Auszug
Die Betroffenenperspektive, zumal in frauenspezifischer Sicht, blieb bei der Ausgestaltung der Grundsicherung für Arbeitssuchende unterbelichtet. Daher gewinnt die Frage danach, wie betroffene Frauen die Neuordnung der Regelungen für Langzeitarbeitslose und erwerbsfähige Hilfebedürftige erfahren haben, besondere Relevanz. Zum einen bezieht sich dies auf die konkreten Folgen des Übergangs zum ALG II in wirtschaftlicher, sozialer, psychischer, räumlicher und politischer Dimension aus Sicht betroffener Frauen. Welche konkreten Probleme erzeugte die beschleunigte und sozialpolitisch umstrittene Umsetzung des SGB II in dieser Phase aus individueller Sicht?
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Literatur
So äußerte eine der beiden Nichtleistungsempfängerinnen beim Telefongespräch: „Was soll das für einen Sinn machen? Für die existiere ich nicht mehr, für die bin ich tot. Und wenn ich mit Ihnen rede, kommt mir das nur wieder hoch. Nee, das tut mir gar nicht gut“ (Elfriede H., Telefonprotokoll, 25.04.06).
Im folgenden steht „I“ für das erste Interview im Frühjahr/ Sommer 2005, „II“ für das zweite Interview in 2006.
Vgl. 20 SGB II. Die früheren einmaligen Beihilfen wurden „ganz überwiegend gestrichen“ und „pauschalisiert“ in die Regelleistung (345 Euro) aufgenommen, die um ca. 16% über der bisherigen Sozialhilfe liegt. (Münder 2005: 245, fett i. O.) Ausnahmen von den Regelleistungen sind in § 23 SGB II (Abweichende Erbringung von Leistungen), geregelt. Viele Leistungen werden demnach in vielen Fällen nur noch in Form von Darlehen gewährt. Vgl. die ausführliche Kommentierung von Münder 2005: 287ff.
Vgl. vom SPD-Bundesvorstand herausgegebener Flyer „Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen (Hartz IV). Fakten und Argumente“, 2004, Berlin
Was der Bereichsleiter 1 mit den Worten kommentierte: „Das sind meist Leute, die von außen eingestellt wurden. Die sehen in denen keine Feinde, sondern Kunden“ (Interviewprotokoll 28.10.06).
Der Bezug zu Frankreich hatte einen aktuellen Hintergrund. Zum Zeitpunkt der zweiten Gesprächswelle im Frühjahr/ Sommer 2006 erlebten die Vorstädte der französischen Hauptstadt schwere Unruhen und offenbarten schwerwiegende Desintegrationstendenzen in der französischen Gesellschaft. Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund machten ihrem Frust ob der steten Ausgrenzungs-und Armutserfahrungen Luft.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2009). Die individuelle Perspektive. In: Soziale Bürgerrechte unter Druck. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91405-3_3
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