Die Situation ist prekär – seit Langem und leider immer mehr. Der ökonomische Druck wächst – auch ohne die Zuspitzung durch die Finanzkrise. Sozialer Zusammenhalt wird immer schwieriger, die Folgen des demografischen Wandels sind vielleicht vorhersehbar, aber kaum beherrschbar, und kaum jemand wird bestreiten, dass die bisherigen sozialen Sicherungssysteme bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit strapaziert sind. Die ökonomischen Fliehkräfte vertiefen die gesellschaftlichen Widersprüche, den Antagonismus von Anrechten und Angebot, von Diagnosen und Therapien, von politischen und ökonomischen Notwendigkeiten. Oder konkreter und personalisierter gewendet: die Konflikte zwischen jenen, die Arbeit haben, und jenen, die keine haben; zwischen Qualifizierten und weniger Qualifizierten, zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Einheimischen. Die Liste zunehmender Spannungen ließe sich fortsetzen. Gleichzeitig nimmt das Lebenstempo rasant zu, erodieren ethische Selbstverständlichkeiten und Standards und nehmen Orientierungsbedürfnisse zu. Einfache Zentralperspektiven, die einen Überblick versprechen, werden immer unwahrscheinlicher und finden aus guten Gründen immer weniger Zustimmung. Dies gilt – wie angedeutet – auch für die Ethik, die allein nur noch „Minima Moralia“ zuzulassen scheint.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Wedell, M. (2009). Ethik in prekären Zeiten. In: Dettling, D., Schüle, C. (eds) Minima Moralia der nächsten Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91635-4_16
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16475-5
Online ISBN: 978-3-531-91635-4
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