Entstehungsanalyse: Die Makroperspektive

Auszug

Dieses Kapitel führt die ersten empirischen Analysen zu den lokalen Austauschnetzwerken ein. Theoretisch wie empirisch widmet es sich der Entstehung und Verbreitung der Tauschringpopulation in Deutschland. Mit ihren organisierten, kollektiven Bemühungen üben die Tauschringe am bestehenden System Kritik aus und streben auf lokalem Level eine Lösung gesellschaftlicher Probleme an. Somit können sie als soziale Bewegung charakterisiert werden. Um die gewünschten Änderungen jedoch durchsetzen zu können, müssen die entscheidungsrelevanten Informationen und Probleme entsprechend dargestellt und verarbeitet werden — die Bewegung muss einen Institutionalisierungsprozess durchlaufen. Außerdem muss sie sich für ihre Etablierung gute Mobilisierungsstrukturen aufbauen (McAdam/McCarthy/Zald 1996). Im ersten Abschnitt dieses Kapitels werden daher das Framing und die von den Tauschringen gewählten Strategien zur Ressourcenmobilisierung beleuchtet (5.1). Im Anschluss an diese Einführung setzt sich der zweite Abschnitt mit möglichen Entstehungshintergründen der Tauschringbewegung in Deutschland auseinander. Den Prämissen der populationsökologischen Organisationsforschung folgend werden Umweltbedingungen erforscht, welche die Herausbildung der Tauschringpopulation beeinflussen. Für die Ausbreitung der informellen Ökonomie werden gewöhnlich vier Ursachenkomplexe verantwortlich gemacht: Staatsversagen, Marktversagen, strukturelle Veränderungen am Arbeits- markt und allgemeiner Wertewandel. Stehen diese Faktoren mit der Entstehung der lokalen Austauschnetzwerke in Verbindung (5.2)?