Auszug
Wenn man auf die Geschichte der (westdeutschen) Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg zurückblickt und sich ihre Auffassungen über die Struktur und die Entwicklung sozialer Ungleichheit anschaut, dann gibt es eine Reihe von Auffälligkeiten. Auffällig ist die oftmalige Nähe von Theorien und Forschungsprojekten der Soziologie als Gegenwartsgesellschaft zum Geist der jeweiligen Zeit, womit sie sich beschäftigen. Ein Beispiel unter vielen anderen liefert etwa G. Schulzes Buch zur Erlebnisgesellschaft. Das ist eine mit Milieutypologien operierende Studie, deren Text nur auf dem damaligen Höhepunkt der Konjunktur und der annähernden Vollbeschäftigen geschrieben und veröffentlicht werden konnte (1992). Als alsbald die Konjunktur einbrach und sich das unangenehme Erlebnis der Arbeitslosigkeit immer mehr ausbreitete, erlitt die „Erlebnisgesellschaft“ das Schicksal vieler anderer modischer Typenbegriffe für die Gesamtgesellschaft. Er wurde von anderen, dem veränderten Zeitgeist bequemeren ersetzt. Nicht anders verhält es sich mit einigen strammen Anmerkungen zur Entwicklung sozialer Ungleichheiten in der Bundesrepublik, die nicht allein von Milieutheoretikern stammen. Sie erwecken zu den gegenwärtigen Zeiten, wo sich nicht nur sog. „Alt-Linke“ kaum noch der Vermutung erwehren können, der Kapitalismus sei samt einer Reihe seiner selbstdestruktiven Potentiale historisch immer noch da, ein wenig den Eindruck soziologischer Merkwürdigkeiten. Das kann man an professionellen Urteilen über die Bedeutung materieller Interessen ablesen. Folgende kleine Auswahl von Verlautbarungen zum Problem der lebensweltlichen Bedeutung von Arbeit, Beruf und Geldeinkommen durch abhängige Arbeit reicht zur Begründung des Eindrucks der Merkwürdigkeit vielleicht aus.
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Wichtige Bezugstexte
J. Ritsert: »Problem« und »Interesse«. Lexikalische Stichworte zu einem vielgebrauchten Begriffspaar, in ders.: Gesellschaft. Einführung in den Grundbegriff der Soziologie, Frankfurt/M 1988, S. 320 ff.
M. Weber: Die »Objektivität« sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in ders.: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1922 ff. (UTB-Ausgabe), S. 161–163. OSSE.
Kommentar
J. Ritsert: Ideologie. Theoreme und Probleme der Wissenssoziologie, Münster 2002, S. 56–71 (insbes. Abschnitt 3.2.4.).
Literaturhinweise zum Anhang
N. Luhmann: Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Frankfurt/M 1984. SoS.
N. Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/M 1997. GdG.
N. Luhmann: Inklusion und Exklusion, in ders.: Soziologische Aufklärung 6: Die Soziologie und der Mensch, Wiesbaden 2005. EI.
K. Malowitz: Die neuere Systemtheorie und das Konzept der sozialen Exklusion, in: Berliner Debatte, Initial, 13. Jh. (2002), Heft 1, S. 55 ff. NST
R. Stichweh: Inklusion und Exklusion in der Weltgesellschaft. Am Beispiel der Schule und des Erziehungssystems. (Auf der Home-Page des Autors/Universität Luzern).
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(2009). Der Geist und die ökonomischen Interessen.. In: Schlüsselprobleme der Gesellschaftstheorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91436-7_13
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