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Transnationale Diskursgemeinschaften? — „Europa“ als Hintergrunddebatte der Irakkrise 2003 in linksliberalen Medien in Deutschland und Großbritannien

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Nationales oder kosmopolitisches Europa?

Auszug

Der amerikanische Politikwissenschaftler Robert Kagan hat im Juni 2002 zunehmende außenpolitische Spannungen zwischen den USA und Europa als Ausdruck divergierender politischer Kulturen diagnostiziert2. Er etikettierte die USA als „Mars“ und Europa als „Venus“ und ordnete ersteren der „modernen“ Welt Hobbes und letztere einer „postmodernen“ Welt Kants zu. Mit der manifesten Krise der transatlantischen Beziehungen im Zusammenhang des Irakkrieges 2003 wurde Kagan’s Label zu einem Deutungsrahmen, der in der deutschen Öffentlichkeit die Konfliktwahrnehmung strukturierte. Solch eine Popularisierung Kagans verkehrte allerdings die Intention seiner These: Der neokonservative Politikwissenschaftler hatte die Divergenz außenpolitischer Kulturen weder aus spezifischen kulturellen Traditionen, noch aus unterschiedlichen Machtressourcen erklärt sondern — im Sinne des konstruktivistischen Forschungsparadigmas — als Wissen dekonstruiert, das jeweils unterschiedlichen Positionen und Erfahrungen in der Periode des Kalten Kriegs entsprach.3 Die Hypostasierung der These von den zwei Kulturen zum Deutungsrahmen blendet diese Reflexion der Bedingtheit der kulturellen Dispositionen aus und gibt ihr ideologische Funktion.

Die Fallstudie zum The Guardian wurde im Wesentlichen von Johanna Rehner und die zur Le Monde Diplomatique von Sophie Schmitt erstellt. Im ersten Fall hat die Herausgeberin die Analyse ergänzt und im Interesse der Vergleichbarkeit modifiziert, im zweiten Fall nur auf die Ergebnisse zurück gegriffen. Die Fallstudie zur Süddeutschen Zeitung wurde von Melanie Tatur durchgeführt unter Rückgriff auf Materialien, die Patrick Kadereit zusammengestellt hat. Die Einleitung, die Ausformulierung des Textes und der Vergleich stammen von Melanie Tatur.

Die Fallstudie zum The Guardian wurde im Wesentlichen von Johanna Rehner und die zur Le Monde Diplomatique von Sophie Schmitt erstellt. Im ersten Fall hat die Herausgeberin die Analyse ergänzt und im Interesse der Vergleichbarkeit modifiziert, im zweiten Fall nur auf die Ergebnisse zurück gegriffen. Die Fallstudie zur Süddeutschen Zeitung wurde von Melanie Tatur durchgeführt unter Rückgriff auf Materialien, die Patrick Kadereit zusammengestellt hat. Die Einleitung, die Ausformulierung des Textes und der Vergleich stammen von Melanie Tatur.

Die USA sicherte — gestützt auf ihre militärische Macht — das globale Machtgleichgewicht. Europa integrierte sich und institutionalisierte — im Schutz des amerikanischen Sicherheitsschirms — mit der Europäischen Union neuartige Formen zwischenstaatlicher Kooperation. Kagan wirft in seinem Text beiden außenpolitischen Kulturen vor, dass sie ihre eigene Bedingtheit nicht reflektieren. Der amerikanischen, dass sie zu gleichgültig sei gegenüber der innovativen Erfahrung der Europäer; den Europäern, dass sie naiv seien, wenn sie ihre Erfahrung als Muster einer Weltordnung verallgemeinerten und damit die machtpolitischen Rahmenbedingungen dieser Erfahrung ausblendeten. zwei Kulturen zum Deutungsrahmen blendet diese Reflexion der Bedingtheit der kulturellen Dispositionen aus und gibt ihr ideologische Funktion.

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  1. Robert Kagan: Power and Weakness, in: Policy Review 113, Juni 2002; vgl. auch derselbe: Macht und Ohnmacht. Amerika und Europa in der neuen Weltordnung, Siedler Verlag Berlin 2003.

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  2. Polly Toynbee in: The Guardian 21.03. 2003; Jeremy Rifkin in: The Guardian 26.04.2003.

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  3. Peter Mandelson in: The Guardian 10.03.2003; ganz ähnlich, nur mit anderen Labels vgl. T. Gortan Ash in: The Guardian 20.03.2003.

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  4. Ian Black in: The Guardian 15.03.2003.

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  5. Vgl. Robin Cook in Guardian 17.03.2003.

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  6. Robin Cook in: The Guardian 17.03.2003.

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  7. zit. nach Gwyn Prins in: The Guardian 15.03.2003.

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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Rehner, J., Schmitt, S., Tatur, M. (2009). Transnationale Diskursgemeinschaften? — „Europa“ als Hintergrunddebatte der Irakkrise 2003 in linksliberalen Medien in Deutschland und Großbritannien. In: Nationales oder kosmopolitisches Europa?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91407-7_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91407-7_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-531-91407-7

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