In einem bislang nicht gekannten Maße erfreut sich der Mann gegenwärtig medialer Aufmerksamkeit. Folgt man dem Tenor der sich häufenden Berichterstattung in Presse, Rundfunk und Fernsehen über die Lage der Männer in der deutschen Gesellschaft, erscheint es allerdings als fraglich, ob „erfreuen“ der richtige Terminus ist. Von einem Aufstieg des weiblichen und einem Abstieg des männlichen Geschlechts berichten einschlägige Artikel und Sendungen. Der Titel des „Spiegel“ vom 23. Juni 2008 – „50 Jahre Emanzipation. Was vom Mann noch übrig ist“ – verdeutlicht dies exemplarisch. Das Titelbild zeigt einen aus der Vogelperspektive fotografierten muskulösen nackten Mann vor einer leeren weißen Wand, der den Oberkörper leicht nach vorne gebückt ängstlich nach oben in die Kamera schaut und mit beiden Händen sein Geschlechtsteil bedeckt – das einzige Insigne der Männlichkeit schützend, das ihm noch geblieben ist bzw. das die Frauen ihm gelassen haben. Ein aller sozialen Attribute von Männlichkeit entkleideter Mann – deutlicher lässt sich der Niedergang des Mannes bildlich kaum darstellen. Auch ohne die Interpretation dieser Inszenierung weiter zu führen, lässt sich feststellen, dass es schwer fällt, dieses Bild mit der Vorstellung von hegemonialer Männlichkeit zu verbinden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Altvater, Elmar, und Birgit Mahnkopf, 2002: Globalisierung der Unsicherheit. Arbeit im Schatten, schmutziges Geld und informelle Politik. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Armbruster, L. Christof, Ursula Müller und Marlene Stein-Hilbers, 1995: Einleitung. S. 7–21 in: Dies. (Hg.), Neue Horizonte? Sozialwissenschaftliche Forschung über Geschlechter und Geschlechterverhältnisse. Opladen: Leske + Budrich.
Aulenbacher, Brigitte, 2005: Subjektivierung von Arbeit. Ein hegemonialer industriesoziologischer Topos und was die feministische Arbeitsforschung und Gesellschaftsanalyse dazu zu sagen haben. S. 34–64 in: Karin Lohr und Hildegard Maria Nickel (Hg.), Subjektivierung von Arbeit. Riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Aulenbacher, Brigitte, Maria Funder, Heike Jacobsen und Susanne Völker (Hg.) 2007: Arbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesellschaft. Forschung im Dialog. Wiesbaden: VSVerlag.
Böhnisch, Lothar, 2003: Die Entgrenzung der Männlichkeit. Verstörungen und Formierungen des Mannseins im gesellschaftlichen Übergang. Opladen: Leske + Budrich.
Bonß, Wolfgang, 1999: Wie normal sind Erwerbsverläufe? S. 213–230 in: Siegfried Lamnek und Jens Luedtke (Hg.), Der Sozialstaat zwischen „Markt“ und „Hedonismus“. Opladen: Leske + Budrich.
Bourdieu, Pierre, 1997: Die männliche Herrschaft. S. 153–217 in: Irene Dölling und Beate Krais (Hg.), Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Castel, Robert, 2000: Die Metamorphosen der sozialen Frage. Eine Chronik der Lohnarbeit. Konstanz: UVK.
Connell, Robert W., 1993: The Big Picture: Masculinities in Recent World History. Theory and Society 22: 597–623.
Connell, Rober W., 1995: Neue Richtungen für die Geschlechtertheorie. Männlichkeitsforschung und Geschlechterpolitik. S. 61–83 in: L. Christof Armbruster, Ursula Müller und Marlene Stein-Hilbers (Hg.), Neue Horizonte? Sozialwissenschaftliche Forschung über Geschlechter und Geschlechterverhältnisse. Opladen: Leske + Budrich.
Connell, Robert W., 2000: Der gemachte Mann. Männlichkeitskonstruktionen und Krise der Männlichkeit. Opladen: Leske + Budrich.
Connell, Robert W., und Julian Wood, 2005: Globalization and Business Masculinities. Men and Masculinities 7: 347–364.
Deutschmann, Christoph, 1989: Reflexive Verwissenschaftlichung und kultureller „Imperialismus“ des Managements. Soziale Welt 40: 374–396.
