Auszug
Psychologisches Wissen hat in den letzten Jahrzehnten Eingang in nahezu alle Bereiche unseres Lebens gefunden und dort zumeist auch wichtige Veränderungen angestoßen. Ein bis heute noch weitgehend weißer Fleck für Psychologen ist der Mensch als Anleger1: Dies sind allein in Deutschland über 18 Millionen Personen, die sich aus unterschiedlichen Motiven mit dem Aufbau und Erhalt von Vermögen in Form von Wertpapieren beschäftigen.2 Trotz mehrfacher Hinweise, wie wichtig das Erleben und Verhalten der Menschen bei der Anlage von Kapital ist, hat sich an dem seit langer Zeit feststellbaren Desinteresse der Psychologie an dieser Personengruppe wenig geändert. Völlig verändert hingegen haben sich die Notwendigkeiten und Bedingungen der Anlage von Kapital. Nachdem der Staat die Bürger zunehmend von seiner Fürsorge entkoppelt und damit in die „Freiheit einer Selbstsorge“ entlässt, kommt auf immer mehr Menschen die Aufgabe zu, (zumindest in Teilen) selbst für ihre finanzielle Existenz-, Zukunfts- und Alterssicherung zu sorgen — eine Entwicklung, die von den einen begrüßt, von anderen hingegen kritisiert wird, aber unumkehrbar erscheint. Außerdem haben sich für Privatpersonen die Möglichkeiten, ihr Kapital anzulegen, in den letzten Jahren grundlegend verändert. Ursachen hierfür sind insbesondere die neu entwickelten Finanzprodukte, sowie die Computerisierung von Handelsaktivitäten, die es Anlegern heute ermöglicht, ihr Kapital weltweit in vielfältigster Form zu investieren. Erschwert wird dies durch eine nicht mehr zu überschauende Produktvielfalt, die kaum abwägbaren Risiken der Märkte und eine Finanzindustrie, deren primäres Ziel es ist, den eigenen Profit zu maximieren.
Wenn ich vom Anleger spreche, geht es mir insbesondere um den so genannten Privat- bzw. Kleinanleger, wobei die in der vorliegenden Veröffentlichung behandelten Aspekte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch für berufsmäßig handelnde, professionelle Anleger (z.B. Vermögens- und Kapitalverwalter, Fondsmanager, Trader bei Banken und Versicherungen) Gültigkeit haben.
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Nach einer Erhebung der GfK, veröffentlicht vom BVI-Bundesverband Investment und Asset Management (2007), gab es im Jahr 2007 etwa 16,0 Millionen Besitzer von Investmentfonds, deren Zahl — nach einer Erhebung der bbw Marketing (2006) — bis 2016 auf etwa 26 Millionen anwachsen soll. Hinzu kommen nach einer Erhebung des DAI-Deutsches Aktieninstitut e.V. (2007) etwa 2,4 Millionen Personen, die ausschließlich Aktien besitzen.
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Wahren, HK. (2009). Einleitende Bemerkungen. In: Anlegerpsychologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91374-2_1
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