Auszug
Zu den am weitest verbreiteten und sorgsamst gepflegten Ammenmärchen im öffentlichen Kulturbetrieb gehört jenes, das bislang höchst erfolgreich erzählt, Besucherorientierung und Qualität, ökonomischer Erfolg und ästhetische Spitzenleistung schlössen einander aus. Die „Autonomie der Kunst“, so die weit verbreitete und offenbar gern geglaubte Mär, sei im Kern gefährdet, einer unheilvollen Kommerzialisierung werde Tür und Tor geöffnet, würden die Besucher und ihre Erwartungen in die künstlerischen Überlegungen mit einbezogen. Eine tatsächliche Orientierung am Nutzer, am Besucher von Kultureinrichtungen wird im tiefen Herzen — trotz aller oberflächlichen Lippenbekenntnisse — ebenso abgelehnt wie ein entsprechende Kulturmarketing, das eben diese Nutzer in die eigenen Überlegungen mit einbezieht. Claus Peymann brachte diese Haltung noch im Frühjahr 2006 in einer öffentlichen Anhörung der Berliner Theaterintendanten pointiert auf den Begriff: „‘Marketing ist Quatsch’ dröhnte er“, wie die taz schreibt, und weiter wird er zitiert: „Es komme einzig und allein darauf an, dass auf der Bühne alles stimme.“204
Intendanten machen ganz großes Theater In: taz vom 4.4.2006
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Literatur
Kraske, Bernd M.: Marketing — Problemlösung oder Sackgasse. In: Kultur-Journal 2/05 S. 8
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe, München 1976 S. 580f
Der Feind. Das deutsche Theater ist wieder einmal in der Krise. In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 26.2.2006
Sievers, Norbert: Produktive Verunsicherung. In: Kulturpolitische Gesellschaft e.V. (Hrsg.): publikum. macht. kultur. Kulturpolitik zwischen Angebots-und Nachfrageorientierung, Bonn / Essen 2006 S. 12; vgl. hierzu auch Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2005, Thema Kulturpublikum, Bonn / Essen 2005
Drucker (2001) S. 37
Eco, Umberto: Das offene Kunstwerk, Frankfurt 1977 S. 11
Eco (1977) S. 30
So das Motto des wunderbaren Doppelbandes, der die Salzburger Jahre Gerard Mortiers dokumentiert; Mortier, Gerard und Karin Kathrein (Hrsg.): Salzburger Festspiele 1992–2001, Wien 2001
Vgl. hierzu Klein, Armin: Kulturpolitik. Eine Einführung, Wiesbaden 2005, zuletzt: Lepenies, Wolfgang: Kultur und Politik, Deutsche Geschichten, Bonn 2006
Hoffmann, Hilmar: Kultur für alle, Frankfurt 1981 S. 29; Hervorhebungen A.K.
Kramer, Dieter: Wie wirkungsvoll ist die Wirkungsforschung in der Kulturpolitik? In: Fuchs, Max und Christiane Liebald (Hrsg.): Wozu Kulturarbeit? Wirkungen von Kunst und Kulturpolitik und ihre Evaluierung, Remscheid 1995 S. 162
Vgl. dazu ausführlich Klein (2005) Kulturpolitik
Jörder, Gerhard: Publikumsverweigerung. In: Die Zeit vom 15.03.2001
Fest, Joachim C.: Wozu das Theater? In: Aufgehobene Vergangenheit, Stuttgart 1981 S. 207–214
Was soll das Theater? Schwerpunktheft der Kulturpolitischen Mitteilungen 68/I, 1995
Warum wir das Theater brauchen. hrsg. von Peter Iden, Frankfurt 1995
Beil, Hermann: Wer liebt schon das Theater! In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.01.1997
Schöne, Lothar (Hrsg.): Mephisto ist müde. Welche Zukunft hat das Theater? Darmstadt 1996
Deutscher Bühnenverein: Muss Theater sein? Fragen, Antworten, Anstöße, Köln 2003
Als Beleg dieser Wohlgesonnenheit lese man nur das wunderschöne Buch von Gerhard Stadelmaier: Letzte Aufführung, Eine Führung durchs Theater, Frankfurt 1993
Stadelmaier, Gerhard: Kapitalkrise. Theaterpolitik in Frankfurt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.4.1996
Stadelmaier, Gerhard: Wohin treibt das Theater? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.10.2004
Iden, Peter: Mehr Geld. Aber wofür? Nicht leere Kassen — die Haltlosigkeit sind das Problem der gegenwärtigen Theaterarbeit. In: Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2004, Essen S. 79
Brembeck, Reinhard J.: Bleiben Sie dran! Haben die deutschen Bühnen doch noch eine Zukunft? In: Süddeutsche Zeitung vom 13.12.2002
Iden (2004) S. 82
Kloepfer, Inge: Kultur — Deutschlands teures Hobby. In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 11.12.2005
Schmidt, Thomas E.: Die Leere und das Nichts. In: Die Zeit vom 14.9.2006
„Im Sommer hat Antje Vollmer, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, das Ansinnen geäußert, die einmalige deutsche Theaterlandschaft zum Weltkulturerbe erklären zu lassen und damit zu schützen vor der drohenden Zerstörung durch Kaputtsparen.“ Schweizerhof, B.: Theater-Boxen. In: Freitag 51 vom 13.12.2002
Valentin, Karl: Zwangsvorstellungen. In: ders.: Sturzflüge im Zuschauerraum. Der Gesammelten Werke anderer Teil. München 1969 S. 50
Schuck-Wersig, Petra und Gernot Wersig: Museen und Marketing in Europa. Großstädtische Museen zwischen Administration und Markt, Berlin 1992 (Materialien aus dem Institut für Museumskunde) S. 126
Vgl. hierzu etwa: McLean, Fiona: Marketing the Museum, London / New York 1997; Kotler, Neil und Philip Kotler: Museum strategy and Marketing. Designing missions. Building audiences. Generating revenue and ressources, San Francisco 1998; Koch, Anne: Museumsmarketing. Ziele — Strategien — Maßnahmen. Mit einer Analyse der Hamburger Kunsthalle, Bielefeld 2002
Schuck-Wersig / Wersig (1992) S. 124
Schuck-Wersig / Wersig (1992) S. 126
Zu dieser verzerrten Wahrnehmung trug — neben der bereits zitierten Dialektik der Aufklärung — in fataler Weise das Buch von Vance Packard: Die geheimen Verführer. Der Griff nach dem Unbewussten in jedermann, Frankfurt / Berlin 1957
Vgl. hierzu ausführlich Klein, Armin (2005) Kulturmarketing.
