Auszug
Im antiken Griechenland war die Demokratie als Staatsform auf eine alle verbindende Sittlichkeit bezogen, in der die erwachsenen Männer als gleich galten, weil und sofern sie gleichermaßen als moral- und sprachfähig angesehen wurden. Sie waren damit alle zur gemeinsamen Beratung und Mitentscheidung der gemeinsamen Angelegenheiten geeignet und befugt. In der seit dem vierten nachchristlichen Jahrhundert folgenden geschichtlichen Epoche des Mittelalters war die Kultur Europas von der christlichen Metaphysik durchdrungen. Sie wurde unter dem Einfluss prägender Philosophen wie Aurelius Augustinus, aber auch der Rechtfertigungspraxis christlicher Staatsregenten als eine unanfechtbare, absolut gewisse Begründung für die Überzeugung verstanden, dass allein der auf Ungleichheit der Befähigungen und Einsichten beruhenden hierarchische Aufbau von Gesellschaft und Staat der Weltordnung Gottes entspreche. Je näher die Personen dem rein geistigen Wesen Gottes stünden, desto höher müsse auch ihre Position in der weltlichen Rangordnung sein, bis hinauf zur Spitze des Staates, dem herrschenden Fürsten. Dieser aber bedürfe zu seiner vollständigen Legitimation der Unterwerfung unter die christliche Lehre und ihre praktischen Gebote wie sie von den Repräsentanten der Kirche vertreten werden.
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Weiter führende Literatur
Hobbes, Thomas 2002: Leviathan — oder Stoff, Form und Gestalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates; Hrausgegeben und eingeleitet von Iring Fetscher, Frankfurt/M.
Locke, John 2006: Zwei Abhandlungen über die Regierung, Frankfurt/M.
Rousseau, Jean-Jacques 1986: Vom Gesellschaftsvertrag. Oder die Grundsätze des Staatsrechts, Ditzingen.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2009). Grundlegung der Moderne: Naturrecht und Gesellschaftsvertrag. In: Was ist Demokratie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91434-3_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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