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Der Typus des Unternehmers in wirtschaftssoziologischer Sicht

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Auszug

Will man die Begriffe „Unternehmer“ und „Unternehmertum“ genauer klären, so stößt man zunächst auf reichhaltiges historiographisches Anschauungsmaterial. Es treten heroische wirtschaftliche Führerpersönlichkeiten in den Blick, von James Watt, Alfred Krupp, Andrew Carnegie, Henry Ford, Friedrich Flick bis hin zu Bill Gates (über Krupp z. B. Mühlen 1965, Gall 2000, 2002, über Carnegie Wall 1970, Nasaw 2006). Sie bauen ganze Unternehmensimperien aus dem Nichts heraus auf, setzen technische Innovationen, neue Produkte oder neue Organisationskonzepte durch. Diese Innovationen verändern die Struktur ganzer Wirtschaftszweige und treiben das wirtschaftliche Wachstum voran. Es handelt sich bei den Unternehmern häufig um soziale Aufsteiger, die ein ungewöhnlich hohes Maß an Intelligenz, Kreativität, Durchsetzungsvermögen, nicht selten auch Skrupellosigkeit mitbringen. Sie rechnen keineswegs immer genau, haben aber ein Gespür für wirtschaftliche Chancen und erfolgsträchtige soziale Koalitionen; sie lassen sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen. Innovation und kapitalistische Dynamik erscheinen undenkbar ohne den Typus des Unternehmers. Wirtschaftsgeschichte — so viel steht fest — wird genauso wenig wie politische Geschichte einfach durch Individuen „gemacht“; Individuen finden ihre Rolle stets nur im Kontext spezifischer historisch- gesellschaftlicher Situationen. Aber ebenso steht fest, dass Wirtschaftsgeschichte — wiederum ebenso wenig wie die politische Geschichte — nicht ohne Rekurs auf die Rolle von Individuen und hier speziell: unternehmerischer Individuen geschrieben werden kann.

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Literatur

  1. „Vorschriften und Regeln der Arbeit zu befolgen ist im Interesse der Verlässlichkeit, der Arbeitssicherheit, der Routinisierung etc. genauso wichtig wie sich nicht auf jeden Fall und um jeden Preis — quasi ritualistisch — an Regeln und Vorschriften zu klammern, auch wenn der Fortgang, der Erfolg der Arbeit oder auch das Arbeitsklima dadurch deutlich beeinträchtigt oder gefährdet werden. Sogar Sicherheitsvorschriften müssen situationsspezifisch interpretiert werden.“ (Strauß und Kruse 2004: 159)

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  2. Anthony Giddens (1984) formuliert mit seinem Prinzip der „Dualität“ von Strukturen bekanntlich einen ähnlichen Gedanken.

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  3. Eines der eindrucksvollsten Beispiele ist zweifellos die Geschichte der Krupp-Dynastie (Gall 2000). Es ist bezeichnend, dass Alfred Krupp den Aufbau seines Imperiums kurz nach der Gründung des Deutschen Reiches mit dem Erlass eines „Generalregulativs“ krönte, einer Art „Firmenverfassung“, die Rechte und Pflichten aller Firmenmitglieder für alle Zeiten, auch über den Tod des Firmengründers hinweg, regeln sollte. Im Jahr 1958 wurde dieses Regulativ unter der Ägide des Urenkels, Alfried Krupp, modernisiert und erneuert (Mühlen 1965).

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  4. „Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet“ — so hatte Heinrich Heine die Position der Rothschilds seinerzeit charakterisiert (zit. nach Ferguson 1998: 228). Dass die Rothschilds anders als viele ihrer Glaubensgenossen die Konversion zum Christentum ablehnten, bildete für ihren Erfolg kein Hindernis.

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  5. Ein Modell für eine solche zyklische Verschiebung des gesellschaftlichen Machtverhältnisses zwischen Unternehmern einerseits („Spekulanten“) und Rentiers andererseits findet sich schon bei Pareto (vgl. Eisermann 1962: 181f, 204f.)

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Der Typus des Unternehmers in wirtschaftssoziologischer Sicht. In: Kapitalistische Dynamik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91165-6_7

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15945-4

  • Online ISBN: 978-3-531-91165-6

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