Skip to main content

In memoriam Ferdinand Tönnies (1855–1936)

  • Chapter
  • 485 Accesses

Auszug

Die moderne Soziologie in Deutschland ist nicht denkbar ohne das grundlegende Werk von Tönnies. Zwar hatten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts bereits andere auf die soziologische Spur begeben — etwa Marx und Schäffle —, dabei aber die soziologische mit einer geschichtsphilosophischen Fragestellung verquickt. Tönnies’ besondere Leistung ist es, die Soziologie aus dieser Verbindung befreit und sie als eine eigenständige Sozialwissenschaft begründet zu haben. Ein Zeichen der Anerkennung für die Sonderstellung seines Werkes erhielt er erst wenige Tage vor seinem Tod, als ihm anlässlich seines 80. Geburtstages ein Buch überreicht wurde,1 zu dem Wissenschaftler aus aller Welt — aus Griechenland, Japan, Italien, den Niederlanden, England, der Schweiz ebenso wie aus Deutschland — Texte beigesteuert hatten. Dass seinem Werk auch in den Vereinigten Staaten große Bedeutung beigemessen wird, belegen Beiträge von Boas und Sorokin. Zudem weisen Texte von Historikern, etwa von Meinecke, oder von Philosophen wie Löwith und Schmalenbach, den die Grenzen der Soziologie überschreitenden philosophischen Gehalt seines Denkens aus. Aber all dieser Wertschätzung zum Trotz sollte man sich nicht über den tatsächlichen Einfluss von Tönnies’ Werk täuschen. Denn zwar haben es weder Max Weber noch Vierkandt oder die jüngere Generation versäumt, die von ihm eingeführten soziologischen Begriffe zu rezipieren — Schmalenbachs Ergänzung von Tönnies’ Kategorien Gemeinschaft und Gesellschaft durch das Konzept des Bundes belegt dies am nachdrücklichsten2 –, aber weder die formale noch die historische Soziologie haben sich in die Richtung entwickelt, die er mit seinem Werk vorgegeben hatte.

Albert Salomon, „In memoriam Ferdinand Tönnies“. In: Social Research 3, 1936, S. 348–363. Übersetzt von Peter Gostmann.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD   89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. o. Hg., Reine und angewandte Soziologie. Eine Festgabe für Ferdinand Tönnies zu seinem achtzigsten Geburtstage am 26. Juli 1935. Leipzig: Buske 1936.

    Google Scholar 

  2. Herman Schmalenbach, „Über die Kategorie des Bundes“. In: Die Dioskuren. Jahrbuch für Geisteswissenschaften 1, 1922, S. 35–105.

    Google Scholar 

  3. Heinrich von Treitschke, Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch. Leipzig: Hirzel 1859.

    Google Scholar 

  4. Otto von Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1: Rechtsgeschichte der deutschen Genossenschaft. Berlin: Weidmann 1868; Otto von Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2: Geschichte des deutschen Körperschaftsbegriffs. Berlin: Weidmann 1873.

    Google Scholar 

  5. Emile Durkheim, „Ferdinand Tönnies. Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen“. In: Revue Philosophique de la France et de l’etranger 27, 1889, S. 416–422.

    Google Scholar 

  6. Emile Durkheim, De la division du travail social: Étude sur l’organisation des sociétés supérieures. Paris: Alcan 1893.

    Google Scholar 

  7. Pitirim A. Sorokin, Contemporary Sociological Theories. New York, Evanston: Harper & Row 1928, S. 491. [In der deutschen Ausgabe wurde diese Stelle gekürzt.]

    Google Scholar 

  8. Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegriffe der reinen Soziologie. Achte verbesserte Auflage. Leipzig: Buske 1935, S. 85–168.

    Google Scholar 

  9. ‘Wille und Verstand sind ein und dasselbe’. Vgl. Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft, S. 85.

    Google Scholar 

  10. Ferdinand Tönnies, Geist der Neuzeit. Leipzig: Buske 1935.

    Google Scholar 

  11. Ferdinand Tönnies, Einführung in die Soziologie. Stuttgart: Enke 1931, S. 313–327.

    Google Scholar 

  12. Ferdinand Tönnies, Kritik der öffentlichen Meinung. Berlin: Springer 1922; Ferdinand Tönnies, Soziologische Studien und Kritiken. Erste Sammlung. Jena: Fischer 1924; Ferdinand Tönnies, Soziologische Studien und Kritiken. Zweite Sammlung. Jena: Fischer 1926; Ferdinand Tönnies, Fortschritt und soziale Entwicklung. Karlsruhe: Braun 1926; Ferdinand Tönnies, Soziologische Studien und Kritiken. Dritte Sammlung. Jena: Fischer 1929.

    Google Scholar 

  13. Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, 3 Bde. Herausgegeben von Friedrich Engels. Hamburg: Meissner 1867–1894.

    Google Scholar 

  14. Tönnies, Geist der Neuzeit, S. 206; Friedrich Schiller, „An Friedrich Christian von Augustenburg. Ludwigsburg, den 11. November 1793. Montag“. In: Schillers Werke. Nationalausgabe, Bd. 26: Schillers Briefe 1.3.1790–17.5.1794. Herausgegeben von Edith Nahler und Horst Nahler. Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1992, S. 295–313.

