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Ausschluss der Elite

Hochschulreform als Exklusion erarbeiteter Kompetenz?

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Zusammenfassung

Die Hochschul- und Dienstrechtsreform von 2002 sollte mit der Einführung der Juniorprofessur das Hochschulsystem auf einen Schlag von Grund auf reformieren, den wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Fesseln des alten Systems befreien, ihn verjüngen und dem Forschungsstandort Deutschland zu neuem Glanz verhelfen. Dies ist mittlerweile Vergangenheit. Die rot-grüne Bundesregierung ist längst abgelöst worden und heute sind schon wieder neue und vermutlich noch stärker umwälzende Veränderungen im Hochschulsystem im Gange. Hochschulen haben mit Experimentierklauseln in den Hochschulgesetzen „mehr Autonomie“ erhalten, vor allem ihre Leitungen, Universitäten sollen siegreich im Exzellenzwettbewerb sein, den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland verteidigen, aber nach innen handhabbar für allfällige Rankings klarstellen, was und wo die Elite jeweiliger Disziplinen studiert. Die Universitäten werden vermutlich über kurz oder lang rechtlich so umstrukturiert und juristisch überformt werden, dass die alten Grundsätze z.B. zur Berufung von Professoren nach den Regeln von Chancengleichheit und Bestenauslese, zum einheitlichen Status des Professors als Lehrender und Forschender, zur Gremien- Selbstverwaltung innerhalb der Gliederungen der Universität sowie zur – unzureichenden aber immerhin noch vorhandenen – Mitbestimmung der Statusgruppen in der Gremienuniversität irgendwann gänzlich Vergangenheit sein werden. Welche Rechtsformen die neuen „Herausforderungen“ des Elite- und Exzellenzwettbewerbs mit sich bringen, darf mit Spannung erwartet werden. Allerdings lässt sich bereits aus der ohnehin wirkungsmächtigen „Verbetriebswirtschaftlichung“ im Management öffentlicher Einrichtungen und der bereits verwirklichten „Hochschulreform durch Wettbewerb“ erkennen, wohin die Reise in der Zukunft wohl gehen wird. Eines darf als sicher gelten: Demokratischer wird es nicht werden, und die „Autonomie“, d.h. der Gestaltungs- und Selbstbestimmungsspielraum der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Forscher wird nicht größer, sondern kleiner. Nur wer zu den privilegierten Netzwerken und zur „Forschungsexzellenz“ gezählt wird, darf noch auf Ressourcen und Unterstützung rechnen; die anderen haben sich klaglos und unter vermutlich eher kärglichen Bedingungen der massenhaften Ausbildung der Studierenden zu widmen.

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Paul Kellermann Manfred Boni Elisabeth Meyer-Renschhausen

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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH

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Berghahn, S. (2009). Ausschluss der Elite. In: Kellermann, P., Boni, M., Meyer-Renschhausen, E. (eds) Zur Kritik europäischer Hochschulpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91503-6_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91503-6_11

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-16314-7

  • Online ISBN: 978-3-531-91503-6

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