Ein Bild, aufgenommen um das Jahr 1915, zeigt den großen Kirchenhistoriker und ersten Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Adolf von Harnack in vollem Ornat: dunkelgrüner Samttalar mit schwarzseidenem Innenfutter und einem Kragen aus orangeseidenem Velvet, Samtbarrett, Amtskette sowie das Kreuz des Ordens Pour le mérite (Buchardt 1996: 148). Es ist das Bild eines Mannes, eines hoch dekorierten Würdenträgers aus einer vergangenen Zeit. Was geht es uns heute noch an? Und doch. Es ist auch das Bild eines Charismatikers, der ein einfaches und klares Konzept der Führung dieser primär an der wissenschaftlichen Arbeit orientierten Forschungsinstitute der heutigen Max-Planck-Gesellschaft gegeben hat. Dieses noch heute gültige Prinzip wurde 1928 formuliert und heißt in einem Satz: „In so hohem Grade ist der Direktor die Hauptperson, dass man auch sagen kann: die Gesellschaft wählt einen Direktor und baut um ihn herum ein Institut“ (Münchener Neueste Nachrichten 1928). Der Direktor ist damit frei in der Wahl seiner Forschung, seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter und in der Qualifizierung seiner Forschungsmittel. Im Gegensatz zum Universitätsbetrieb ist er ebenfalls weitestgehend frei von Lehraufgaben. Ist damit auch eine gewisse Differenz zur Universität hergestellt, so kann man doch heute zumindest bei Berufungsverfahren auf bedeutende universitäre Lehrstühle feststellen, dass die Gestaltung eigener Forschungsthemen sowie der Umfang und die Auswahl des wissenschaftlichen Personals in den Verhandlungen eine wichtige Rolle spielen.
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Literatur
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Hildemann, K.D. (2009). Charismatische Führungspersönlichkeit und soziale Verantwortung. In: Eurich, J., Brink, A. (eds) Leadership in sozialen Organisationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91543-2_6
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