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Medienprofile und politische Parallelstrukturen: Ergebnisse des Zeitungsvergleiches

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Book cover Die Kommentarlage
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Auszug

Nachdem die empirische Analyseperspektive abgegrenzt und einige Informationen zu den inhaltsanalytischen Daten und Variablen gegeben wurden, sollen die empirischen Befunde zur Medienprofilierung vorgestellt werden. Zunächst wird noch einmal kurz die Konzeption des empirischen Analyseplans schrittweise dargestellt und erläutert.

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Literatur

  1. In jüngeren Debatten zum Stellenwert des Leitwerts Gemeinwohl ist ebenfalls verschiedentlich auf Degenkolbes Topos der Leerformel zurückgegriffen worden. Titelgebend etwa bei Schuppert und Neidhardt (Schuppert und Neidhardt 2002).

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  2. An erster Stelle sind hier Konfliktlinien und Binarismen zu nennen, die quer zu den eher verteilungspolitischen und „materialistischen“ Gehalten des Links-Rechts-Schemas liegen und gerade im Kontext von Prozessen des Wertewandels („Postmaterialismus“) zumindest temporär eine hohe Bedeutung hatten (Inglehart 1989). Als Erweiterungen bieten sich hier die Gegensatzpaare „liberal vs. konservativ“ oder auch „libertär/liberal vs. autoritär“ an. Öffentlichkeitssoziologisch hat Gerhards die Bedingungen der Institutionalisierung einer Materialismus-Postmaterialismus-Konfliktlinie untersucht (Gerhards 1993). Bobbio argumentiert vor dem Hintergrund der Verteidigung des Links-Rechts-Schemas für dessen Ergänzung. Links-Rechts beziehe sich demzufolge auf die Dimension Gleichheit-Ungleichheit und umfasse nicht selbstverständlich auch die Dimension Freiheit-Autoritarismus (Bobbio 1996, 1994).

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  3. Die Durchsetzung des Links-Rechts-Schemas als politisches Klassifikationsprinzip in der wissenschaftlichen Analyse wie im politischen Diskurs ist selbstverständlich nicht unwidersprochen geblieben. Dessen Vorteil der Verknüpfung von Abstraktion und Anschaulichkeit kann von der Seite der technischen Problemlösung auch als Nachteil verstanden werden. In diesem Sinn argumentieren Backes und Jesse: „Was Helmut Schmidt zu Anfang der sechziger Jahre mit Blick auf die problematisch gewordene Links-Rechts-Unterscheidung und die politischen Auseinandersetzungen gesagt hat, gilt auch für die wissenschaftliche Diskussion von heute noch: „‚Lasst uns in der politischen Auseinandersetzung nicht mit verschwommenen, diffus gewordenen Begriffen und Begriffsnamen arbeiten, sondern konkret und greifbar sagen, was wir wollen, wie, wann, unter welchen Bedingungen, warum wir es wollen, zu wessen Nutzen, auf wessen Kosten, unter Inkaufnahme welcher Nebeneffekte oder Nachteile. Und ebenso umgekehrt: was wir nicht wollen’“ (Backes und Jesse 1997: 37 f.). Gegenüber dem Links-Rechts-Schema wird häufig auch eine Affinität zur Mitte und zur Moderation („juste milieu“) ins Spiel gebracht. Jenseits einer aristotelischen Ausrichtung am „Maß“ hat dieses Argument zumeist extremismustheoretische Implikationen, gegenüber denen Narr den Stellenwert des von Seymour M. Lipset in die Diskussion gebrachten und gerade zur Erklärung des Nationalsozialismus wichtigen Begriffs des „Extremismus der Mitte“ unterstreicht (Narr 1993).

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  4. Den symbolischen Stellenwert solcher parlamentarischer Sitzordnungen untersucht auch Manow (Manow 2008).

