzung der Landtage fest und stellen damit die Legitimationsgrundlage von Landesregierungen dar. Darüber hinaus ist jedes Bundesland durch die Mitglieder seiner Landesregierung im Bundesrat vertreten. Folglich bestimmen Landtagswahlen zugleich über die parteipolitische Kräfteverteilung im Bundesrat, der den Ländern die Möglichkeit bietet, sowohl den eigenen Länderinteressen im Rahmen der politischen Willensbildung des Gesamtstaates Gehör zu verschaffen als auch bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Bundes sowie in Angelegenheiten der Europäischen Union mitzuwirken. Die enge Beziehung, die sich bereits aus dem im Grundgesetz verankerten bundesstaatlichen Ordnungsprinzip ableitet, wurde durch die Finanzverfassungsreform 1969 zu einem eng verflochtenen System der Erfüllung und Finanzierung öffentlicher Aufgaben (vgl. Münch/Meerwaldt 2002). In Folge der starken Politikverflechtung ist in der deutschen Öffentlichkeit eine Diskussion darüber entstanden, ob Landtagswahlen zunehmend als eine Art Stimmungsbarometer für die Arbeit der Bundesregierung fungieren und den Charakter von „Bundesratswahlen“ für oder gegen die Bundesregierung annehmen (vgl. Rudzio 1996: 300).
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Völkl, K. (2009). Der Einfluss der Bundespolitik auf die Stimmabgabe der Bürger bei Landtagswahlen unter besonderer Berücksichtigung der Stärke der Parteibindung. In: Gabriel, O.W., Weßels, B., Falter, J.W. (eds) Wahlen und Wähler. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91666-8_18
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