Auszug
Mediation und andere vermittlungsorientierte Verfahren der Konfliktbearbeitung haben in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Popularitätsschub erfahren.38 Das gilt nicht zuletzt für die Übertragung von Mediationsansätzen auf „interkulturell“ codierte Praxisfelder. In einer durch Migration und Globalisierungsgsprozesse geprägten Gesellschaft wie Deutschland lässt allein schon die unterschiedliche Herkunft der Konfliktparteien scheinbar auf einen „interkulturellen“ Hintergrund schließen. Und die Vermutung liegt nahe, dass es bestimmter „interkultureller Kompetenzen“ bedarf, um in solchen Konflikten professionell zu vermitteln. Die Frage stellt sich: Was genau sind solche „interkulturelle Kompetenzen“39?
Zu den wichtigsten Anwendungsfeldern in Deutschland gehören: Familien-/Scheidungsmediation, Schulmediation, Gemeinwesenmediation, Mediation in und zwischen Organisationen (Wirtschaftsmediation), Mediation im öffentlichen Bereich (Umweltmediaiton). Da der lange Zeit gebräuchliche Begriff „interkulturelle Mediation“ unzutreffende Assoziationen weckt (kulturalisierende Engführung; Suggestion eines Spezialgebiets) wird zunehmend von „Mediation in interkulturellen Kontexten“ gesprochen (vgl. Bundesverband Mediation e.V. 2006).
Wichtige Orientierungshilfen für meine Haltung zum Begriff „Interkulturelle Kompetenz“ verdanke ich u.a. den kritischen Beiträge von Auernheimer (2002 und 2006), Breidenbach/Nyírí (2001), Castro Varela/Mecheril (2005). Vergleiche auch die Beiträge von Mecheril und Auernheimer in diesem Band.
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Fechler, B. (2008). Interkulturelle Mediationskompetenz. Umrisse einer differenz-, dominanz- und kontextsensiblen Mediation. In: Auernheimer, G. (eds) Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91113-7_9
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