Maslow, Abraham H.: Motivation und Persönlichkeit, Olten 1977
Muschg, Adolf: Die Akademie dankt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.09.2003
Muschg (2003)
Vgl. hierzu die Definition von Müller-Hagedorn, Lothar: Einführung in das Marketing, Darmstadt 1990 S. 18
Kotler / Bliemel (1999) S. 23
Fuchs, Max: Wirkungen und Funktionen von Kunst und Kulturpolitik — Eine Bestandsaufnahme. In: Fuchs, Max und Christiane Liebald (Hrsg.): Wozu Kulturarbeit? Wirkungen von Kunst und Kulturpolitik und ihre Evaluierung, Remscheid 1995 S. 94ff
Vgl. hierzu auch Müller-Wesemann, Barbara: Marketing im Theater. Herausgegeben vom Zentrum für Theaterforschung der Universität Hamburg und Deutschen Bühnenverein e.V., Bundesverband Deutscher Theater, Hannover 2 1992; diess.: Die Affäre mit dem Publikum. Mit empirischen Marketing-Methoden Besucherpotentiale gezielt mobilisieren. In: Handbuch Kulturmanagement, Stuttgart 1992ff (Lieferung Oktober 1992 Handmarke D.1)
Vgl. hierzu Colbert, Francois: Marketing Culture and the Arts, Montreal 1994 S. 22
Vgl. hierzu: Klein, Armin (Hrsg.): Starke Marken im Kulturbetrieb, Baden-Baden 2007
Steinert, Heinz: Kulturindustrie. Münster 1998 S. 20
Steinert (1998) S. 9
Kultur in den Städten (1979)
Franck, Georg: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf, München 1998
Schmidt (2003) S. 17
Hellmann, Kai-Uwe: Soziologie der Marke, Frankfurt 2003 S. 16
Vgl. hierzu ausführlich: Klein, Armin: Besucherbindung im Kulturbetrieb. Ein Handbuch, Wiesbaden 2003; Hausmann, Andreas und Sabrina Helm (Hrsg.): Kundenorientierung im Kulturbetrieb. Grundlagen — Innovative Konzepte — praktische Umsetzung, Wiesbaden 2006
Diese Ausführungen basieren auf: Klein, Armin: Nachhaltigkeit als Ziel von Kulturpolitik und Kulturmanagement — ein Diskussionsvorschlag. In: Klein, Armin und Thomas Knubben: Deutsches Jahrbuch für Kulturmanagement 2003 / 2004; Baden-Baden, 2005 S. 9–30
Schneider, Wolfgang: Buchmarktförderung, Autorenförderung oder Leseförderung? Sieben Kapitel über Literatur und Politik. In: Heinrichs, Werner und Armin Klein (Hrsg.): Deutsches Jahrbuch für Kulturmanagement 1998, Baden-Baden 1999 S. 62 bzw. 53
Klein (2005) Nachhaltigkeit
Sieferle, Peter: Der unterirdische Wald — Energiekrise und Industrielle Revolution, München 1982
Hennecke, Franz-Josef: Nachhaltigkeit — Modewort oder ein neues Paradigma für politische Kultur und Bildungspolitik? Vortrag gehalten am 26.5.1999 vor dem Pädagogischen Zentrum Bad Kreuznach
Häußermann, Hartmut und Walter Siebel: Festivalisierung der Stadtpolitik. Stadtentwicklung durch große Projekte. In: Leviathan, Sonderheft 13, Frankfurt 1993
Heinrichs, Werner: Weniger wäre mehr! Strategische Anmerkungen zur Zukunft öffentlich finanzierter Kulturangebote. In: Heinrichs, Werner und Armin Klein (Hrsg.): Deutsches Jahrbuch für Kulturmanagement 2000, Baden-Baden 2001, S. 21 bzw. 24)
Schulze (1999) S. 306
Schulze (2003) S. 85
Schulze (1993) S. 515
Vgl. hierzu Heinrichs (1997)
Spahn, Claus: Wundermann, geh’ du voran. In: Die Zeit vom 12.06.2003
Heinrichs (1997) S. 227
Heinrichs (1997) S: 227
Vgl. hierzu ausführlich: Klein (2003) S. 45–86
Colbert, Francois: Marketing und Konsumentenverhalten im Bereich Kunst. In: Klein, Armin (Hrsg.): Innovatives Kulturmarketing, Baden-Baden 2002 S. 44
Colbert (2002) S. 44
Colbert (2002) S. 45
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(2008). Konsequente Besucherorientierung. In: Der exzellente Kulturbetrieb. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91138-0_4
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