Auszug
Auch ein oberflächlicher Blick in die Literatur zur empirischen Sozialforschung macht deutlich, dass in den Sozialwissenschaften zwei verschiedene Forschungskulturen existieren: Qualitative und quantitative Methoden sind schon früh in der Geschichte der Sozialforschung, spätestens seit Mitte der 1920er Jahre, als zwei getrennte Traditionen wahrnehmbar. Seit dieser Zeit ist das Verhältnis zwischen ihnen spannungsreich, von wechselseitiger Abgrenzung und Kritik gekennzeichnet. Mittlerweile haben beide Traditionen spezifische Fachvokabularien und getrennte Diskursinstitutionen entwickelt, ihre Vertreter geben nicht nur jeweils eigene Zeitschriften, Hand- und Lehrbücher heraus, sie haben auch ihre organisatorischen Strukturen in Form von eigenen Arbeitsgruppen und Sektionen der Fachgesellschaften geschaffen. Vor allem aber haben sie jeweils unterschiedliche Standards und Kriterien für gute Forschung entwickelt: So definiert die quantitative Tradition die Beobachterunabhängigkeit bzw. Objektivität der Datenerhebung und -auswertung, die Theoriegeleitetheit des Vorgehens und die statistische Verallgemeinerbarkeit der Befunde als zentrale Ziele des Forschungsprozesses; Vertreter der qualitativen Tradition stellen dahingegen die Erkundung der Sinnsetzungs- und Sinndeutungsvorgänge der Akteure im Untersuchungsfeld, die Exploration kultureller Praktiken und Regeln und die genaue und tiefgehende Analyse und Beschreibung von Einzelfällen in den Mittelpunkt ihrer Forschungsbemühungen.
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Literatur
Hierzu gehört etwa der seit den Arbeiten von Sextus Empiricus bekannte Umstand, dass ein radikaler (im Gegensatz zu einem gemäßigten) Skeptizismus und Relativismus in unaufhebbare logische Widersprüche mündet und deshalb keine tragfähige erkenntnistheoretische Position darstellt (vgl. Hammersley 1995, S. 17; Wittgenstein 1969/1990, S. 9 ff.), oder Argumentionen gegen den radikalen Empirismus, in denen deutlich gemacht wird, dass es keine empirischen Beobachtungen ohne irgendeine Form von kategorialem Vorwissen geben kann (vgl. ausführlich Kap. 11, Abschnitt 1.2).
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Einleitung. In: Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91174-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91174-8_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16144-0
Online ISBN: 978-3-531-91174-8
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