Zusammenfassung
Die neuen Medien haben in der Zeit ihrer Existenz bereits einen tief greifenden Wandlungsprozess vollzogen, der mindestens zwei zentrale Aspekte aufweist. Zum ersten kann man von der Ausbildung eines weltweit verfügbaren und in Hochgeschwindigkeit operierenden Netzwerkes sprechen, in dem jederzeit Jeder mit Jedem in Verbindung treten kann. Es geht in diesem Zusammenhang um einen Kommunikationsraum, der nach wie vor expandiert und dabei ständig neue Facetten ausbildet: leistungsfähigere Kommunikationsplattformen, innovative Präsentations- und Publikationsmöglichkeiten, multioptionale Handlungsumgebungen mit einer zunehmenden Partizipation der Nutzer etc.
Der vorliegende Aufsatz stellt eine maßgeblich erweiterte Fassung meines Disputationsvortrages dar, den ich am 5. Februar diesen Jahres am Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen gehalten habe (vgl. Pranz 2009). Ich widme diesen Text – mit herzlichem Dank und in freundschaftlicher Verbundenheit – meinem Lehrer und Doktorvater Herbert Willems, dessen wissenssoziologische ‚Lesart‘ des Theatralitätsbegriffs ich hier übernehme und, mit Blick auf das besondere gesellschaftliche Feld der neuen Medien, weiterzuführen versuche.
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Literatur
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Pranz, S. (2009). ‚Theatralität der Abwesenheit‛. In: Willems, H. (eds) Theatralisierung der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91586-9_19
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