Seit einiger Zeit geistert der Begriff „Muslimische Jugend in Deutschland“ durch die Medien und man fragt sich, ob dieser Begriff nicht mehr Kohärenz suggeriert als bei Jugendlichen aus den entsprechenden Herkunftskulturen tatsächlich vorhanden ist. Würden sich deutsche Jugendliche in Nordafrika oder in der Türkei mit der Bezeichnung „Christenjugend“ zutreffend eingeordnet fühlen? Nehmen wir das Beispiel des Rollbergviertels in Berlin-Neukölln, eben das Wohnviertel, aus dem viele Besucher der mittlerweile berüchtigten Rütli-Schule stammen. Die dort lebenden Familien von Türken, Kurden und Libanesen („Araber“) haben einen gemeinsamen Status von „nicht – angekommenen“ Zuwanderern. Sozialstrukturell betrachtet unterschichten sie die einheimische Unterschicht noch einmal. Aber zusammenführen oder verbinden tut sie der Islam in keiner Weise. Im Gegenteil, bei interkulturellen Konflikten dienen „religiöse Versatzstücke“ der Legitimation von Verhaltensweisen, die mit Religion nicht zu tun haben, sondern „alltägliche gewalttätige Kommunikationsformen“ (Heinemann 2006: 111) in den Familien und im Gleichaltrigenbereich legitimieren sollen.
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Literatur
Behn, Sabine und Dorte Schafranke (2007), Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Jugendarbeit und Stadtteilarbeit. Camino – Werkstatt für Fortbildung. Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich. Berlin.
Heinemann, G. (2006), Mädchentreff oder Hurenclub? Soziale Ausgrenzung und Fundamentalismus sind Herausforderungen für die Jugendhilfe. In: Unsere Jugend Heft 3, pp. 110 – 121.
Institut des Rauhen Hauses für Soziale Praxis/Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung/Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (2007), Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Jugendhilfe und Schule – Zwischenbericht. Hamburg/Berlin/Mainz.
Kersten, J. und P. Kiefner (2007), „Wir sind, wie wir sind. Aber warum sind die anderen anders?“ (Interkulturelle Kompetenz): In: Polizei-heute, Heft 1, pp. 18 – 26.
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Ahmari, R., Kersten, J. (2009). Die Reichweite von Interkultureller Kompetenz. In: Liebl, K. (eds) Polizei und Fremde – Fremde in der Polizei. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91467-1_12
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