Auszug
Wenn in der Bundesrepublik Deutschland über Einwanderung und Globalisierung debattiert wird, dann geht es stets um Fremdheit. Tatsächlich haben sich durch Migration, aber auch durch Massenmedien, Popkultur und Tourismus die Eindrücke und Bilder vom sogenannten Fremden geradezu inflationär verbreitet. Freilich besitzt der Ausdruck Fremdheit hier zu Lande eine erstaunliche Selbstverständlichkeit. Trotz aller Veränderungen erscheint das Eigene immer noch intakt — als fremd gilt weiterhin, wer nicht ‚hierher‘, wer nicht zu ‚uns‘ gehört. Dabei wird Fremdheit vor allen Dingen als kulturelle Unterschiedlichkeit verstanden. Im Gegensatz zu den Lippenbekenntnissen und der allgegenwärtigen Rhetorik der Postmoderne lassen sich die Ideen von Johann Gottfried Herder implizit in allen Debatten heraus hören: Kulturen gelten in Deutschland immer noch als von voneinander unabhängige, kugelförmige Gebilde, wobei die äußerlich sichtbaren Merkmale von Personen (Aussehen, Kleidung, Gebräuche etc.) als Verkörperungen einer unsichtbaren substanziellen kulturellen Gemeinsamkeit — einer Identität — erscheinen.
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Literatur
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Terkessidis, M. (2008). Globale Kultur in Deutschland: Der lange Abschied von der Fremdheit. In: Hepp, A., Winter, R. (eds) Kultur — Medien — Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91155-7_20
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