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Die Bedeutung interdiskursiven Wissens verstehen: Fallstudien

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Das Wissen der Leute
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Auszug

Auf unserer Suche nach Strukturen im Qnlineforum „1000fragen.de“ hat das diskursive Ereignis schon einige seiner Rätsel enthüllt, so dass sich so manche, auf den ersten Blick ‚unsinnig‘ erscheinende Diskussionsverläufe besser verstehen lassen. Jedoch ist abzusehen, dass wegen der alltagsnahen Rahmung die im Material konstruierten Diskursgegenstände an den Rändern unscharf bleiben. Gleichwohl möchten wir der Grundannahme dieser Studie, dass die untersuchte diskursive Praxis Diskursgegenstände bzw. Wissensbestände produziert, die für den alltagsnahen Interdiskurs charakteristisch sind, weiter nachgehen. Um für den forschenden Blick die Lupe noch etwas schärfer zu stellen, ist eine Konzentration auf ausgewählte thematische Ausschnitte des Diskursereignisses sinnvoll. Im folgenden Kapitel werden Fallstudien vorgestellt, die anhand einzelner Diskursgegenstände die Funktionsweise des interdiskursiven Wissens beispielhaft beleuchten: In der ersten Studie zum ‚Klon‘ (10.1) werden Subjektivierungsmuster thematisiert; die anschließende Analyse der Äußerung „Jeder soll selbst entscheiden“ bringt die interdiskursive Kombinatorik einer ‚Ethik ohne die Anderen‘ hervor (10.2). Die dritte Einzelstudie stellt bekannte und ungewöhnliche Grenzziehungen im Verhältnis von ‚Normalität‘ und ‚Behinderung‘ vor (10.3).

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Literatur

  1. Im Februar 2003 meldete die italienische Tageszeitung „II Tempo“ unter Berufung auf den Gynäkologen Severino Antinori eine entsprechende Geburt in China — dies wurde von chinesischen Genetikern jedoch dementiert (Aktuell 2003).

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  2. Für Sigrid Weigel (2006, 210) fungieren Metaphern „als Stichwortgeber, und Medien der Theoriebildung. Mit ihrer Hilfe kommen Begriffe aus einem Wissensfeld zum Einsatz, um dort einen produktiven Umgang mit neuen Fragestellungen zu ermöglichen.“ In der neueren Diskussion wird das Ersetzungsmodell zunehmend von einer sogenannten Interaktionstheorie abgelöst. Demnach wird literarische Metaphorik nicht als mechanische Ersetzung des ‚eigentlichen ‘Ausdrucks verstanden, sondern als eigenständiger „Modus der Wirklichkeitserfahrung“ (Szondi 1975, 89).

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  3. Auf Allegorien und deren Standardisierung durch die so genannte „Kollektivsymbolik“ (Becker u.a. 1997; Link 1982b; 1984; 2001) soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.

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  4. Selbst die Foucault’schen Machtdispositive wie beispielsweise die Sexualität funktionieren nach Link (1985, 109, Hervorh. dort) „immer auch semantisch-symbolisch“.

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  5. Die Bezeichnung ‚Subjekt ‘wendet sich gegen die im Begriff ‚Menschenbild ‘angelegte Ontologisierung, Transzendierung und Anthropologisierung (vgl. Grundmann/ Beer 2004).

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  6. Für Foucault (1983, 190) gehört es vielmehr zur Ironie des Aufklärungsdispositivs, dass „es […] uns glauben (macht), dass es darin um unsere ‚Befreiung ‘geht“.

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  7. Vgl. zum Aspekt des ‚Funktionierens ‘auch Foucaults Überlegungen zur Disziplinierung des Körpers (Foucault 1983, 135).

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  8. Geier (1999, S. 131) weist darauf hin, dass unter dem Sammelbegriff „Seele“ Verschiedenes zusammengefasst wird: „Empfindungen, Gefühle, Stimmungen, Subjektivität, Selbstbewusstsein.“

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  9. Interessant ist, dass im 1000 Fragen-Forum genau die gleiche Frage gestellt wurde: „F: Ist es normal, verschieden zu sein? A. E.“ (Thread 360) Und anderer Stelle gab es folgende Variation: „F: Ist es nicht normal, verschieden zu sein??? L. L.“ (Thread 3874) Noch ein drittes Mal wurde das Thema platziert: „F: „‚Es ist normal, verschieden zu sein. ‘Wer hat das nochmal gesagt?“ M. H.“ (Thread 8887) Aber alle drei Threads blieben sozusagen unbemerkt, denn alle drei (!) gehörten zu den Fragen, die keine Kommentare auf sich zogen. Erst mit der prominenten Platzierung in den Patenschaften sind 110 Kommentare entstanden.

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  10. Ähnlich wie andere „dominant interdiskursiv fundierte[.] Wissenschaften“ (Link 1999, 155) lässt sich (Behinderten-)Pädagogik zum Interdiskurs zählen (vgl. 3.5.2; 8.4).

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  11. Die offensivere Variante ergab den Code „Glücklich sein mit Behinderung“: „Wer sagt uns denn, dass nicht auch ein behindertes Kind glücklich sein kann, glücklich darüber, leben zu können, glücklich darüber, die Welt mit vielleicht anderen Augen zu sehen als wir?“ (Thread 9542) Und: „Auch wenn dein Kind ‚behindert’ auf die Welt kommen wird, es wird Spaβ am Leben haben. Ich kenne mehrere (geistig & körperlich) behinderte Menschen, mein Onkel ist mongoloid, und er hat wirklich Spaβ am Leben.“ (Thread 8887)

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  12. Eine andere quantitative Auszählung geht in die gleiche Richtung. Die Phrase „Behindert ist man nicht, behindert wird man“ lässt sich als Operationalisierung eines „sozialen Behinderungsmodells“ (vgl. Waldschmidt 2005) verstehen. Die Suche in dem 1000 Fragen-Forum und den vier thematisch relevanten Patenschaften — in den Varianten *behindert ist man nicht, behindert wird man* und *behindert ist man nicht. Behindert wird man* — ergab jedoch insgesamt nur acht Treffer.

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  13. Auch in der Debatte um Leid und Mitleid findet man die beiden Strategien. Einerseits wird die Dichotomie behauptet: „Behinderte leiden!! Sowohl körperlich als auch seelisch.“ (Thread 57) In anderen Fundstellen offenbart sich ein Denken in Kontinuitäten: „Wieso sollten menschen mit behinderung grundsätzlich leiden? ich habe viel kontakt mit behinderten und diejenigen, die mir ihr befinden mitteilen können, haben mich ziemlich komisch angeschaut, als ich sie gefragt habe, ob sie unter etwas leiden. ‚quatsch ‘und ‘nein’ waren die antworten. ‚mir geht es doch gut! ‘bekomme ich zu hören. menschen, die schwerstmehrfachbehindert sind, mögen vielleicht unter dem ein oder anderen leiden, aber tun das nichtbehinderte menschen nicht genauso?!“ (P57-79)

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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2009). Die Bedeutung interdiskursiven Wissens verstehen: Fallstudien. In: Das Wissen der Leute. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91361-2_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91361-2_10

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15664-4

  • Online ISBN: 978-3-531-91361-2

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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