1986 schlug das Restrisiko zu und zumindest in Teilen der politischen Landschaft Deutschlands war nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Der ukrainische Reaktorunfall von Tschernobyl im Frühjahr und die kaum enden wollende Serie von Chemieunfällen am Rhein im Spätherbst – angefangen vom Brand in einem Baseler Chemielager bis hin zu einer Kette von mehr oder weniger zufälligen Einleitungen von „Restmengen“ deutscher Chemieproduzenten – ließen bei großen Teilen der Bevölkerung den Eindruck entstehen, die rein nach Wachstum und Produktionsausdehnung strebende Wirtschaftsweise der Bundesrepublik und der gesamten industrialisierten Welt sei an einem Scheidepunkt angelangt. Die Reaktionen der Politik auf diese „Störfälle“1 waren allerdings nicht dazu geeignet, die aufkeimende Angst, oft nah am Rande zur Panik, einzuhegen. Das Informationschaos in den Wochen nach der Explosion des ukrainischen Reaktors war kaum zu überbieten:2 Kaum ein Lebensmittel erschien vollkommen sicher und unverstrahlt, fast immer gab es irgendeine Behörde oder ein Institut, die zuvor als nicht gesundheitsgefährdend bezeichnete Belastungswerte infrage stellten. Das Vertrauen in die Beschwichtigungen und Beruhigungsversuche der Politik schwand daher rasch und nach den Vorfällen am Rhein und den Vertuschungsversuchen der Chemiekonzerne war auch der Glaube an den Anstand von Politik und Wirtschaft schwer angeschlagen.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Butzlaff, F. (2009). Klaus Töpfer – der ewige Seiteneinsteiger. In: Lorenz, R., Micus, M. (eds) Seiteneinsteiger. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91569-2_5
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