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  5. Manche Werte und Orientierungen, die auch die Einführung des Postmaterialismus-Konzeptes angeregt haben, beerben eher konservative Vorstellungen und Ideen, die jedoch aufgrund gewandelter zeitgeschichtlicher und sozialer Kontexte als links erscheinen können (Ökologie, Wachstums-und Industrialismuskritik etc.). Umgekehrt kann Innovations-und Technikförderung zumindest unter spezifischen Bedingungen als konservativer oder rechter Wert gelten. Zur Diskussion des Stellenwerts des Schemas in der Bundesrepublik am Beginn des 21. Jahrhunderts vgl. Nullmeier (Nullmeier 2006).

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  6. Eine Begründung dieses Vorgehens und des entsprechenden inhaltsanalytischen Instrumentariums gibt Voltmer (Voltmer 1994). Die hier beschriebene Vorgehensweise ist im Kern eine leicht modifizierte und angepasste Aufnahme ihrer Überlegungen und Kategorien.

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  7. Sehr viel ausführlichere inhaltliche Erläuterungen finden sich wiederum bei Voltmer (Voltmer 1994) und Eilders/Lüter (Eilders und Lüter 1998: 47–53).

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  8. Eine von Eilders vorgelegte Auswertung kommt zu einer noch stärkeren Spreizung des Links-Rechts-Spektrums (taz: 1.5, FR: 1,6, SZ: 1,9, FAZ: 2,5, DW: 2,7) Die Differenz erklärt sich aus dem Umstand, dass an dieser Stelle alle Kommentare in die Analyse eingehen, während Eilders die eher linkslastigen, auf die internationale Politik bezogenen Positionen sowie eine Reihe anderer Themengebiete aus der Analyse ausklammert (Eilders 2004c). Die Ergebnisse einer Analyse der redaktionellen Linien in Kommentaren durch Kepplinger aus den 1980er Jahren werden von Gerhards referiert. Bei einer etwas abweichenden Skalierung und bei Auslassung der taz ergibt sich ein strukturell mit unseren Befunden vereinbares Ergebnis. Die FR liegt hier als am weitesten links verortete Zeitung bei „−38“, die SZ bei „−18“, die FAZ bei „+36“ und die DW als am weitesten rechts verortete Zeitung bei „+52“. Gegenüber den redaktionellen Linien der Berichterstattung ist das Spektrum der Kommentierung erheblich gespreizt (Gerhards 1991a: 51 ff.).

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  9. Im vor allem auf Fragen der internationalen Politik bezogenen Grundkonflikt Partnerschaft vs. Abgrenzung ist Partnerschaft als linke und Abgrenzung als rechte Position klassifiziert worden. Im eher auf ordnungspolitische Fragen bezogenen Grundkonflikt Zentralismus vs. Selbststeuerung markiert Zentralismus die linke Alternative und Selbststeuerung die rechte Alternative. Detaillierte Erläuterungen finden sich wieder bei Eilders und Lüter sowie Voltmer (Eilders und Lüter 1998; Voltmer 1994).

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  10. Fraenkel hat in seinen demokratietheoretischen Entwürfen zu pluralistischen Ordnungen auf die Koexistenz von kontroversen und nicht-kontroversen Sektoren hingewiesen. Die außenpolitischen und föderalistischen Grundorientierungen lassen sich in seinem Sinn einem unkontroversen Sektor zuordnen, der auch eine Stabilitätsvoraussetzung in Wettbewerbsdemokratien darstellen mag (Fraenkel 1973).

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  11. Detaillierte Analysen müssten prüfen, inwieweit die Unterscheidung von gesellschaftspolitischen und wirtschaftspolitischen Dimensionen auch zur Erklärung der wechselnden Positionierungen der Zeitungen innerhalb der richtungsmäßig einheitlichen Lager herangezogen werden könnte. Als ein wesentlicher Erklärungsfaktor könnte hier das jeweilige Publikumssegment in Frage kommen, auf das sich die Zeitungen orientieren. Dazu auch Volkmann (Volkmann 2006).

