Auszug
In den bisherigen Kapiteln wurde erörtert, wie Risikoeinstellungen von individuellen politischen Akteuren und Gruppen repräsentiert werden. Hauptsächlich ging es dabei um intrinsische Vorgänge, wobei rationale und kognitiv-psychologische Einflussfaktoren unterschieden wurden. Das letzte Kapitel behandelte kritische Aspekte der Informationsverarbeitung und des Lernens, die ebenfalls auf die Konstruktion von Risikoeinstellungen einwirken. Damit wurde zudem der Tatsache Rechnung getragen, dass internationale Beziehungen und Konflikte eine Funktion organisatorischer Entscheidungsprozesse sind. Inwieweit einzelne Führungspersonen, einflussreiche Gruppen und Bürokratien diese Entscheidungsprozesse bestimmen, ist eine der zentralen Fragen der außenpolitischen Analyse.
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Waltz (2001/1959).
So untersucht Maoz (1990b), wie sich außenpolitische Präferenzen von staatlichen Entscheidungsträgern durch Rückwirkungen aus dem internationalen System und seiner Interaktionsprozesse verändern. Siehe allgemein Schelling (1978) zum Zusammenhang zwischen Micromotives und Macrobehavior.
Siehe Cioffi-Revilla (1998).
Auch wenn diese Studie mit dem Fokus auf Risikoeinstellungen von Akteuren der Unterscheidung von Hollis/ Smith (1991) zwischen „Erklären“ und „Verstehen“ internationaler Beziehungen nahesteht, so verweist die Einbeziehung struktureller Faktoren von Motiven und Einstellungen doch auf die Notwendigkeit einer Verbindung der beiden Konzepte.
Siehe bes. Brecher (1993), Brecher/Wilkenfeld (2000). Gewalt bedroht unmittelbar die körperliche Unversehrheit; siehe etwa Trotha (1997, 26). In den internationalen Beziehungen ist die „Unverletztlichkeit“ der Grenzen, die territoriale Integrität, ein wichtiger Grundsatz.
Fearon (1995).
Für Ansätze dazu siehe Bueno de Mesquita/ Lalman (1992); Powell (1999).
Zum Forschungsstand siehe Bennett/ Stam (2004), Diehl (2004), Russett/Oneal (2001), Vasquez (2000), Geller/Singer (1998). Für einen Reader zu den unterschiedlichen Methoden der Kriegsund Friedensursachenforschung siehe Vasquez/Henehan (1999). Die quantitative Kriegsursachenforschung ist stark diversifiziert und kommt nicht immer zu einheitlichen Ergebnissen. Es empfiehlt sich daher die Einbeziehung von qualitativen Typologien wie etwa die zu den Formen des Kriegsbeginns von Ruloff (2004).
Zur vergleichweise friedlichen zwischenstaatlichen Entwicklung in Lateinamerika im 20. Jahrhundert siehe Werz (2005, 117 ff.) und Holsti (1996). Der Krieg zwischen Ecuador und Peru im Jahr 1995 ist in Südamerika die Ausnahme seit 1948.
Nye (2006). Teilweise wird in diesem Zusammenhang bereits von einer „postnationalen Konstellation“ gesprochen; siehe etwa Zangl/Zürn (2003). Für Holsti (2004) bleibt der Territorialstaat der primäre Träger internationaler Beziehungen.
Vasquez/ Henehan (2001).
Holsti (1991, 306 ff.).
Brecher (1993, 153).
Hensel (2000), Huth (2000).
Als solche bezeichnete der konservative Politiker Benjamin Disraeli in Großbritannien die Gründung des Deutschen Reiches; siehe Hildebrand (1995, 14).
Siehe den verdienstvollen Sammelband von Greiner/ Müller/ Walter (2006).
In der deutschen Forschung über internationale Beziehungen erlebt diese Diskussion eine Renaissance; siehe Münkler (2005). Aus der Sicht der Konfliktforschung ist daran zu erinnern, dass Imperien mit dem Schwert errichtet werden, was bei der Frage, ob sie anschließend für eine stabile Friedensordnung sorgen, wohl nicht unbeachtet bleiben darf.
Für Triepel (1961/1943) kennzeichnet Hegemonie die „Selbstbändigung“ von Macht (148 f.).
Gilpin (1981, 186 ff.). Inspiriert werden die Theorien der Vormachtkonflikte bis heute von Thukydides’ (2002) Geschichte des Peleponnesischen Krieges. Siehe kritisch zu dieser Rezeption Lebow/ Strauss (1991).
Organski/ Kugler (1980). Für einen Forschungsbericht siehe DiCicco/Levy (1999). Zur Relevanz der Theorie nach dem Ende des Kalten Krieges siehe Lemke (1997).
Huth/ Bennett/ Gelpi (1992); Tessman/Chan (2004).
Lemke (2002).
Vasquez (1993, 75 ff.).
Siehe dazu auch Leng (1983; 1993).
Vasquez (1993, 292 ff.).
Siehe Diehl/ Gortz (2000), Thompson (1995), Colaresi/Thompson (2002a; 2002b), Rasler/ Thompson (2006).