Deutschmann, Christoph, Michael Faust, Peter Jauch und Petra Notz, 1995: Veränderungen der Rolle des Managements im Prozeß reflexiver Rationalisierung. Zeitschrift für Soziologie 24: 436–450.
Dinges, Martin, 2005: „Hegemoniale Männlichkeit“ – ein Konzept auf dem Prüfstand. S. 7–33 in: Ders. (Hg.), Männer – Macht –Körper. Hegemoniale Männlichkeiten vom Mittelalter bis heute. Frankfurt a.M., New York: Campus.
Donaldson, Mike, 1993: What Is Hegemonic Masculinity? Theory and Society 22: 643–657.
Dörre, Klaus, 2005: Prekäre Beschäftigung – ein unterschätztes Phänomen in der Debatte um die Marksteuerung und Subjektivierung von Arbeit. S. 180–206 in: Karin Lohr und Hildegard Maria Nickel (Hg.), Subjektivierung von Arbeit. Riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Dörre, Klaus, 2007: Prekarisierung und Geschlecht. Ein Versuch über unsichere Beschäftigung und männliche Herrschaft in nachfordistischen Arbeitsgesellschaften. S 285–301 in: Brigitte Aulenbacher, Maria Funder, Heike Jacobsen und Susanne Völker (Hg.), Arbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesellschaft. Forschung im Dialog. Wiesbaden: VS-Verlag.
Gottschall, Karin, und G. Günter Voß (Hg.) 2003: Entgrenzung von Arbeit und Leben. Zum Wandel der Beziehung von Erwerbstätigkeit und Privatsphäre im Alltag. München, Mering: Rainer Hampp Verlag.
Halford, Susan, 2006: Collapsing the Boundaries? Fatherhood, Organization and Home-Working. Gender, Work and Organization 13: 383–402.
Hearn, Jeff, 2004: From Hegemonic Masculinity to the Hegemony of Men. Feminist Theory 5: 49–72.
Hearn, Jeff, und David Collinson, 2006: Men, Masculinities and Workplace Diversity/Diversion. Power, Intersections and Contradictions. S. 299–322 in: Alison M. Konrad, Pushkala Prasad und Judith K. Pringle (Hg.), Handbook of Workplace Diversity. London: Sage.
Holst, Elke, und Friederike Maier, 1998: Normalarbeitsverhältnis und Geschlechterordnung. Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 31: 506–518.
Kerfoot, Deborah, und David Knights, 1996: ‚The Best is Yet to Come‘: The Quest for Embodiment in Managerial Work. S. 78–98 in: David L. Collinson und Jeff Hearn (Hg.), Men as Managers, Managers as Men. Critical Perspectives on Men, Masculinities and Managements. London: Sage.
Kreher, Thomas, 2007: „Heutzutage muss man kämpfen“. Bewältigungsformen junger Männer angesichts entgrenzter Übergänge in Arbeit. Weinheim, München: Juventa.
Kurz-Scherf, Ingrid, 2005: „Arbeit neu denken, erforschen, gestalten“ – ein feministisches Projekt. S. 15–35 in: Ingrid Kurz-Scherf, Lena Corell und Stefanie Janczyk (Hg.), In Arbeit: Zukunft. Die Zukunft der Arbeit und der Arbeitsforschung liegt in ihrem Wandel. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Laclau, Ernesto, und Chantal Mouffe, 2006: Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus. 3. Aufl. Wien: Passagen.
Lange, Ralf, 1998: Männer – Macht – Management. Zur sozialen Konstruktion von hegemonialer Männlichkeit im Management von Organisationen. Widersprüche 18 (67): 45–61.
List, Elisabeth, 1993: Die Präsenz des Anderen. Theorie und Geschlechterpolitik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Lohr, Karin, und Hildegard Maria Nickel (Hg.) 2005a: Subjektivierung von Arbeit. Riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Lohr, Karin, und Hildegard Maria Nickel, 2005b: Subjektivierung von Arbeit – Riskante Chancen. S. 207–239 in: Dies. (Hg.), Subjektivierung von Arbeit. Riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Meuser, Michael, 1998: Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster. Opladen: Leske+ Budrich.
