Auszug
Sowenig printmediale Massenprodukte wie BRAVO GIRL! als „Literatur“ und „Fotokunst“ gewertet zu werden verlangen, ebenso wenig sind sie nur als affirmative Kulturwaren zu behandeln und pauschal zu verurteilen. Der mögliche Einwand, dass diese Magazine lediglich harmlose Unterhaltung bezweckten, ist richtig und falsch zugleich. Gewiss bedienen sie sich anscheinend der Unabhängigkeit und Selbstlosigkeit; damit ist aber keineswegs gesagt, dass sie nicht mittelbar bestimmte Interessen verträten. So müssen sie auch vorgehen. Denn die Zeitschriftenredaktionen sind im herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem verankert, sind um des Überlebens willen darauf angewiesen, nicht nur die Wünsche der Werbebranche, sondern auch die der zahlungsfähigen Jugend zu berücksichtigen: die einer Konsumentenmasse also, deren Lebenswelten symbiotischer Teil des gegenwärtigen Gesellschaftszustandes sind.
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Literatur
Zum Begriff der „Sozialisation“ (vgl. Süss 2004: 29ff.): „Als Begründer des Konzeptes der Sozialisation gilt der französische Soziologie Emile Durkheim. Er verstand unter Sozialisation den Prozess, in welchem das asoziale, triebhafte Individuum gesellschaftsfähig wird (Durkheim 1972, zit. nach Hurrelmann 2002: 11). Dies ist der Augangspunkt des klassischen Verständnisses von Sozialisation als Anpassung an gesellschaftliche Notwendigkeiten. Fröhlich (1987: 314) definiert Sozialisation als den Prozess, in welchem das Individuum durch passiven und aktiven Umgang mit anderen Menschen, Gruppen und Objekten oder Strukturen die ihm eigentümlichen sozial relevanten Erlebnis-und Verhaltensweisen erwirbt.“ (Süss 2004: 29) Süss weiter: „Sozialisation ausschließlich als Anpassung der Kinder an die Erwartungen der Erwachsenen zu interpretieren, entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung. Neuere Ansätze betonen die Wechselseitigkeit des Sozialisationsprozesses (Tillmann 2001; Hurrelmann 2002). Von frühester Kindheit an beeinflusst auch der Heranwachsende sein soziales Umfeld. Die Eltern werden auch durch ihre Kinder sozialisiert. Man spricht daher heute von reziproker Sozialisation.“
Andere Autoren unterscheiden hier zwischen „Sozialisation zur Massenkommunikation“ und „Sozialisation durch Massenkommunikation“ (vgl. Bonfadelli 1981: 138).
Jugendgefährdend sind Medien, die geeignet sind, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren, wie das Tatbestandsmerkmal „sittlich zu gefährden“ nach der Spruchpraxis der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und gefestigte Rechtssprechung auszulegen ist. — Mehr dazu siehe Knoll / Monssen-Engberding 2000.
Vgl. Peiser 1996, der in seiner Untersuchung über die „Fernsehgeneration“ nachzuweisen versucht, dass diese im Gegensatz zu älteren Generationen eine viel stärkere Affinität zum Fernsehen hat und weniger liest als die vorangegangene Generation. Zwar lasen die jüngeren Jahrgänge tatsächlich weniger, insbesondere Zeitungen, aber das Fernsehen wurde nicht intensiver genutzt, was Peiser auf einen Veralltäglichungsprozess zurückführt.
Manchmal auch „Generation@“ (siehe Süss 2004: 77).
Vgl. hierzu den Begriff der „Triangulation“: „Triangulation zielt also darauf ab, verschiedene Forschungsperspektiven und Methoden gezielt so miteinander zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig kontrollieren, ergänzen, unterstützen, relativieren oder auch widerlegen können“ (vgl. Ingrid Paus-Haase/ Bernd Schorb 2000: 21) — Dabei geht es nach Paus-Haase/Schorb aber auch darum, dass Triangulation „tatsächlich mehr sein kann als die bloße Addition verschiedener Methoden“ (a. a. O.).
William Simon und John H. Gagnon sprechen in ihrer Untersuchung „sexueller Skripte“ vom „metaphorischen Charakter, den sexuelle Aktivität für viele Menschen hat“ (Simon / Gagnon 2000: 84) vom „essentiell symbolischen“ (ebd.: 75), Bedeutungen des sozialen Lebens einschließenden Charakters dieser Aktivität. Sie sprechen daher auch von einem Prozess der „metaphorischen Transformation“ in zwei Richtungen, der auf Rezeptionsgrundlagen der Fotogeschichten verweist: dem Ausdruck unerfüllter sexueller Wünsche in nichtsexuellen Bildern und — umgekehrt — dem Ausdruck nicht-sexueller Probleme in sexuellen Bildern, z. B. der Verschiebung von „Problemen hierarchischer Beziehungen aus der Berufswelt in die sexuelle Vorstellungswelt von Dominanz und Unterwerfung“ (ebd.: 93).
Auf übergreifende thematische und kommerzielle Parallelitäten innerhalb des modernen „Medienverbundsystems“ weisen aus medienpädagogischer Sicht Charlton/ Neumann-Braun 1992 hin: siehe bes. S. 101–107.
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(2008). Schlussteil. In: Mädchenbilder in deutschen Jugendzeitschriften der Gegenwart. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91121-2_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15940-9
Online ISBN: 978-3-531-91121-2
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