Zusammenfassung
Seit rund zwanzig Jahren stellt die Bildungsforschung immer wieder fest: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund werden überproportional häufig Bildungsgängen mit niedrigen Anforderungen und begrenzten Anschlussmöglichkeiten zugewiesen. In den 26 schweizerischen Bildungssystemen, in denen im Schuljahr 2004/2005 durchschnittlich 24 % Kinder und Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der Volksschule eingeschult sind, beträgt der Anteil ausländischer SchülerInnen in Klassen mit besonderem Lehrplan (Sonderklassen und Sonderschulen) 45 %. Werden nur die Jugendlichen betrachtet, die auf der Sekundarschulstufe I unterrichtet werden (in der Schweiz in der Regel vom 7. bis zum 9. Schuljahr), zeigt sich, dass bei einem durchschnittlichen Anteil Jugendlicher von 21 % mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Abteilungen mit Grundansprüchen 33 % aus dieser Gruppe stammen, wogegen in Leistungszügen mit erweiterten Ansprüchen nur gerade 14 % ausländische Jugendliche anzutreffen sind (vgl. Abbildung 1).
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Literatur
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Sieber, P. (2009). Der Umgang mit migrationsbedingter Vielfalt im Bildungswesen – historisch gestaltete Institutionen als Rahmen für Ausgrenzungsprozesse. In: Geisen, T., Riegel, C. (eds) Jugend, Partizipation und Migration. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91663-7_14
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