Auszug
Nach der Bitte einer Abschätzung der quantitativen Entwicklung des Dialogs an die Befragten, auch mit Blick auf einen eventuell gestiegenen Informationsbedarf nach dem 11. September 2001 auf christlicher Seite bzw. eine eventuell häufigere Kontaktaufnahme seitens der Muslime mit christlichen (oder jüdischen) Gemeinden, wird die Notwendigkeit deutlich, verschiedene Formen des Dialogs zu differenzieren, die sich nach Aussage der Gesprächspartner sehr unterschiedlich entwickelt haben. Allerdings ist auffällig, dass auf christlicher Seite keine gemeinsam geteilten Dialogkonzepte zu bestehen scheinen, wie etwa das katholische Vier-Ebenen Konzept eines wäre (auf dieses beziehen sich aber nicht einmal die katholischen Akteure). Im Sinne dieses Konzeptes können die Einschätzungen der Experten aber dahingehend interpretiert werden, dass weder vor noch nach dem 11. September der (strukturierte) Austausch über Theologie oder über religiöse Erfahrung in nennenswertem Umfang stattfindet. Veränderungen sind allenfalls im Dialog über das Zusammenleben zu erkennen (Ebenen „Leben“ und „Handeln“), die aber als wenig nachhaltig eingeschätzt werden — das heißt auch, dass in vielen christlichen und muslimischen Gemeinden die Dialoganstrengungen inzwischen wieder geringer werden.
Das folgende Kapitel fasst die Aussagen der Expertenbefragung im Indikativ zusammen. Sofern Kommentierungen, Interpretationen oder Gewichtungen durch den Autor vorgenommen werden, ist dies kenntlich gemacht worden.
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Literatur
Auf breite Ablehnung in der Jüdischen Gemeinde stießen der Vergleich des Kölner Kardinals Joachim Meisner von Abtreibung und Holocaust (dpa-Meldung vom 08.01.2005) sowie die Kritik katholischer Bischöfe an der Situation in Palästina im Rahmen einer Israelreise im März 2007.
Karl Kardinal Lehmann: Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den „abrahamitischen Religionen“. In: Benedikt XVI: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg/Breisgau 2006, S. 97–133, hier S. 101.
Karl Kardinal Lehmann: Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den „abrahamitischen Religionen“. In: Benedikt XVI: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg/Breisgau 2006, S. 97–133, hier S. 101.
Micksch, Jürgen: Islamforen in Deutschland. Dialoge mit Muslimen. Frankfurt/Main 2005, S. 9.
Karl Kardinal Lehmann: Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den „abrahamitischen Religionen“. In: Benedikt XVI: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg/Breisgau 2006, S. 97–133, hier S. 103.
Karl Kardinal Lehmann: Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den „abrahamitischen Religionen“. In: Benedikt XVI: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg/Breisgau 2006, S. 97–133, hier S. 98–99.
Diese Interpretation der Gesprächspartner ist kompatibel mit der Analyse der Protokolle des Deutschen Bundestages in Halm, Dirk/Marina Liakova/ Zeliha Yetik: Zur Wahrnehmung des Islams und der Muslime in der deutschen Öffentlichkeit 2000–2005. In: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik 5–6/2006, S. 199–206. Hier wird ein massives Anwachsen der rein quantitativen Auseinandersetzung im Parlament mit dem Islam und den Muslimen konstatiert, die zum Gutteil der Sicherheits-und Terrorismusdebatte geschuldet ist. Dies kann so interpretiert werden, dass die „Bindegliedfunktion“ des Islams für die Themen Sicherheitspolitik und Einwanderung hauptverantwortlich für die häufigere Befassung des Bundestages mit den Muslimen gewesen ist.
Schäuble, Wolfgang: The German Conference on Islam. In: Turkish Policy Quarterly, Winter 2006/07, S. 15–21, hier S. 16.
So die Befürchtung der islampolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfaktion Lale Akgün (Berliner Zeitung, 12.04.2007: „Bedenken gegen Kooperation islamischer Verbände“ von Kerstin Krupp).
Wie stark die Mitgliedschaft bei der IGMG oder auch nur der bloße Verdacht von Verbindungen zu ihr als Ausschlusskriterium dafür gilt, ob jemand als Gesprächspartner der Politik anerkannt wird und Chance auf eine konstruktive Auseinandersetzung mit seinen Anliegen besteht, zeigt etwa der Fall der in München-Penzberg 2007 geplanten Islam-Akademie. Nachdem der Hauptakteur und die Gemeinde, der er vorsaß, sich auch in den Augen der Kommunalpolitik über Jahre als ausgesprochen liberal, dialog-und integrationsorientiert, ja gar emanzipatorisch etabliert hatte, führten Berichte über Verbindungen der Gemeinde zur IGMG — und nur diese Berichte — unmittelbar zu einer stark ablehnenden Diskussion des Projektes (siehe Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2007: „Der Imam von Penzberg“, von Albert Schäffer).
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat sich mehrfach entsprechend eingelassen, vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2007, S. 1: „Islamischer Dachverband gegründet“, von Christoph Erhardt.
Entsprechend auch der sozialpsychologische Forschungsstand; vgl. Pettigrew, Thomas/Linda Tropp: Does intergroup contact reduce prejudice? Recent meta-analytic findings. In: Stuart Oskamp (ed.): Reducing prejudice and discrimination. Mahwah 2000, S. 93–115.
dpa-Meldung 14.04.2007: „Muslime wollen rechtliche Gleichstellung“.
Die Vervielfachung der Islamberichterstattung in Deutschland nach dem 11. September 2001 ist belegt durch Halm, Dirk/Marina Liakova/ Zeliha Yetik: Zur Wahrnehmung des Islams und der Muslime in der deutschen Öffentlichkeit 2000–2005. In: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik 5–6/2006, S. 199–206.
Dass das Islambild nicht nur in der tagesaktuellen Berichterstattung, sondern auch in öffentlich-rechtlichen Fernsehformaten, die auf die Vermittlung politischer Hintergrundinformationen abzielen, ein zugespitztes Konflikt-und Gewaltbild ist, belegt die Analyse von Kai Hafez und Carola Richter der Magazin-und Talksendungen in ARD und ZDF in den Jahren 2005 und 2006; vgl. Hafez, Kai/Carola Richter: Das Islambild von ARD und ZDF. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 26/27 2007, S. 40–46.
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(2008). Ergebnisse. In: Der Islam als Diskursfeld. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91089-5_6
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