Auszug
Es ist unbestritten, dass die lebensweltlich-sozialräumlichen Bezüge der Schülerinnen und Schüler in ihren Zusammenhängen stärker in die Schul- und Unterrichtsentwicklung einbezogen werden müssen (s. Zwölfter Kinder- und Jugendbericht, BMFSFJ 2005/Hauptschul-offensive, MSW 2007/8). Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine UNESCO-Studie, die schon 1972 feststellte, dass 70 Prozent der Bildungsprozesse informell — z.B. auf Schulhöfen, in Jugendzentren, Vereinen, Treffs etc. — ablaufen, d.h. außerhalb von formalen Bildungsprozessen schulischen Unterrichts; eine kanadische Studie kommt hier sogar auf 90 Prozent. Methoden qualitativer Lebensweltanalysen, von erfahrenen Praktiker/innen der Jugendhilfe entwickelt, können u.a. dazu beitragen, einige wichtige informell erworbene Kompetenzen (Fähigkeiten, Stärken) junger Menschen gemeinsam mit ihnen aktiv zu erforschen, zu ergründen und auf vielfältigste Art und Weise -je nach Methodein den Unterricht einzubringen. „Die Chancen, solche Kompetenzen zu entwickeln, werden wesentlich geprägt durch die Strukturen der Lebenswelten und durch die Fähigkeiten des Individuums, sich seine Lebenswelt anzueignen“ (Deinet/Krisch, 2006, S. 37). Die intentionalen Bildungsprozesse — so Deinet — werden maßgeblich auch durch informelle Lernprozesse mit geprägt, die in den jeweiligen lebensweltlichen Bereichen der Kinder und Jugendlichen stattfinden, insbesondere auch in öffentlichen Räumen. Weil die Lebenswelten sehr fassettenreich strukturiert sind, können die einzelnen Methoden auch mögliche Gefährdungen für die Kinder und Jugendlichen ans Licht bringen, denen nachgegangen werden muss.
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Literatur
Deinet, Ulrich (Hrsg.): Sozialräumliche Jugendarbeit. Grundlagen, Methoden, Praxiskonzepte, Wiesbaden 2005
Deinet, Ulrich/ Krisch, Richard: Der sozialräumliche Blick der Jugendarbeit. Methoden und Bausteine zur Konzeptentwicklung und Qualifizierung, Opladen 2003, S. 87–164
Deinet, Ulrich/ Reutlinger, Christian (Hrsg.): „Aneignung“ als Bildungskonzept der Sozialpädagogik, Wiesbaden 2004
Deinet, Ulrich/ Icking, Maria (Hrsg.): Jugendhilfe und Schule, Analysen und Konzepte für die kommunale Kooperation, Opladen 2006
Reinders, Heinz: Diagnostik jugendlichen Kompetenzerwerbs durch außerschulische Aktivitäten, in: Prenzel, Manfred/ Gogolin, Ingrid u.a. (Hrsg.): Zeitschrift für Erziehungswissenschaften, 10. Jahrgang, Sonderheft 8/2007, S. 71 ff.
Rother, Ulrich: Öffnung von Schule braucht Partner vor Ort — Stadtteilschulen in Hamburg, in: Höhmann, Katrin/ Holtappels, Heinz Günter (Hrsg.): Ganztagsschule gestalten. Konzeption Praxis Impulse, Seelze-Velber 2006, S. 212 ff.
Wahler, Peter/ Tully, Claus J./ Preiß, Christine: Jugendliche in neuen Lernwelten. Selbstorganisierte Bildung jenseits institutioneller Qualifizierung, Wiesbaden 2004
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Grimm, M., Deinet, U. (2009). Öffnung von Schule — Methoden sozialräumlich orientierter qualitativer Lebensweltanalysen und ihre Anwendungsmöglichkeiten in Unterrichtsprojekten. In: Deinet, U. (eds) Methodenbuch Sozialraum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91363-6_9
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