Auszug
Polizei kann ohne ein staatliches Gewaltmonopol nicht existieren. Das ist zweifellos ein Gemeinplatz, aber dennoch ein nur wenig verstandener Gemeinplatz. Sinn und Zweck von Polizei liegen auf der Hand: Die Gewalt, die von der Polizei als Ordnungsmacht des Staates nach innen hin ausgeht, dient der Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen. Diese Gewalt ist legitimiert durch die Funktionen des Staates und diese wiederum bedürfen der Legitimierung durch das Votum der Bürger. Ein scheinbar einfacher Kreislauf in der Begründung, der das Gewaltmonopol zum Mittel wie Ziel des Staates selbst macht. Mag dieser Sinnzusammenhang in der klassischen Selbstbegründung von moderner Staatlichkeit tatsächlich deutlich gewesen sein, so schwindet dieser Befund in dem Maße, wie sich die staatlichen Polizeiformen nicht nur in einem typischen Wandel von Funktionslogiken nach innen hin befinden, sondern aufgrund eines strukturellen Internationalisierungsprozesses auch nach außen eine andere integrale Kompetenz und damit faktisch auch Legitimation bekommen.
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Literatur
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Aufl. Tübingen 1980, S. 29, § 17 (Hervorhebungen v. Weber).
Vgl. hier auch Peter Nitschke, Das Gewaltmonopol in der Defensive — Zur Veränderung von Staatlichkeit im Bereich der Inneren Sicherheit. In: Polizei & Wissenschaft (2004), Ausgabe 1, S. 47.
So z.B. Hans-Joachim Heuer, Gewaltmonopol. In: Wörterbuch zur Inneren Sicherheit. Hrsg. v. H.-J. Lange. Wiesbaden 2006, S. 110.
Weber (vgl. Anm. 1), S. 30.
Weber (vgl. Anm. 1), S. 30.
Vgl. dazu Andrea Maurer, Herrschaft. Theoretische Perspektiven, Analysen und Forschungsfelder. In: Erwägen — Wissen — Ethik, Jg. 17 (2006) H. 1, S. 93–104 (sowie die daran anschließenden kritischen Beiträge). — Vgl. hier auch Peter Nitschke, Max Weber und die deutsche Verwaltungswissenschaft — eine gescheiterte Annäherung? In: Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte seit 1700. Hrsg. v. E. Laux u. K. Teppe. Stuttgart 1998, S. 163–175.
Vgl. auch Dieter Grimm, Das staatliche Gewaltmonopol. In: Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols. Recht und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. F. Anders u. I. Gilcher-Holtey. Frankfurt/New York 2006, S. 26.
Vgl. hier grundlegend Thomas Ellwein, Der Staat als Zufall und als Notwendigkeit. Die jüngere Verwaltungsentwicklung in Deutschland am Beispiel Ostwestfalen-Lippe. Bd.2 — Die öffentliche Verwaltung im gesellschaftlichen und politischen Wandel 1919–1990. Opladen. — Peter Nitschke, Kommunalisierung und Privatisierung der Inneren Sicherheit. In: Eingriffsstaat und öffentliche Sicherheit. Beiträge zur Rückbesinnung auf die hoheitliche Verwaltung. Hrsg. v. K. Lenk u. R. Prätorius, Baden-Baden 1998, S. 42–52.
Immanuel Kant, Die Metaphysik der Sitten. (Werkausgabe, Bd.VIII) 9. Aufl. Frankfurt a.M. 1991, S. 445.
Ebd., S.448.
Vgl. auch Grimm Das staatliche Gewaltmonopol. In: Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols. Recht und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. F. Anders u. I. Gilcher-Holtey. Frankfurt/New York 2006 (Anm. 7), S. 28.
Vgl. hier u.a. Ulrich Schneckener, Fragile Staatlichkeit als globales Sicherheitsrisiko. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (11. Juli 2005) S. 26–31. — Herfried Münkler, Ältere und jüngere Formen des Terrorismus. Strategie und Organisationsstruktur. In: Herausforderung Terrorismus. Die Zukunft der Sicherheit. Hrsg. v. W. Weidenfeld. Wiesbaden, S. 29–43. — Peter Bergen, Heiliger Krieg Inc. Osama bin Ladens Terrornetz. Berlin 2001.
Vgl. Christoph Marischka, Frontex als Schrittmacher der EU-Innenpolitik. Unter: www.heise. de/bin/tp/issue/r4/dl-artikel2.cgi?artikelnr.=253... (aufgerufen am 3. Juli 2007).
Vgl. hier Peter Nitschke, Die EU als kontinentales Polizeiregime in der Globalisierung. In: Einflüsse von Globalisierung und Europäisierung auf die Polizei. Hrsg. v. B. Frevel u. H.-J. Asmus Frankfurt a.M. 2008. — Etwas zurückhaltender in der Einschätzung, jedoch den Trend ebenfalls bestätigend, Wilhelm Knelangen, Das Politikfeld innere Sicherheit im Integrationsprozess. Die Entstehung einer europäischen Politik der inneren Sicherheit. Opladen 2001.
Vgl. hier in der Übersicht Gewerkschaft der Polizei (Hrsg.), Auslandseinsätze. Berlin (November) 2005; dort auch zu den Abkürzungen im Einzelnen.
Wilhelm Knelangen, EU-System der Inneren Sicherheit. In: Wörterbuch zur Inneren Sicherheit. Hrsg. v. H.-J. Lange. Wiesbaden 2006, S. 77.
Vgl. dazu im Einzelnen Knelangen (Anm. 14), S. 85 ff.
Vgl. hier auch Nitschke Wissenschaft (2004), Ausgabe 1 (Anm. 2), S. 49.
