Auszug
Lost Highway, Mulholland Drive und The Straight Story lösen sich von der homogenen Zeitordnung und ziehen ihr Publikum in den Bann eines subjektiven Zeiterlebens. So beschwört Lost Highway — die Geschichte eines vermeintlichen Mörders, der sich seiner Tat nicht entsinnen kann — das Schreckszenario einer unkontrollierbaren Vergangenheit herauf. The Straight Story wiederum zeichnet mit der letzten Reise eines alten Mannes ein melancholisches Bild der Vergänglichkeit. Mulholland Drive schließlich lässt zwei Versionen einer Hollywood-Karriere miteinander konkurrieren und schöngefärbte Erinnerungen an ihrem alptraumhaften Gegenstück zerschellen. Lynchs bis dato letzten Kinoproduktionen formieren Temporalität in einer Weise, die den Konzeptionen von Bergson und Deleuze sehr ähnlich ist. Protagonisten tauchen in ein autarkes Gedächtnis ab und streifen auf Gleichzeitigkeitsfeldern umher — sie werden in Zeitspaltungen hineingezogen und in virtuelle Möglichkeitsspiele verwickelt. In jedem der Filme gerät das subjektive Erlebnis der Zeit zur Grenzerfahrung. Es führt die Figuren an die dunklen Ränder ihrer Erinnerungen, in den Wahnsinn oder an das Ende ihres Lebens.
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(2009). Welcome in Lynchland. In: Zeitspieler. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91420-6_10
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