Auszug
Auf Grund der demografischen Entwicklung unserer Tage wird davon ausgegangen, dass das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der Alten werden wird. In diesem Zusammenhang werden Probleme benannt, wie z.B.: Zusammenbruch der Rentenkassen, Explosion der Pflegegeldkosten, Steigerung der Lebensalterserwartung unter gleichzeitiger Abnahme der Geburten, was zu einem Scheitern des Generationenvertrages führe, und nicht zuletzt das bisher—zumindest historisch—noch nie nachgewiesene Phänomen einer globalen Alterung der Weltgesellschaft. Diese z.T. dramatischen Prognosen werfen die Frage auf, wie eigentlich frühere Generationen und Gesellschaften mit ihren Alten umgingen. Hatten sie Altersmodelle, von denen wir auch heute noch etwas lernen können? Wie integrierten sie das Wissen und die Erfahrung ihrer Alten in ihre eigene Lebenssituation? Oder grenzten sie sich bewusst davon ab und die Alten mit ihrem Erfahrungsschatz aus? Welche Herausforderung stellten Debilität, Demenz und Armut für die jeweiligen Gesellschaften dar? Diese Fragen richten sich nicht allein an die Sozialgeschichte der Neuzeit und des industriellen Zeitalters. Sie stellen sich in dezidierter Weise auch für vorindustrielle Gesellschaften. Ich möchte in meinem Beitrag in die antiken Gesellschaften zurückgehen und fragen, ob auch sie sich mit dem Älterwerden und den damit verbundenen Problemen beschäftigt haben und ob es überhaupt eine Altersproblematik in der Antike gegeben hat. In Gesellschaften, in denen schichtenabhdängig nur ein kleiner Teil der Bevölkerung 60 Jahre und älter wurde, scheint die Wahrnehmung oder gar Problematisierung des Alters keine Selbstverständlichkeit zu sein.
Unterschiedliche Versionen dieses Beitrages wurden auf dem internationalen Symposium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Leopold Rosenmayr zu „Altern ist Leben“ (10.-12. März 2005) und an der Universität Hamburg zu Ehren der Pensionierung von Prof. Dr. Jürgen Molthagen am 17. Oktober 2005 gehalten.
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Herrmann-Otto, E. (2008). Altersdiskurse und Altsein in historischer Vergangenheit: Frühchristliche Altersmodelle in der römischen Antike. In: Buchen, S., Maier, M.S. (eds) Älterwerden neu denken. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91109-0_5
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