Meuser, Michael, 2006: Hegemoniale Männlichkeit – Überlegungen zur Leitkategorie der Men's Studies. S. 160–174 in: Brigitte Aulenbacher, Mechthild Bereswill und Martina Löw (Hg.), FrauenMännerGeschlechterforschung. State of the Art. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Meuser, Michael, 2007: Herausforderungen. Männlichkeit im Wandel der Geschlechterverhältnisse. Köln: Rüdiger Köppe Verlag.
Meuser, Michael, 2008: Humankapital Gender. Geschlechterpolitik zwischen Ungleichheitssemantik und ökonomischer Logik. In: Sünne Andresen, Mechthild Koreuber und Dorothea Lüdke (Hg.), Gender and Diversity: Albtraum oder Traumpaar. Interdisziplinärer Dialog aktueller Tendenzen der „Modernisierung“ von Geschlechter- und Gleichstellungspolitik. Wiesbaden: VS-Verlag (im Druck).
Meuser, Michael, und Sylka Scholz, 2005: Hegemoniale Männlichkeit – Versuch einer Begriffsklärung aus soziologischer Perspektive. S. 211–228 in: Martin Dinges (Hg.), Männer – Macht – Körper. Hegemoniale Männlichkeiten vom Mittelalter bis heute. Frankfurt a.M., New York: Campus.
Müller, Ursula, Waltraud Müller-Franke, Patricia Pfeil und Sylvia Wilz, 2007: Zwischen De- Thematisierung und Vergewisserung. Geschlechterkonstruktionen im Organisationswandel am Beispiel Polizei. S. 32–55 in: Regine Gildemeister und Angelika Wetterer (Hg.), Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierungen. Widersprüchliche Entwicklungen in professionalisierten Berufsfeldern und Organisationen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Nickel, Hildegard Maria, 2007: Tertiarisierung, (Markt-)Individualisierung, soziale Polarisierung – neue Konfliktlagen im Geschlechterverhältnis? S. 27–44 in: Brigitte Aulenbacher, Maria Funder, Heike Jacobsen und Susanne Völker (Hg.), Arbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesellschaft. Forschung im Dialog. Wiesbaden: VS-Verlag.
Priddat, Birger P., 2001: Frauen als virtuelle Unternehmerinnen: Hyper-Organizations of Work, Life and Household. Ein Beitrag zur Geschlechterfrage in der New Economy. Sociologica Internationalis 39: 91–117.
Reckwitz, Andreas, 2008: Subjekt. Bielefeld: transcript.
Rudolph, Hedwig, 2007: Unternehmensberatungen als männliche Eliteorganisationen. S. 99–121 in: Regine Gildemeister und Angelika Wetterer (Hg.), Erosion oder Reproduktion geschlechtli cher Differenzierungen. Widersprüchliche Entwicklungen in professionalisierten Berufsfeldern und Organisationen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Scholz, Sylka, 2006: Männliche Herrschaft. Berliner Journal für Soziologie 16: 265–274.
Scholz, Sylka, 2007: Der soziale Wandel von Erwerbsarbeit. Empirische Befunde und offene Fragen. S. 51–67 in: Mechthild Bereswill, Michael Meuser und Sylka Scholz (Hg.), Dimensionen der Kategorie Geschlecht: Der Fall Männlichkeit. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Voß, G. Günter, 2007: Subjektivierung von Arbeit und Arbeitskraft. Die Zukunft der Beruflichkeit und die Dimension Gender als Beispiel. S. 45–60 in: Brigitte Aulenbacher, Maria Funder, Heike Jacobsen und Susanne Völker (Hg.), Arbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesellschaft. Forschung im Dialog. Wiesbaden: VS-Verlag.
Voß, G. Günter, und Cornelia Weiß, 2005: Ist der Arbeitskraftunternehmer weiblich? S. 65–91 in: Karin Lohr und Hildegard Maria Nickel (Hg.), Subjektivierung von Arbeit. Riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Meuser, M. (2009). Männlichkeiten in Bewegung – Zur Aktualität des Konzepts der hegemonialen Männlichkeit angesichts des Wandels von Erwerbsarbeit. In: Aulenbacher, B., Riegraf, B. (eds) Erkenntnis und Methode. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91566-1_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91566-1_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15899-0
Online ISBN: 978-3-531-91566-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)