Skip to main content

Kompetenzentwicklung durch Teilhabe — Selbstbestimmtes Lernen in der beruflichen Bildung

  • Chapter
Teilhaben an Schule
  • 3129 Accesses

Auszug

Berufliche Bildung wird gegenwärtig an der Programmatik eines „Lebenslangen Lernens“ ausgerichtet, die arbeitsprozessorientierte und informelle Lernformen in den Vordergrund stellt. Diese Programmatik steht im Licht der „Wissensgesellschaft“, in der es immer wichtiger geworden ist, an der Entwicklung und Verwertung gesellschaftlichen Wissens partizipieren zu können.1 Die Möglichkeiten der Teilhabe sind jedoch angesichts der zunehmenden privatwirtschaftlichen Kontrolle und Verfügung über dieses Wissen so begrenzt, dass sich ein struktureller Widerspruch ergibt, der nicht nur Arbeits-, sondern auch Bildungsprozesse durchdringt.2 Eine weitere Rolle spielen auch veränderte Machtstrukturen im Arbeitsprozess. Da neue Managementkonzepte den Einfluss menschlicher Arbeitskraft nicht mehr durch Standardisierung und Technisierung entsubjektivieren, können Machtstrukturen nicht länger durch Fremdkontrolle hergestellt und abgesichert werden, sondern müssen durch die Formen der Selbstkontrolle und Selbstorganisation hindurch wirken. Zwar sind so selbständiges Denken und Handeln gefragt — ein selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten, durch das sich der notwendige Eigensinn erst herausbilden kann, wird jedoch problematisch.

Selbst für die sog. einfachen Tätigkeiten sind die Anforderungen gestiegen und spezielle Fähigkeiten notwendig geworden, um Informationen zu verarbeiten, komplexere Maschinen oder Automaten zu bedienen oder sich mit anderen Menschen zu verständigen.

Wie die Teilhabechancen für den Einzelnen aussehen, ist aufgrund dieses strukturellen Widerspruchs nicht aus einseitigen oder linearen Kausalbeziehung — etwa zwischen Bildungsniveau, Arbeitsmarktposition und Einkommen — herzuleiten. Solche Effekte werden zwar immer noch statistisch nachgewiesen, die ihnen zugrunde liegenden Widerspruchseffekte und Segregationsformen sind aber weit komplexer: hierbei werden ökonomische soziale Ungleichheiten und institutionelle Ausschlussmechanismen von variablen Faktoren und individuellen Bewältigungsstrategien überlagert und schaffen auch für das permanente Um- und Weiterlernen im Beruf eine strukturelle Verunsicherung (Langemeyer 2007).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Similar content being viewed by others

Literatur

  • Arnold, Rolf & Steinbach, Silke (1998). Auf dem Weg zur Kompetenzentwicklung? Rekonstruktionen und Reflexionen zu einem Wandel der Begriffe. In Markert, Werner (Hg.), Berufs-und Erwachsenenbildung zwischen Markt und Subjektbildung. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren, 22–32.

    Google Scholar 

  • Dörre, Klaus (2006). Prekäre Arbeit. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse und ihre sozialen Folgen. Arbeit, 1/06, 15. Jg., 181–193.

    Google Scholar 

  • Dreier, Ole (1999). Personal Trajectories of Participation across Contexts of Social Practice. Outlines 1(1), 5–32.

    Google Scholar 

  • Erpenbeck, John (1996). Kompetenz und kein Ende? QUEM-Bulletin 1, 9–13.

    Google Scholar 

  • Erpenbeck, John & Sauer, Johannes (2000). Das Forschungs-und Entwicklungsprogramm ‘Lernkultur Kompetenzentwicklung’. In Bosch, Gerhard u.a., Kompetenzentwicklung 2000. Lernen im Wandel — Wandel durch Lernen. Münster: Waxmann, 289–335.

    Google Scholar 

  • Faulstich, Peter (1997). Kompetenz — Zertifikate — Indikatoren im Hinblick auf arbeitsorientierte Erwachsenenbildung. In ABWF/ QUEM (Hg.), Kompetenzentwicklung’ 97. Berufliche Weiterbildung in der Transformation — Fakten und Visionen. Münster: Waxmann, 141–196.