Geller (2000).
Leng (2000, 267 ff.).
Zum Strategic-Choice-Ansatz siehe Lake/ Powell (1999).
In Anlehnung an Schellings „competition in risk taking“ (1966).
Siehe auch Scarborough (1988); die Verbindung zwischen Risikoeinstellungen und der erwarteten Unterstützung für die eigene Politik bzw. die des Gegners ist eine Variation des in Kapitel 4.3 thematisierten Zusammenhangs zwischen Sicherheit und Autonomie.
Siehe dazu besondes Jervis (1976).
Deutsch (1957).
Das Thema ist hier nicht im einzelnen auszuführen. Die Menschenrechte sind das eine Mal schützenswert, und das andere Mal bleibt eine Intervention aus, wie in Ruanda 1994. Während in Afghanistan nach dem Krieg 2001/2002 zu wenige Ressourcen in den Aufbau des Landes investiert wurden, muss die Anti-Terror-Politik im Mittleren Osten (mit dem ungelösten Palästina-Problem und der Irak-Besetzung im Zusammenhang) als offenkundig widersprüchlich und teilweise kontraproduktiv gelten. Siehe dazu die Analyse von Clarke (2004).
Bueno de Mesquita (2006, 413 ff.).
Linz (2000).
Bei den meisten internen Regimewechseln finden Tipping-Prozesse statt (Schelling 1978, 79 ff.), in denen die Erwartungen oppositioneller und regimetreuer Gruppen über die Entwicklung der Kräfteverhältnisse umschlagen. Wie diese Prozesse von außen beeinflusst werden können, so dass der Prozess möglichst gewaltfrei abläuft, ist ein interessanter, wenn auch nicht unumstrittener Gegenstand der neuen sozio-politischen Forschung; siehe maßgeblich dazu Schock (2005).
Mintz (2004).
Nach Mansfield/ Snyder (2005) ist in neuen und unreifen Demokratien die riskante Hinwendung zu Populismus und Nationalismus eine Folge noch schwacher politischer Institutionen. Für die erhöhte Kriegsneigung von neuen Demokratien werden dort eine Fülle historischer (angefangenen mit den Kriegen nach den französischen Revolutionen ab 1792 bzw. 1849) wie zeitgenössischer Beispiele zwischenstaatlicher und innerstaatlicher Kriege angeführt, über die sich im einzelnen diskutieren ließe: die türkische Invasion Zyperns 1974, die Aggressionen Serbiens gegen Kroatien und Bosnien ab 1991 und der Kosovo-Krieg 1999, der Krieg zwischen Armenien und Aserbeidschan 1992, der militärische Konflikt zwischen Ecuador und Peru bis 1995, der Kargil-Krieg zwischen Indien und Pakistan 1999, der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea 1998 bis 2000 und nicht zuletzt die Kriege Russlands in Tschetschenien nach 1994 und 1999.
Für einen Überblick siehe Zürn (2002, 253 ff.). Das Konzept der Interdependenz wurde vor allem von Keohane/Nye (1977) entwickelt.
Russett/ Oneal (2001, 125 ff.).
Es ist daran zu erinnern, dass wirtschaftliche Sanktionen in den Zielländer zu Versorgungsmängeln und Opfern unter der Zivilbevölkerung führen können. Für einen aktuellen Forschungsbericht zur kontroversen Bewertung von Wirtschaftssanktionen siehe Rudolf (2006).
Rosecrance (1986).
Weede (1996, 155); ders. (2005 a, b). Zu seiner Hauptstudie siehe Weede (1975). Herausgefordert wird das Konzept des kapitalistischen Frieden etwa von Schneider/Barbieri/Gleditsch (2003).
Zu den vielfältigen Erscheinungsformen des Populismus siehe Werz (2003).
Kant (1953/1795).
Nach Siedschlag (2000) sind Institutionen geeignet, Antworten auf strategische Probleme und subjektive Interpretationen sozialer Arrangements zu geben.
Simmons/ Martin (2002, 196).
Zur Regimetheorie siehe Hasenclever/ Mayer/ Rittberger (1997); Sprinz (2003). Zu den Aspekten der Sicherheitskooperation siehe Müller (2002).
Siehe aber das bindende Streitbeilegungsverfahren im Rahmen der World Trade Organization (WTO); dazu jetzt Zangl (2006).
Siehe nochmals Russett/ Oneal (2001).
Die Logik der ökonomischen Theorie der Verfassungsdemokratie nach Buchanan/ Tullock (1962), die unter anderem eine Begründung des Log-rolling bzw. Tauschhandels zwischen verschiedenen Themen beinhaltet, trifft insoweit auch auf Entscheidungen in internationalen Institutionen zu (ebd., 131 ff.). Grundsätzlich sind solche Tauschhandel effizient, weil sie es erlauben, die Intensität der Präferenzen der beteiligten Akteure zu berücksichtigen.
Finnemore/ Sikking (1998).
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(2009). Strukturelle Faktoren von Risikoeinstellungen. In: Risikoeinstellungen in internationalen Konflikten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91402-2_7
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