Auszug
Seit vor ungefähr drei Jahren in den Medien die entwürdigenden pädagogischen Maßnahmen in der früheren Heimerziehung zum Thema gemacht wurden, hat sich die Debatte um „Schläge im Namen des Herrn“ noch nicht wieder beruhigt. Zwar überraschten viele der beschriebenen Missstände nicht, denn sie waren bereits während der Heimrevolten Ende der 1960er Jahre zum Skandal gemacht worden (Brosch 1971, Gothe/Kippe 1975; Homes 1981). Aber die nicht nachlassende Entschiedenheit, mit der ehemalige „Heimkinder“ ihre zum Teil traumatischen Erlebnisse auf die Tagesordnung setzten, war neu. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln, Fernsehberichten und Autobiographien1 zu diesem Thema, fanden daher inzwischen auch eine Reihe von Veranstaltungen statt, bei denen Jugendhilfeträger Betroffene eingeladen haben, über ihre Erfahrungen zu berichten (exemplarisch: Landeswohlfahrtsverband Hessen 2006). Einige der Betroffenen haben sich inzwischen im „Verein ehemaliger Heimkinder“ organisiert. Dieser Verein ist an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages herangetreten und fordert neben einer Anerkennung der erlittenen Menschenrechtsverletzungen, Wiedergutmachung in Form von Rentenansprüchen, Finanzierung von Therapien sowie Anerkennung einer moralischen Schuld des Staates. Eine erste Anhörung von Betroffenen und Trägervertretern hat bereits stattgefunden, aber eine Entscheidung über die Petition steht noch aus.
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Literatur
Vgl. Höhle 2005 über Heimerziehung in der ehemaligen DDR; Graeber 2006 über lieblose und angsteinflößende Erziehung in einem süddeutschen Heim; Page 2006 über stigmatisierende Behandlung in einem katholischen Mädchenheim; Krone 2007 über Prügel und Kinderarbeit in einem rheinländischen Erziehungsheim; Hermann 2007 über sexualfeindliche, aber auch erlebnispädagogisch orientierte und positiv erlebte Heimerziehung der Salesianer; Heising 2005 als autobiographisch geprägter Roman über Missbrauch in einem Heim.
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(2008). Einleitung: Nur Schläge im Namen des Herrn?. In: „So erzieht man keinen Menschen!“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91112-0_1
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