Auszug
Inzwischen ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, beim Thema des demografischen Wandels von einer ‚alternden‘ oder ‚schrumpfenden‘ Gesellschaft zu sprechen. Dabei geht es nicht allein um die Zunahme der absoluten Zahl von alten und hochaltrigen Menschen, sondern auch um das Steigen ihres relativen Anteils an der in der Bundesrepublik Deutschland zugleich schrumpfenden Gesamtbevölkerung. Politik, Wirtschaft und Massenmedien beklagen einen Geburtenrückgang, der sich in einer angeblich viel zu geringen Fertilitätsrate von 1,3 Kindern pro Frau äußert. Sie befürchten ökonomische Wachstumseinschränkungen, da die niedrige Geburtenrate mittel- und langfristig zu Arbeitskräfteknappheit führen würde. Gleichzeitig verweisen sie mit der regelmäßig wiederkehrenden Metapher des Generationenkonflikts darauf, dass das Sozialsystem wegen des wachsenden Anteils von Rentnern und Rentnerinnen und vor allem auch der prozentualen Zunahme hochaltriger und pflegebedürftiger Menschen von den jüngeren, erwerbsfähigen Generationen nicht mehr zu finanzieren sei.
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Literatur
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Winker, G. (2008). Neoliberale Regulierung von Care Work und deren demografische Mystifikationen. In: Buchen, S., Maier, M.S. (eds) Älterwerden neu denken. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91109-0_3
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