Auszug
Werner Schiffauer konzipiert den Islam als „Diskursfeld“, „als eine Arena, in der zahlreiche Akteure untereinander aushandeln, was der Islam ‚ist‘.“25 Als wichtigste Determinante dieses Aushandlungsprozesses versteht er, unter Rückgriff auf Pierre Bourdieu,26 das Verhältnis von Diskurs und Macht, wobei der Zusammenhang darin besteht, dass unterschiedliche Akteure, je nach Reichweite ihres Einflusses auf den Diskurs, mit dem von ihnen propagierten Inhalten den Islam „repräsentieren“, und zwar wie folgt:
Den Islam als Diskursfeld zu begreifen heißt [...], Aussagen über das Wesen des Islam als rhetorische Strategien zu begreifen, mit denen Akteure innerhalb eines Diskursfelds versuchen, Punkte gegen andere Akteure zu sammeln.27
In diesem Prozess werden Positionen zum Zweck der gegenseitigen Abgrenzung der Akteure von einander ständig modifiziert.28
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Literatur
Schiffauer, Werner: Ausbau von Partizipationschancen islamischer Minderheiten als Weg zur Überwindung des islamischen Fundamentalismus? In: Bielefeldt, Heiner/ Wilhelm Heitmeyer (Hg.): Politisierte Religion. Ursachen und Erscheinungsformen des modernen Fundamentalismus. Frankfurt/Main 1998, S. 419.
Siehe Bourdieu, Pierre: Was heißt sprechen. Die Ökonomie des sprachlichen Tausches. Wien 1990.
Schiffauer, Werner: Ausbau von Partizipationschancen islamischer Minderheiten als Weg zur Überwindung des islamischen Fundamentalismus? In: Bielefeldt, Heiner/ Wilhelm Heitmeyer (Hg.): Politisierte Religion. Ursachen und Erscheinungsformen des modernen Fundamentalismus. Frankfurt/Main 1998, S. 420.
Vgl. Schiffauer, Werner: Muslimische Organisationen und ihr Anspruch auf Repräsentativität: Dogmatisch bedingte Konkurrenz und Streit um Institutionalisierung. In: Escudier, Alexandre (Hg.): Der Islam in Europa. Der Umgang mit dem Islam in Deutschland und Frankreich. Göttingen 2003, S. 155.
In: Benedikt XVI.: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg/Breisgau 2006, S. 11–32.
Siehe zu einer ausführlichen Analyse der Regensburger Rede und zu ihrer Bedeutung für die Positionierung von Katholizismus und Orthodoxie gegenüber dem Islam den Beitrag von Paul, Jobst: Auf dem Weg zur „robusten“ Ökumene. Vernunft und Glaube in Regensburg. In: DISS-Journal No. 15 (2007), S. 11–17.
Siehe hierzu auch Tezcan, Levent: Interreligiöser Dialog und politische Religionen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 28–29/2006, S. 29.
Eine Übersicht über Rechtsfragen muslimischer Religionsausübung in Deutschland bietet Rohe, Mathias: Der Islam — Alltagskonflikte und Lösungen. Rechtliche Perspektiven. 2. Aufl., Freiburg/Breisgau 2001.
Siehe zu einer ausführlichen Systematik solcher Redestrategien Wodak, Ruth et al.: Zur diskursiven Konstruktion nationaler Identität. Frankfurt/Main 1998; S. 77–110.
Siehe zu dieser Diskussion Riedel, Eibe H.: Religionsfreiheit und völkerrechtliche Reziprozität. In: Schwartländer, Johannes (Hg.): Freiheit der Religion. Christentum und Islam unter dem Anspruch der Menschenrechte. Mainz 1993, S. 436–438.
Vgl. Bielefeldt, Heiner: Muslime im säkularen Rechtsstaat. Integrationschancen durch Religionsfreiheit. Bielefeld 2003, S. 48–58.
Vgl. Leibold, Jürgen/Steffen Kühnel/ Wilhelm Heitmeyer: Abschottung von Muslimen durch generalisierte Islamkritik? In: Aus Politik und Zeitgeschichte 1–2/2006, S. 3–10. Allerdings provoziert der hier verwendete Ansatz Nachfragen zur Validität des Untersuchungsinstrumentariums — also ob das, was die Autoren messen, tatsächlich als Islamphobie im Sinne einer unangemessenen und generalisierenden Islamangst zu verstehen ist. Daten zum interpersonellen Kontakt aus derselben Studie sowie auch aus anderen Untersuchungen lassen an einer solchen Interpretation Zweifel aufkommen; vgl. auch Halm, Dirk/Marina Liakova/Zeliha Yetik: Zur Wahrnehmung des Islams und der Muslime in der deutschen Öffentlichkeit 2000–2005. In: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik (ZAR) 5–6/2006, S. 203–205.
Siehe zu dieser Argumentation auch Benn, Piers: On Islamophobia-phobia. In: New Humanist, Summer 2002.
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(2008). Konzept: Der Islam als Diskursfeld. In: Der Islam als Diskursfeld. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91089-5_3
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