Auszug
Wir haben bereits in der Einleitung und auch im Kapitel über Webers Religionssoziologie angemerkt, dass eine Darstellung und Besprechung der Aufsätze zur „Protestantischen Ethik“ in einem eigenen Kapitel vorgenommen werden. Der nur angerissene Grund, den wir dort nannten, bezog sich auf eine unseres Erachtens in diesen Aufsätzen zu Tage tretende Dimension, welche dem Werk Webers seinen herausfordernden Charakter und die ihm eigentümliche „Wucht“ verleiht: die Zeitdiagnose. Dass Max Weber ein politischer Mensch war und dass er aus dieser Haltung heraus auch Zeit seines Lebens politisch handelte (und zwar nicht als „wissenschaftlicher Experte“ sondern als „homo politicus“) ist unbestreitbar und findet in diesem Einführungstext seine Vertiefung im nächsten Kapitel; was hier jedoch unter dem Begriff der „Zeitdiagnose“ verstanden werden soll, hat in starkem Maße mit Webers Menschen- und Wissenschaftsbild zu tun.
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Literatur
An dieser Stelle muss auf den wichtigen Aufsatz „Max Weber’s ‚Author Introduction ‘(1920): A Master Clue to his Main Aims“ (Nelson 1974) von Benjamin Nelson hingewiesen werden, in dem zum Einen aufgezeigt wird, wie wichtig es ist, dass die Entstehungszeiten bestimmter Schriftteile beachtet werden und der zum Zweiten die Bedeutung dieser „Vorbemerkung“ (in GARS I: 1–16) herausarbeitet, deren Entstehungsdatum 1920 (und eben nicht 1904/05) ist.
Wie Lawrence Scaff anmerkt, gehörte Weber nicht zu den Europäern, die mit einer gewissen Verächtlichkeit auf die „neue Welt“ herabblickten“: „Weber was emphatically not one of the’ bei-unskis’ — those who sacralized the departed homeland, where ‘bei uns’ everything was better than it is here“ (Scaff 2005: 125). Im Gegenteil nutze Weber die dreimonatige Reise (deren eigentlicher Anlass ein Vortrag auf einem Kongress in St. Louis aus demjenigen Feld war, mit dem er sich jahrelang intensiv beschäftigt hatte: Landwirtschaft) zu sowohl intensiven Diskussionen mit vielen amerikanischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen (u.a. William James), als auch zu einem Besuch in den „Indian Territories“.
Bei Friedrich Wilhelm Graf lesen wir hierzu: „Für Webers Sicht der anglo-amerikanischen Kultur wurde neben den vielfältigen Kontakten nach Großbritannien und den Primärerfahrungen der großen USA-Reise noch eine weitere Anregung bestimmend: Seine Lektüre von Jellineks Büchlein über die Menschenrechte gehört in die Vorgeschichte der Arbeit an der Abhandlung „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (Graf 2002: 58). Graf sieht jedoch diesen Einfluss vor allem im Hinblick auf das in der PE verwirklichte methodische Programm. Guenther Roth sieht in diesem Zusammenhang jedoch auch inhaltliche Gemeinsamkeiten: „... Jellinek and Weber (...) shifted the origi human rights back to the religious seventeenth century and the Anglo-American realm.“ (Roth 1993: 22).
In einer typischen Formulierung findet sich zu dieser Argumentation Webers Bemerkung, dass „Jellinek überzeugend wahrscheinlich gemacht hat“ (WuG: 725).
Der „größte“ Versuch einer direkten Indienstnahme des Politischen durch den Puritanismus findet man in Folge des englischen Bürgerkrieges und der Herrschaft des, wie Weber sagt, „Parlaments der Heiligen“ (WuG: 725) unter der Führung von Oliver Cromwell als „Lord Protector“.
„Die Disziplin des Heeres ist aber der Mutterschoß der Disziplin überhaupt. Der zweite große Erzieher zur Disziplin ist der ökonomische Großbetrieb.“ (WuG: 686).
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(2008). Die „Protestantische Ethik“. In: Einführung in das Werk Max Webers. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91103-8_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15392-6
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