    Google Scholar 

  • Gramsci, Antonio (1991ff.). Gefängnishefte. Kritische Gesamtausgabe in 9 Bänden. Bochmann, K./ Haug, W. F/ Jehle, P. (Hg.) Hamburg: Argument.

    Google Scholar 

  • Habermas, Jürgen (2006). Das Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft und das Problem der Willensfreiheit: Wie lässt sich der epistemische Dualismus mit einem ontologischen Monismus versöhnen? Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54. Jg., H. 5, 669–707.

    Article  Google Scholar 

  • Holzkamp, Klaus (1988). Praxis. Funktionskritik eines Begriffs. In Dehler, Joseph & Wetzel, Konstanze (Hg.), Zum Verhältnis von Theorie und Praxis in der Psychologie. Marburg: Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaften, 15–48.

    Google Scholar 

  • Holzkamp, Klaus (1993). Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt/M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Jung, Raimund & Wörster, Wolfgang (1989). Lerntätigkeit. Probleme und Perspektiven des Lernens in der Weiterbildung. Frankfurt/M.: Europäische Hochschulschriften Peter Lang.

    Google Scholar 

  • Langemeyer, Ines (2007). Schützt ‚Lebenslanges Lernen’ vor Prekarität? Bildung im Kontext gesellschaftlicher Unsicherheit. Widerspruch 52, 27. Jg., 1. H., 119–130.

    Google Scholar 

  • Langemeyer, Ines (2005). Kompetenzentwicklung zwischen Selbst-und Fremdbestimmung. Arbeitsprozessintegriertes Lernen in der Fachinformatik. Eine Fallstudie. Münster: Waxmann.

    Google Scholar 

  • Lehndorff, Steffen & Voss-Dahm, Dorothea (2006). Kunden, Kennziffern und Konkurrenz: Markt und Organisation in der Dienstleistungsarbeit. In Lehndorff, Steffen (Hg.), Das Politische in der Arbeitspolitik: Ansatzpunkte für eine nachhaltige Arbeits-und Arbeitszeitgestaltung. Berlin: Edition Sigma, 127–153.

    Google Scholar 

  • Ludwig, Joachim (2002). Kompetenzentwicklung — Lerninteressen — Handlungsfähigkeit. In Dehnbostel, Peter u. a. (Hg.), Kompetenzentwicklung in vernetzten Lernstrukturen — Gestaltungsaufgabe für betriebliche und regionale Sozialpartner. Berlin: Edition Sigma, 95–110.

    Google Scholar 

  • Miller, Max (1986). Kollektive Lernprozesse. Studien zur Grundlegung einer soziologischen Lerntheorie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Projektgruppe Automation und Qualifikation (1983). Automationsarbeit. Empirie Teil 4. Berlin/W.: Argument.

    Google Scholar 

  • Projektgruppe Automation und Qualifikation (1981). Automationsarbeit. Empirie Teil 3. Berlin/W.: Argument.

    Google Scholar 

  • Staudt, Erich u.a. (2002). Kompetenzentwicklung und Innovation. Die Rolle der Kompetenz bei Organisations-, Unternehmens-und Regionalentwicklung. Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung e.V. (Hg.), Projekt Qualifikations-Entwicklungs-Management. Berlin. Münster u.a.: Waxmann.

    Google Scholar 

  • Vygotskij, Lev S. (1934/2002). Denken und Sprechen. Herausgegeben und übersetzt. von Joachim Lompcher und Georg Rückriem. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Weinberg, Johannes (1996). Kompetenzlernen. QUEM-Bulletin 1, 3–6.

    Google Scholar 

  • Zimmer, Gerhard (2005). Kompetenzentwicklung für virtuelle Zusammenarbeit. In Ott, Bernd & Neuendorff, Hartmut (Hg.), Unternehmensübergreifene Prozesse und ganzheitliche Kompetenzentwicklung. Frankfurt a. M.: Peter Lang Verlag, 53–75.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Langemeyer, I. (2008). Kompetenzentwicklung durch Teilhabe — Selbstbestimmtes Lernen in der beruflichen Bildung. In: Rihm, T. (eds) Teilhaben an Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91162-5_22

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91162-5_22

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15717-7

  • Online ISBN: 978-3-531-91162-5

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics