Auszug
Die gegenwärtige und prospektive Konstitution des Arbeitsmarktes und der Arbeitsgesellschaft ist in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften umstritten. Den einen Pol des Spektrums bilden Einschätzungen, wie jene der bayerischsächsischen Zukunftskommission, die aus der beobachteten Zunahme „atypischer“ Beschäftigung einen generellen Trend zur Erosion des „Normalarbeitsverhältnisses“ ableitet (Kommission 1996). Hier wird das Bild eines flexiblen Arbeitsmarktes entworfen, in dem biographische Diskontinuitäten zum Normalfall werden und von den Beschäftigten durch Bildungsanstrengungen und Arbeitsmarktverantwortung bewältigt werden können. Auch die These vom Arbeitskraftunternehmer (Pongratz, Voß 2003) setzt an der Annahme einer Erosion des Normalarbeitsverhältnisses durch wachsende Flexibilitätsanforderungen der Betriebe an. Konstruiert wird ein neuer Sozialtypus, der die Tauschwertperspektive der Arbeitskraft adaptiert und eine Arbeitsmarktorientierung zeigt, die sich durch Bindungslosigkeit und häufige Unternehmenswechsel auszeichnet und die alle anderen Bereiche des Lebens dieser „Selbstökonomisierung“ unterordnet.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Die Prekaritätsforschung konzentriert sich vor allem auf Randbereiche des Arbeitsmarktes (Linne, Vogel 2003a; Vogel 2004; Mayer-Ahuja 2003). Eine Ausnahme innerhalb der Prekaritätsforschung bilden die Arbeiten von Klaus Dörre u.a. (Dörre u.a. 2003 und 2005/06), die sich in Anlehnung an Robert Castel über alle Zonen der Arbeitsgesellschaft erstrecken. Zentrales Kriterium für eine „Typologie arbeitsweltlicher (Des-) Integrationspotentiale“ ist die formale Struktur und Ausgestaltung des Beschäftigungsverhältnisses sowie die erwerbslagenbezogene Interpretation dieser strukturellen Merkmale durch die Beschäftigten (Dörre u.a. 2005/06: 12f). Dabei beziehen sich die Autoren jedoch auf Arbeitsmarktbereiche, die durch eine stärkere Offenheit gekennzeichnet sind. Neben den traditionell stabilen Bereichen Bergbau und Banken werden Beschäftigte und Experten aus der Baubranche, dem Handel, von Zeitarbeitsfirmen und der IT-Industrie befragt.
Rights and permissions
Copyright information
© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Bultemeier, A., Loudovici, K., Laskowski, N. (2008). Ist Prekarität überall?. In: Offene und geschlossene Beschäftigungssysteme. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91117-5_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91117-5_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15895-2
Online ISBN: 978-3-531-91117-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)