Das Denken Talcott Parsons’ kreiste wie das Durkheims um ein ‚soziales Band‘, das eine ausdifferenzierte Gesellschaft und die nicht mehr gemeinschaftlich verbundenen Einzelnen zusammenhält. Wie dieser strebte auch Parsons die Emanzipation der Soziologie von der wirtschaftswissenschaftlichen Prämisse des rationalen, an der Maximierung des individuellen Nutzens ausgerichteten Handelns wie auch von deren Erklärungen der Abstimmung dieser Einzelhandlungen an. Den utilitaristischen Theorien der Koordinierung der stets an situativen Interessen ausgerichteten individuellen Akte wie auch des rationalen Handelns fehle ein ‚value factor‘ (1991: 63), wie er bereits in den ‚Early Essays‘ meinte. Diese allgemein auf das Wertelement ausgerichtete Perspektive erhält in den folgenden Phasen von Parsons verschiedene, dennoch erstaunliche Kontinuität aufweisende Ausformungen. Insgesamt schließt er an Durkheims Annahme an, dass ‚Zusammenhandeln‘ der Einzelnen durch institutionalisierte kollektive Überzeugungen stabilisiert würde, die auch den vertraglichen, von rationalen Akteuren gesetzten Regeln einen ordnenden Rahmen gäben. Die utilitaristische Handlungstheorie übersehe nicht-rationale Selektionsstandards des sozialen Handelns und lasse lediglich instrumentelle Orientierungen zu. Dagegen hebt Parsons kulturelle Werte in ihrer Funktion als Standards der Selektion bei Wahlhandlungen wie auch der Abstimmung des Handelns Vieler hervor. Gegen utilitaristische Theorien rationalen Handelns und rationaler Ordnung will er eine spezifisch soziologische Handlungs- und Ordnungstheorie entwickeln, in der ein ‚value factor‘ eine zentrale Rolle spielt. Diese wird sich zwar als verkürzt herausstellen, aber Parsons ist gerade deshalb heute noch interessant, weil man bei ihm die soziologische Reaktion auf utilitaristische Ordnungstheorien beobachten kann und an seinen teils nicht mehr akzeptablen Lösungen bemessen kann, ob heutige Konzepte „Fortschritte“ gemacht haben.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Dallinger, U. (2009). Soziale Integration bei Talcott Parsons. In: Die Solidarität der modernen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91644-6_5
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