Bei Bauarbeiten in der heutigen Kalverstraat, mitten im Herzen von Amsterdam, haben Archäologen Rudimente aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Durch die Rekonstruktion des damals dort gelegenen Handwerkerhauses kann man nachvollziehen, dass das Haus sukzessive um eine Etage erweitert wurde. Amsterdam war zu jener Zeit nur ein kleines Dorf von 25 Metern Durchmesser, mühsam auf dem Amsteldam angesiedelt. Es entschloss sich, sich dem jeweils steigenden Wasserspiegel in der Weise anzupassen, dass es nicht in das Hinterland, sondern in die Höhe floh.503 Die Expansion über die Wasserhöhe hinweg konnte al- lerdings nicht als individuelles Unterfangen, sondern nur als Gemeinschaftsakt gelingen. Ab 1380 lassen sich gezielte Kanalbauten nachweisen, von denen alle Siedler profitierten und die nur als ein systematisches Gemeinschaftsprodukt entstanden sein konnten.504 Die weitere Entwicklung Amsterdams lässt sich als permanente Intensivierung und Anwendung dieses Prinzips der Selbstorganisation lesen: Es folgt in gleicher Weise der Damm- und Kanalbau im Jahr 1425 (Kloveniersburgwal) und in 1450 der Singel. Diese Schlacht der wenigen Tausend Einwohner gegen das Amstelwasser prägte Amsterdams morphologische Stadtstruktur, die bis heute noch erlaubt, den damaligen räumlich-gesellschaftlichen Entwicklungsmodus zu rekonstruieren.505 Mit der verstärkt einsetzenden Landflucht im 16. Jahrhundert wurden die niederländischen Städte immer mehr mit der Frage ihrer weiteren räumlichen Ausbreitung konfrontiert. In Amsterdam ist in jener Zeit der „Grachtengordel“ entstanden, Zielpunkt heutiger Besuchsreisen. Amsterdam war aber keineswegs zu diesem oder späteren Zeitpunkten eine rational durchgeplante Stadt: „It is amazing that Amsterdam in the 17th century actually never had a fully-flegded expansion plan.“506
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Eckardt, F. (2009). Amsterdam: Urban Governance. In: Die komplexe Stadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91492-3_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91492-3_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16507-3
Online ISBN: 978-3-531-91492-3
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)