Im Rahmen einer Tagung am Institut für Zeitgeschichte in München zum Thema „Vertriebene in Deutschland“, die 1997 stattgefunden hat, wurde auch eine „Bilanz der soziologischen Literatur zur Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge nach 1945“ von Uta Gerhardt gezogen. Die von ihr aufgestellten Thesen sollen zum Ausgangspunkt meiner Ausführungen gemacht werden. Zu Beginn stellt Gerhardt fest, eine „erste intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal bzw. der Aufnahme insbesondere der Vertriebenen geschah im ersten Jahrzehnt der Geschichte der Bundesrepublik“ (Gerhardt 2000: 42f). Dem wird entgegengehalten, dass bereits vor Gründung der Bundesrepublik und in der unmittelbaren Folgezeit Soziologen in größerem Umfang zum Thema „Vertreibung“ forschten, publizierten und unter den Sozialwissenschaftlern zu den wohl am häufigsten konsultierten Flüchtlingsexperten zählten. Gerhardt kommt allerdings zu einem genau entgegengesetzten Schluss: „Seit ihrer Wiederentstehung nach dem Zweiten Weltkrieg hat es in der Bundesrepublik zwar eine Flut soziologischer Literatur, aber verhältnismäßig wenige Arbeiten über Vertriebene und Flüchtlinge gegeben“ (Gerhardt 2000: 61). Diesem Statement wird die These entgegengestellt, dass gerade die Arbeiten zu Vertriebenen- und Flüchtlingsfragen ein zentrales Arbeitsgebiet der westdeutschen Nachkriegssoziologie waren – getragen von ehemaligen „Reichssozifologen“.
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Klingemann, C. (2009). Flüchtlingssoziologen als Politikberater in Westdeutschland. Die Erschließung eines Forschungsgebietes durch ehemalige „Reichssoziologen“. In: Soziologie und Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91540-1_11
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