Hier zitiert nach Jodi M. Vittori, Geschäftszweck — Terror. Al Qaida als multinationales Unternehmen. In: Internationale Politik 60 (2005), Nr.3, S. 55.
Vgl. auch grundsätzlich hierzu Hans-Jürgen Lange, Innere Sicherheit im Politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 1999.
Vgl. z.B. Fritz Sack u.a. (Hrsg.), Privatisierung staatlicher Kontrolle — Befunde, Konzepte, Tendenzen. Baden-Baden 1995. — Hubert Beste, Kommodifizierte Sicherheit. Profitorientierte Sicherheitsunternehmen als Raumpolizei. In: Staat, Demokratie und Innere Sicherheit in Deutschland. Hrsg. v. H.J. Lange. Opladen 2000, S. 385–400.
Vgl. hierzu Dieter Eißel u.a., Interregionale Zusammenarbeit in der EU. Analysen zur Partnerschaft zwischen Hessen, der Emilia-Romagna und der Aquitaine. Opladen 1999. — Marie-Thérése Bitsch (Hrsg.), Le fait régional et la construction européenne. Brüssel 2003. — Peter Schmitt-Egner, Handbuch zur Europäischen Regionalismusforschung. Theoretisch-methodologische Grundlagen, empirische Erscheinungsformen und strategische Optionen des transnationalen Regionalismus im 21. Jahrhundert. Wiesbaden 2005. — Ralf Kleinfeld u.a. (Hrsg.), Regional Governance. Steuerung, Koordination und Kommunikation in regionalen Netzwerken als neue Formen des Regierens. Göttingen 2006.
Vgl. in der Übersicht, was an Datensätzen und methodologischen Bewußtsein hier zu vermitteln wäre, u.a. Wolfgang Wessels, Verwaltung im EG-Mehrebenensystem — Auf dem Weg zur Megabürokratie? In: Europäische Integration. Hrsg. v. M. Jachtenfuchs u. B. Kohler-Koch. Opladen 1996, S. 165–192. — Gerhard Brunn, Die Europäische Einigung von 1945 bis heute. Stuttgart 2002. — Jürgen Elvert, Die europäische Integration. Darmstadt 2006. — Knud Erik Jørgensen u.a. (Hrsg.), Handbook of European Union Politics. London u.a. 2006.
Vgl. www.cepol.net/KIM/
Vgl. auch Wilhelm Knelangen, Die Europäische Union — eine „starke Macht“ im Kampf gegen den Terrorismus? In: Globaler Terrorismus und Europa. Stellungnahmen zur Internationalisierung des Terrors. Hrsg. v. P. Nitschke. Wiesbaden 2007.
Vgl. dazu Helmut Ortner u.a. (Hrsg.), Die Null-Lösung. New Yorker »Zero-Tolerance«-Politik — das Ende der urbanen Toleranz? Baden-Baden 1998.
Vgl. hier grundlegend Hans Maier, Die ältere deutsche Staats-und Verwaltungslehre. 2., neubearb. u. ergänzte Aufl. München 1980. — Peter Nitschke, Von der Politeia zur Polizei. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Polizei-Begriffs und seiner herrschaftspolitischen Dimensionen von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Historische Forschung 19 (1992) H. 1, S. 1–27.
Vgl. u.a. Eugene McLaughlin, Police, Policing and Policework. In: Controlling Crime. Hrsg. v. dems. u. J. Muncie. London u.a. 1996, S. 51–106. — Martin Winter, Politikum Polizei. Macht und Funktion der Polizei in der Bundesrepublik Deutschland. Münster 1998.
Vgl. hier Peter Nitschke, Die Polizierung aller Lebensbereiche — Sozialdisziplinierung und ihre polizeilichen Implikationen in der Prämoderne. In: Die Deutsche Polizei und ihre Geschichte. Beiträge zu einem distanzierten Verhältnis. Hrsg. v. dems. Hilden 1996, S. 27–45.
Vgl. hier u.a. Sylke Nissen (Hrsg.), Kriminalität und Sicherheitspolitik. Analysen aus London, Paris, Berlin und New York. Opladen 2003. — Hermann Strasser/Henning van den Brink, Auf dem Weg in die Präventionsgesellschaft? In: Aus Politik und Zeitgeschichte (14. November 2005) H. 46, S. 3–7. — Gisbert van Elsbergen, Chance und Risiken kommunaler Kriminalprävention. Eine qualitativ-empirische Analyse. Wiesbaden 2005.
Vgl. hier auch Valsamis Mitsilegas u.a. (Hrsg.), The European Union and International Security — Guardian of the People? Basingstoke u.a. 2003. — Uwe Schmalz, Europäische Union als internationaler Akteur. In: Handwörterbuch Internationale Politik. Hrsg. v. W. Woyke. 10., durchgeseh. Aufl. Opladen/Farmington Hills 2006, S. 141 ff. — Speziell zu Europol Peter Nitschke, Europol. In: Wörterbuch zur Inneren Sicherheit. Hrsg. v. H.-J. Lange. Wiesbaden 2006, S. 70–74. — Zu Frontex vgl. Marischka (Anm. 13) sowie Frontex (Hrsg.), Annual Accounts for 2006. Warschau (Mai) 2007.
Vgl. hierzu u.a. Jan Philipp Reemtsma, Folter im Rechtsstaat? Hamburg 2005. — Peter Nitschke (Hrsg.), Rettungsfolter im modernen Rechtsstaat? Eine Verortung. Bochum 2005. — Rainer Trapp, Folter oder selbstverschuldete Rettungsbefragung? Paderborn 2006.
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Nitschke, P. (2008). Polizei und staatliches Gewaltmonopol in der Internationalisierung. In: Leßmann-Faust, P. (eds) Polizei und Politische Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91116-8_10
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