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  12. Hier könnte die Folgefrage anschließen, inwieweit die Auswahl der jeweils als relevant betrachteten Grundkonflikte einer Logik der Opportunität insofern folgt, dass sich die Zeitungen in diesen Bereichen jeweils besonders hohe Chancen auf eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer politischen Richtung ausrechnen können. Strategisches Handeln in dieser Dimension würde also unter den zum eigenen Wertprofil passenden Grundkonflikten diejenigen identifizieren und mobilisieren, in denen hohe Zustimmungspotenziale oder gar Mehrheiten für die eigene Seite zu vermuten sind. Erfolgskalküle sind aber auch an dieser Stelle wohl nur eine Seite der Medaille. Kategorial könnte eine Aufnahme der von Bachrach und Baratz geprägten und in machttheoretischen Diskussionen einflussreich gewordenen Unterscheidung von Decisions und Nondecisions interessant sein (Bachrach und Baratz 1963, 1962).

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  13. Eine derartige Klassifikation und Zuordnung dient nicht nur als eine wissenschaftlich-analytische Operation. Sie lässt sich vielmehr auch in den Politikwahrnehmungen der Bürger selbst nachweisen. Die Massenmedien werden nach den Ergebnissen von Fuchs, Roller et al. dabei primär mit demokratisch-prozeduralen Zielen verbunden, die anderen Akteure im System der Interessenvermittlung mit eher substantiellen Zielen und Interessen (Fuchs et al. 1996: 17, 27).

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  14. Einen Überblick zu den Strukturen des deutschen Parteiensystems einschließlich einer Diskussion von Entwicklungen in Richtung eines stärker „polarisierten Pluralismus“ (Sartori) bietet Schmidt. Anschließend an Analysen von Laver und Hunt zur Messung von policy-Positionen der Parteien resümiert Schmidt: „Fasst man alle Politikfelder zusammen, ergeben sich die folgenden durchschnittlichen Platzierungen der Parteien auf einer im weiteren Sinn definierten Links-Rechts-Achse: Erneut sind die Differenzen sehr groß. Am linken Rand des politisch-ideologischen Spektrums liegt die PDS, die heutige Linkspartei (Position 4). Am rechten Rand ist die NPD platziert (20). Links von der Mitte befinden sich die Grünen (7) und dicht daneben die SPD (8). Rechts von der Mitte liegt auf gleicher Höhe die FDP und die CDU/CSU (Position 13)“ (Schmidt 2007: 108).

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  15. In einem Kommentar zu ersten Ergebnissen der WZB-Kommentarstudie legt Rudolph aus journalistischer Perspektive nahe, dass auch das journalistische Milieu gegenüber derartigen Verkennungen nicht immun ist. „Keiner wird eine solche Linie „präsentieren“ wollen, jeder wird für sich in Anspruch nehmen, seine Sicht, sein Urteil zu artikulieren. Eine der Selbstüberschätzungen, an denen das Metier so reich ist?“ (Rudolph 2005).

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  16. Die Darstellungen in Kapitel 6.3.1 und 6.3.2 wurden gegenüber einer früheren Präsentation der Befunde überarbeitet und modifiziert (Lüter 2004: 175–183).

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  17. In der Feinanalyse von Kommentaren zu den Themen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zeigt Neidhardt, dass je nach politischer Richtung des Mediums jeweils solche Themen besondere Aufmerksamkeit erhalten, die im Sinne einer Schadenswahrnehmung eine besonders hohe Diskrepanz zu den Präferenzen der jeweiligen Kommentatoren aufweisen-wo für die einen sich eine „Ausländer-Frage“ stellt, sehen andere einen bedrohlichen Rechtsextremismus am Werk (Neidhardt 2004b). Für den Fall der Kanzlerkandidaten lassen sich an besonders umstrittenen Kandidaten solche Muster ebenfalls finden-man denke etwa an Franz Josef Strauß als Kanzlerkandidat der Unionsparteien und die Reaktionen des Linksliberalismus.