    Google Scholar 

  15. Thomas Hobbes, The Elements of Law Natural and Politic. Herausgegeben und eingeleitet von Ferdinand Tönnies. London: Simpkin, Marshall and Co 1889; Thomas Hobbes, Behemoth, or the Long Parliament. Herausgegeben von Ferdinand Tönnies. Plymouth, London: Frank Cass & Co 1889; Thomas Hobbes, Naturrecht und allgemeines Staatsrecht in den Anfangsgründen. Herausgegeben und eingeleitet von Ferdinand Tönnies. Essen: Hobbing 1926; Ferdinand Tönnies, „Siebzehn Briefe des Thomas Hobbes an Samuel Sorbière, nebst Briefen Sorbière’s, Mersenne’s u. Aa.“. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 3, 1890, S. 58–71 u. 192–232.

    Google Scholar 

  16. Ferdinand Tönnies, Hobbes, Leben und Lehre. Stuttgart: Frommann 1896; Ferdinand Tönnies, „Hobbes-Analekten“. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N.F. 17, 1904, S. 291–317; Ferdinand Tönnies, „Hobbes-Analekten II“. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N.F. 19, 1906, S. 153–175; Ferdinand Tönnies, „Hobbes’ Naturrecht“. In: Archiv für Rechts-und Wirtschaftsphilosophie 4, 1910/1911, S. 395–410; Ferdinand Tönnies, „Hobbes’ Naturrecht“. In: Archiv für Rechts-und Wirtschaftsphilosophie 5, 1910/1911, S. 129–136; Ferdinand Tönnies, „Hobbes’ Naturrecht“. In: Archiv für Rechts-und Wirtschaftsphilosophie 5, 1910/1911, S. 283–293; Ferdinand Tönnies, Hobbes, Leben und Lehre. Dritte, vermehrte Auflage. Stuttgart: Frommann 1925; Ferdinand Tönnies, „Die Lehre von den Volksversammlungen und die Urversammlung in Hobbes’ Leviathan“. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 89, 1930, S. 1–22.

    Google Scholar 

  17. Raymond Aron, La sociologie allemande contemporaine. Paris: Presses Universitaires de France 1936, S. 20–25. [Deutsche Ausgabe: Raymond Aron, Die deutsche Soziologie der Gegenwart. Systematische Einführung in das soziologische Denken. Übersetzt und bearbeitet von Iring Fetcher. Stuttgart: Kröner 1965, S. 16–21.]

    Google Scholar 

  18. Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft, S. XV–XXV, hier S. XXIII–XXIV.

    Google Scholar 

  19. Johann Jakob Bachofen, Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Zweite unveränderte Auflage. Basel: Schwabe 1897.

    Google Scholar 

  20. Johann Jakob Bachofen, Das lykische Volk und seine Bedeutung für die Entwicklung des Alterthums. Freiburg im Breisgau: Herder 1862.

    Google Scholar 

  21. Johann Jakob Bachofen, Versuch über die Gräbersymbolik der Alten. Basel: Bahnmaier’s Buchhandlung (Detloff) 1859.

    Google Scholar 

  22. Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft. [nicht nachgewiesen]

    Google Scholar 

  23. Adam Heinrich Müller, Schriften zur Staatsphilosophie. München: Theatiner-Verlag 1923.

    Google Scholar 

  24. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Zweite, vermehrte Auflage. Herausgegeben von Marianne Weber. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1925, S. 122–176.

    Google Scholar 

  25. Ferdinand Tönnies, Die Sitte. Frankfurt: Rütten & Loening 1909; Tönnies, Fortschritt und soziale Entwicklung; Ferdinand Tönnies, „Sitte und Gedächtnis“. In: Heinz Sauermann (Hg.), Probleme Deutscher Soziologie. Gedächtnisgabe für Karl Dunkmann, Berlin: Junker und Dünnhaupt 1933, S. 7–17.

    Google Scholar 

  26. Gabriel Marcel, Etre et Avoir. Paris: Éditions Montaigne 1935, S. 352. [Deutsche Ausgabe: Gabriel Marcel. Sein und Haben. Übersetzt von Ernst Bleher. Paderborn: Schöningh 1954, S. 255.]

    Google Scholar 

  27. Schmalenbach, „Über die Kategorie des Bundes“.

    Google Scholar 

  28. Gerhard Colm, „Masse“. In: Alfred Vierkandt (Hg.), Handwörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Enke 1931, S. 353–359.

    Google Scholar 

  29. Christian Janentzky verwendete als Erster den Begriff „trans-rational“. Vgl. Christian Janentzky, Mystik und Rationalismus, München, Leipzig: Duncker & Humblot 1922, S. 11.

    Google Scholar 

  30. Tönnies, Die Sitte, S. 92.

    Google Scholar 

  31. Ebd., S. 94.

    Google Scholar 

Download references

Editor information

Peter Gostmann Gerhard Wagner

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

(2008). In memoriam Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Gostmann, P., Wagner, G. (eds) Albert Salomon Werke. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91106-9_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91106-9_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15697-2

  • Online ISBN: 978-3-531-91106-9

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics