Auszug
Die Situation Jugendlicher in marginalisierten Quartieren ist in Frankreich und Deutschland durch Migration geprägt. Dabei gibt es trotz gemeinsamer Richtlinien der Europäischen Union große Unterschiede zwischen den Nationalstaaten. Deutschland wurde nach dem Krieg zu einem „Einwanderungsland wider Willen“ (Klaus J. Bade). Um die Situation Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Deutschland zu verstehen, lohnt ein Blick zurück in die Einwanderungsgeschichte (1). Vor diesem Hintergrund werden aktuelle Forschungsergebnisse zur Bildungs- und Ausbildungssituation vorgestellt (2). Sie zeigen: Wie in keinem vergleichbaren Staat, wird hierzulande das Bildungssystem zur „Abseitsfalle“ für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dass die Chancenlosigkeit der nächsten Generation im Einwanderungsland für die Gesellschaft selbst zum Problem wird, haben inzwischen auch Politik und Öffentlichkeit erkannt. So hat sich in diesem Jahrzehnt eine neue Integrationspolitik entwickelt. Doch vielfach ist dieser neue Politikansatz noch symbolisch geblieben, ohne Konsequenzen für die etablierten Organisations- und Interaktionsformen des Bildungssystems (3). Das einleitende Zitat eines deutschen Ministerpräsidenten im Wahlkampf illustriert, dass etablierte Kräfte noch immer glauben, sie könnten Integrationsprobleme individualisieren und durch Abschiebung lösen. Hinter diesem Punkt muss abschließend ein Fragezeichen erlaubt sein (4).
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Literatur
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Deimann, A. (2009). Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland: Ausländer oder Einwanderer?. In: Ottersbach, M., Zitzmann, T. (eds) Jugendliche im Abseits. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91373-5_7
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