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Der Weg ins Leben: Eindeutigkeit von Geburt an

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Auszug

Spricht man von der „sozialen Konstruktion“ von Geschlecht, so markiert dies deutlich eine Differenz zum Alltagsdenken. Anders als in diesem kann das, was „Geschlecht“ meint und bezeichnet, nicht als einfach und unmittelbar gegeben und ebenso wenig als mehr oder wenig eindeutig bestimmt verstanden werden. Vielmehr wird es in dieser Perspektive als solches erst hervorgebracht, also hergestellt und konstituiert. Und dies geschieht in kommunikativen und praktischen sozialen Prozessen. Erst hier entsteht Geschlecht in der Weise und als das, als das es im sozialen Leben durchgängig sichtbar, wirklich und folgenreich wird. Derartige Argumente reiben sich mit alltagsweltlichen Anschauungen und deren Qualität des Selbstverständlichen. Wie lassen sie sich herleiten?

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Literatur

  1. Grundlegend dafür sind die Arbeiten von H. Plessner (1928), A. Gehlen (1961) und in zusammenfassender Argumentation Honneth/Joas (1980).

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  2. In den letzten Jahrzehnten hat sich die vorgeburtliche Geschlechterbestimmung weit verbreitet; auch hier sind die (im Ultraschall) sichtbaren Genitalien ein wichtiges Zeichen. Ergänzt werden sie jedoch durch weitere biologische Kriterien, über die ein sozialer Konsens besteht: Das chromosomale Geschlecht (xx-und xy-Chromosomen), Gonaden (Keimdrüsen) und Hormone. Kein durchgängiger Konsens besteht über die Merkmale des „brain sex“, und der äußeren Erscheinung der Person, die sich beide erst im Erwachsenenalter vollgültig ausbilden (Fausto-Sterlingg 1997, 386). Auch wenn im statistischen Normalfall die verschiedenen Merkmale konvergieren, so sind grundsätzlich die unterschiedlichsten Kombinationen zwischen ihnen möglich. Dass solche anderen Kombinationen möglich sind, ist bekannt — indem sie als „Ausnahmen“ und — wie wir sehen werden — als „Anomalien“ klassifiziert werden, verstärkt im Moment der Geburt den Zwang zu einer eindeutigen Zuordnung zu einer Geschlechtskategorie: weiblich oder männlich.

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  3. Vgl. dazu Hirschauer 1993, 69ff., Kessler 1990, 3ff.. Vor diesem Hintergrund ist es faktisch unmöglich, akkurate statistische Daten über die Häufigkeit von Intersexualität zu bekommen. Abweichungen in der Chromosomenstruktur sind nicht notwendig verbunden mit zweideutigen Genitalien, viele Fälle zweideutiger Genitalien zeigen keine chromosomale Abweichung. Wenn Statistiken angegeben werden, so schwankt die Zahl zwischen 2-3 Fällen pro 1000 Geburten.

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  4. Sehr bekannt geworden ist die Studie von Michel Foucault 1978 über „Herculine Barbin“, einen Hermaphroditen im 18. Jahrhundert (Schäffner/ Vogl 1998) sowie — genereller — Foucault 1980.

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  5. Wenn nämlich, wie ausgeführt wurde, Geschlecht automatisch an die sichtbaren Genitalien gekoppelt wird und die Korrektur nach dem Motto erfolgt „good penis equals male; absence of good penis equals female“ (Kessler 1990, 20), dann ist es eine interessante Frage, was geschieht, wenn ein Neugeborenes mit xx-Chromosomen und weiblichen Keimdrüsen einen perfekt geformten Penis aufweist — „eigentlich“ würde den oben zitierten „Daumenregeln“ zufolge das reproduktive Potential, also die Fähigkeit Kinder zu bekommen, den Ausschlag geben. Interessanterweise wird in den Interviews mit Ärztinnen und Ärzten die Reaktion der Eltern in den Vordergrund gestellt: Wie werden sie reagieren, wenn der augenscheinliche Sohn seinen Penis verliert? Die Argumentation ist hier jedoch nicht durchgängig, ob die reproduktive Funktion — also die Funktionsfähigkeit der Eierstöcke — im Vordergrund steht oder eben das Vorhandensein des Penis. S. Kessler hat in ihren Studien durchaus die Argumentation gefunden, dass es in diesem Fall sinnvoll ist, die weiblichen Ovarien zu entfernen und künstliche Hoden zu implantieren und dem „Jungen“ dann in der weiteren Behandlung die entsprechenden Hormone zuzuführen (Kessler 1990, 18 f.).

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Der Weg ins Leben: Eindeutigkeit von Geburt an. In: Geschlechterdifferenzierungen in lebenszeitlicher Perspektive. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91177-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91177-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-16223-2

  • Online ISBN: 978-3-531-91177-9

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