Auszug
Max Weber hat immer betont, dass der Ursprung seines Denkens in der Historischen Schule der Nationalökonomie lag. Seinen Lehrer Gustav Schmoller behandelte er zeitlebens mit großer Achtung, auch dann noch, als er sich öffentlich gegen seine Lehren aussprach. Zugleich wies er auf die grundlegende Bedeutung von Karl Marx’ Werk für die moderne sozialpolitische, ökonomische und soziologische Forschung hin — wohl niemand hat dieses Werk so unvoreingenommen und gleichzeitig kritisch analysiert, wie Weber. Zwischen Weber und Marx bestehen etliche Berührungspunkte, sowohl in ihrem Denken als auch in ihrem Verständnis von Wissenschaft. Beide betrachteten den Kapitalismus als ein historisches Phänomen der modernen Welt, nicht als eine natürlich gegebene Wirtschaftsform oder als eine Wirtschaftsordnung von langer Dauer, wie dies in den Arbeiten von Karl Julius Beloch, Robert von Pöhlmann oder auch Eduard Meyer beschrieben ist. In ihren Abhandlungen legten diese Autoren die antike Geschichte in einer modernisierten Version dar und beschrieben das gewerbliche Leben des Altertums unter Verwendung der Terminologie der modernen Ökonomie als kapitalistische Ordnung. Für Marx und Weber dagegen war gerade der spezifisch moderne Charakter unserer heutigen Wirtschaft von größter wissenschaftlicher Bedeutung. Beide erkannten den weitreichenden Einfluss, den diese gewaltige Kraft der Moderne auf das Schicksal der westlichen Welt genommen hatte. Beide waren sich, während sie sich dem Studium dieses Gegenstands hingaben, der Bedeutung bewusst, welche die Moderne für das Menschenbild hatte, das ihre eigenen Wertmaßstäbe und somit auch ihr wissenschaftliches Interesse bestimmte.
Albert Salomon, “Max Weber’s Political Ideas”. In: Social Research 2, 1935, S. 368–384. Übersetzt von Peter Gostmann und Dorte Huneke.
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Literatur
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(2008). Max Webers politische Ideen. In: Gostmann, P., Wagner, G. (eds) Albert Salomon Werke. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91106-9_4
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