Auszug
Im Dezember 1929 besuchte der beim Jugendamt Stuttgart angestellte Erziehungsberater Dr. Scholl, ein noch „junger und unerfahrener Mann“, wie es hieß (ASP N/8, Brief des Landrats, Oberamt Tübingen v. 27.5.1930), unangemeldet die Kinderrettungsanstalt Sophienpflege in Pfrondorf bei Tübingen.1 An den Folgen dieses lokalen Ereignisses lässt sich die Krise der Fürsorgeerziehung und ihrer pädagogischen Praxis am Ende der Weimarer Republik exemplarisch zeigen.
Robert Scholl (geb. 1897) besuchte das Lehrerseminar in Künzelsau, war einige Jahre als Volksschullehrer tätig und studierte von Oktober 1923 an Pädagogik an der Universität Tübingen. 1926 promovierte er bei Oswald Kroh mit einer Arbeit zum Thema „Die teilinhaltliche Beachtung von Form und Farbe und ihre typologische Bedeutung“. Im Jahre 1928 übernahm er eine Stelle als Erziehungsberater beim Jugendamt Stuttgart und konnte bis zu seinem Ausscheiden aus diesem Amt im Jahre 1962 zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Jugendfürsorge umsetzen. Weitere Publikationen von Robert Scholl sind: „Erziehungsberatung — ein notwendiger Bestandteil des Jugendamtes“, ersch. i. Zentralblatt für Jugendrecht und Jugendwohlfahrt, Jg. 1934; „Kinderheime als psychologische Forschungsstätten“, ersch. i. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde, Jg. 1939; „Die Wirkung von unvollständigen Familien auf die seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, ersch. i. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde“, Jg. 1943.
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Literatur
Behler, Ph. (1928): Psychologie des Berufsschülers. Köln.
Dehn, G. (1929): Proletarische Jugend. Lebensgestaltung und Gedankenwelt der großstädtischen Proletarierjugend. Berlin.
Dinse, R. (1932): Das Freizeitleben der Großstadtjugend. 5000 Jungen und Mädchen berichten. Berlin.
Gumbrecht, H. U. (2001): 1926. Ein Jahr am Rande der Zeit. Frankfurt/M.
Lampel, P. M. (Hg.) (1928): Jungen in Not. Berichte von Fürsorgezöglingen. Berlin.
Meinhof, U. M. (1971): Bambule — Fürsorge — Sorge für wen? Berlin.
Priem, K. (1990): „... eine orthopädische Anstalt für Menschenseelen“. Die Rettungsanstalt Sophienpflege in Lustnau bei Tübingen. Tübingen.
Priem, K. (1994): Die Geschichte der evangelischen Korrektionsinstitution Rettungshaus in Württemberg (1820–1918). Zur Sozialdisziplinierung verwahrloster Kinder. Köln.
Roth, L. (1983): Die Erfindung des Jugendlichen. München.
Spranger, E. (1925): Psychologie des Jugendalters. Leipzig.
Quellen
Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS): E 151 i I/Bü 146.
Staatsarchiv Ludwigsburg (StAL): E 191/Bü 6617.
Archiv der Sophienpflege Pfrondorf (ASP): M/13, N/6, N/7, N/8.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Priem, K. (2008). Zwischen lokaler Tradition und Umbruch in die Moderne. Faktoren der Krise einer Fürsorgeerziehungsanstalt um 1930. In: Göhlich, M., Hopf, C., Tröhler, D. (eds) Persistenz und Verschwinden. Persistence and Disappearance. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91125-0_3
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