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Auszug

Die neuere Wirtschaftssoziologie hat aufzeigen können, dass ökonomische Handlungen immer schon in soziale Strukturen eingebettet sind. Dadurch hat sie zu einem besseren Verständnis des Sozialen im Feld der Ökonomie beigetragen und die Aufmerksamkeit auf die sozialen Grundlagen funktionierender Märkte gerichtet. Genauer betrachtet konzentriert sich die wirtschaftssoziologische Analyse auf normative, kulturelle, sozialstrukturelle (Netzwerke) oder kognitive Strukturierungen wirtschaftlichen Handelns. Hierbei handelt es sich zuvorderst um routinisierte Erwartungshaltungen, eingelebte Konventionen oder Handlungspfade, die hochkomplexe wirtschaftliche Entscheidungssituationen für die beteiligten Marktakteure handhabbarer machen. Derartige Erwartungen und Handlungsroutinen werden als unverzichtbar beschrieben, um ökonomische Entscheidungen gerade unter Bedingungen von Ungewissheit zu treffen (Granovetter 1985, Beckert 1996, Granovetter und Swedberg 2001, Beckert et al. 2007). Welche sozialen Musterbildungen können hingegen identifiziert werden, wenn wirtschaftliche Akteure mit gänzlich neuen Herausforderungen konfrontiert sind, die es nahe legen, eben nicht auf bewährte Lösungswege oder Erwartungssicherheiten zurückzugreifen? Welche sozialen Qualifikationen oder Handlungspotentiale können wirtschaftliche Akteure stattdessen mobilisieren, um sich das Vertrauen von Kreditgebern, Lieferanten oder Kunden zu sichern? Über welche sozialen ‚Befähigungen’ müssen beispielsweise Marktpioniere verfügen, wenn konventionelle Vertrauensressourcen nicht mehr ausreichen, um Akzeptanz für neuartige Produkte oder Dienstleistungen unter den Marktteilnehmern zu stimulieren, für die bislang noch keine nennenswerte Nachfrage existiert? Und nicht zuletzt: Wie können potentielle Investoren glauben, dass neue Produkte, die bislang nur in Businessplänen oder als Prototypen existieren, marktgängig werden und eine hinreichend große Nachfrage zukünftig entsteht? Wie gelingt es einem Unternehmensgründer, zu einer ausreichenden Zahl von Kunden ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis aufzubauen, wenn es sich um ein völlig neues Marktprodukt handelt und keine stabilen Erfahrungswerte in die Zuverlässigkeit von Ware und Lieferant vorliegen?

Der Autor bedankt sich bei den Herausgebern für konstruktive Kommentare und Anregungen.

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Kraemer, K. (2008). Charisma im ökonomischen Feld. In: Maurer, A., Schimank, U. (eds) Die Gesellschaft der Unternehmen — Die Unternehmen der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91199-1_4

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