Zusammenfassung
In diesem Aufsatz soll es um die Bedeutung der Familiensprachen von Migrantinnen und Migranten für Sozialisation und Identitätsentwicklung gehen. Dabei gehe ich davon aus, dass Mehrsprachigkeit positive Effekte auf die Selbsteinschätzung, die Bildungsaspiration und die Familiensolidarität hat. Genau hier liegt der primäre Wert jeder Sprachentwicklung und Sprachförderung in der frühen Phase der Persönlichkeitsentwicklung und Bildung – alles andere sind in dieser Phase sekundäre Werte und Vorteile. Mir geht es, nicht um das Für oder Wider eines Kausaleffekts von Erstsprache bzw. Erstspracherwerb auf den Zweitspracherwerb, sondern, um es mit Essers Worten zu sagen, um die „Well-ness“ im Bereich von Sprache, Sozialisation und Identitätsentwicklung. Mithilfe von Sprachenporträts lässt sich folgendes zeigen: Der Großteil der von mir befragten Kinder und Jugendlichen konstruiert die eigene Identität mehrsprachig. D.h. das Modell des randständigen Sprechers wird hier ausgeweitet zu einer vielfach gar nicht problematisierten Mehrsprachigkeit. Alle Sprachen haben, so kann gezeigt werden, ihren biographisch wichtigen Ort in der Lebensgeschichte.
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© 2009 VS Verlag fÜr Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Krumm, HJ. (2009). Die Bedeutung der Mehrsprachigkeit in den Identitätskonzepten von Migrantinnen und Migranten. In: Gogolin, I., Neumann, U. (eds) Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91596-8_13
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