Auszug
Ohne Zweifel interessiert an Entscheidungsprozessen insbesondere, ob und wie sich Macht in ihnen zur Geltung bringt. Der sozialwissenschaftliche Versuch, diesem Interesse nachzukommen, stößt sofort auf die Schwierigkeit, sich mit einer Fülle von Machtbegriffen auseinander setzen zu müssen. Man wird zunächst mit Max Weber unter Macht „jede Chance [verstehen], innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“ (Weber 1985: 28), um sogleich die Vernachlässigung struktureller Macht (Bachrach/Baratz 1977) zu beklagen. Man kann intransitive von transitiver Macht unterscheiden (Göhler 2004) oder eine ‚Mikrophysik der Macht’ in der Tradition von Michel Foucault (1977a, 1977b) gegen einen juridischen oder repressiven Machtbegriff stellen. Näher an Fragen der Macht in politischen Entscheidungsprozessen reicht eine Vorgehensweise heran, die Macht in Gremien durch die politische Stellung der einzelnen Gremienmitglieder zu erklären sucht. Man rekurriert dann auf Organisationszugehörigkeiten, Ämter(häufungen) und institutionelle Verankerung, um eine Art Index der Machtressourcen zu entwickeln, die die politische Relevanz und potenzielle Mächtigkeit eines Akteurs ausmachen. Macht wird als Potenzial und Ressource angesehen. Die Mitglieder tragen diese in das Gremium hinein. Macht ist dann aber aus Sicht des Gremiums etwas Externes, das im Entscheidungsprozess mehr oder minder zur Geltung gebracht werden kann. Eine derartige Machtanalyse rückt den institutionellen Kontext eines Gremiums und die Stellung der Gremienmitglieder im politischen System insgesamt ins Zentrum.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Machtanalyse von Gremienprozessen. In: Entscheiden in Gremien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91132-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91132-8_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16052-8
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