Auszug
Im Schema des Panopticons war die Sozialtechnologie von dem Gegenbegriff der abweichenden Natur des Menschen bestimmt, die sich in spezifischen Milieus herauskristallisierte. Die abweichende Natur des halbstarken Jugendlichen war nicht etwas, das durch Sozialpolitik hergestellt worden war, sondern sie ging der Sozialpolitik voraus. Der Deviant hingegen ist erst durch die Sozialtechnologie des Panopticons hergestellt worden. Er ist Nebenfolge der sozialtechnologischen Intervention. Während die Natur des Menschen an der Idee der Perfektion ausgerichtet ist und nur in Ausnahmefällen diese verfehlt, kann der Déviante ein Werk der Technik sein oder nicht sein (vgl. Luhmann 1997: 160), d.h., es setzt die politische Entscheidung zur Technik voraus. Luhmann bezeichnet Technik als „funktionierende Simplifikation kausaler Zusammenhänge. Das bedeutet, dass Technik mit Hilfe einer Grenze installiert wird, die den kontrollierenden Kausalbereich vom nichtkontrollierbaren Kausalbereich trennt. Mit einigem Recht kann man daher auch von kausaler Schließung und strikter Kopplung von Ursachen und Wirkungen sprechen“ (Luhmann 1997: 164). Mit dieser Schließung geht aber zugleich planmäßige Öffnung einher, indem technisierte Zusammenhänge nach dem Schema Mittel und Zweck dargestellt werden (vgl. Luhmann 1997: 164). Dabei fällt auf, dass bei der Sozialtechnologie der Zweck durch das Mittel nicht erreicht und von dorther die Mittel variiert wurden, indem das Gefängnis durch fürsorgerische Erziehung ersetzt bzw. vermieden wurde. Zugleich ging eine Verschiebung von einer Sozialtechnologie als umfassender Sozialerziehung zu einer Erziehung einher, die einerseits die Differenzierung in Funktionssysteme zur Voraussetzung hatte und sie anderseits ermöglichte.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2009). Wissen und Macht. In: Der klinische Blick in der Sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91316-2_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91316-2_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16322-2
Online ISBN: 978-3-531-91316-2
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)