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  18. Die folgenden Abschnitte 6.5.2.1,-2, und-3 stellen überarbeitete Fassungen auch andernorts publizierter Analysen dar (Lüter 2004: 183–186).

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  19. Der Begriff der „Meinungsdramatisierung“ erschließt eine Dimension, die nicht in Inhalten und rationalen Präferenzen aufgeht. Soziologische Hinweise zu dramatologischen Handlungsmodellen gibt Hitzler (Hitzler 1996, 1991). Dramatisierung als Praxis der Protestmobilisierung untersucht Kliment (Kliment 1998). Zu Medien und Dramatisierung bzw. Theatralisierung auch Reichertz (Reichertz 2007).

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  20. Zu dieser Deutung auch das historisch entwickelte Argument zur Entwicklung der bundesdeutschen Medienöffentlichkeit bei Hodenberg (Hodenberg 2006).

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  21. Im Rahmen der Debatte zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit hat Gerhards den Topos der „Trägheit“ aufgegriffen (Gerhards 2000). Eine derartige soziale Trägheit mag eine Restriktion für das Nachwachsen nationaler Öffentlichkeiten auf transnationale Ebenen darstellen. Sie begründet aus anderer Perspektive zugleich die Stabilität und Persistenz einmal etablierter Mediensysteme auch innerhalb von turbulenten sozialen Umwelten.

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  22. Wegweisend für eine umfassende Berücksichtigung medienökonomischer Sachverhalte sind die Arbeiten von Edwin C. Baker (Baker 2007, 2002). Ein vieldiskutiertes bundesdeutsches Beispiel für politische Interventionen in das Mediensystem ist die Übernahme von Bürgschaften für die linksliberale FR durch die konservative Landesregierung unter Roland Koch (CDU). Aufgrund eingebrochener Anzeigeneinnahmen und auch verschiedener unternehmerischer Entscheidungen zu Zeiten der pressewirtschaftlichen Hochkonjunktur ist das hier untersuchte Spektrum der Qualitätszeitungen anschließend an unseren Untersuchungszeitraum temporär fast ausnahmslos an den Rand der Existenzbedrohung gerückt. Stellenstreichungen sowie Veränderung und Einschränkungen des redaktionellen Angebots waren die Konsequenzen. Folgt man der an dieser Stelle herausgearbeiteten Annahme einer demokratiepolitischen Relevanz gerade der Polyphonie und Vielfalt des anspruchsvollen, meinungsbildenden politischen Journalismus sowie dem Argument, dass Medien einen politischen Akteur oder sogar eine politische Institution eigener Art darstellen, dann verlieren auch angesichts begründbarer Vorbehalte gegenüber politischer Intervention in einen grundrechtlich geschützten Bereich Überlegung zu einer entsprechenden Medienpolitik die Züge eines illiberalen Schreckgespenstes. Es ist vor diesem Hintergrund bezeichnend und ein Beispiel sowohl für eine gewisse Selbstimplikation von Öffentlichkeitstheorien in ihren Gegenstand wie auch für dynamische und turbulente Entwicklungen des Feldes, dass Habermas als Advokat deliberativer Öffentlichkeiten die Frage nach Strukturen der Medienlandschaft und deren politischer Gestaltung über die Sphären des Fachdiskurses zu Media-Governance (Jarren 2007) hinaus mittlerweile auch als Intellektueller in den öffentlichen Diskurs eingespeist hat. Im Kontext von Diskussionen über einen Eigentümerwechsel der SZ unterstreicht Habermas, dass „die öffentliche Kommunikation für die Meinungsbildung der Bürger eine stimulierende und zugleich orientierende Kraft [entfaltet], während sie das politische System gleichzeitig zu Transparenz und Anpassung nötigt. Ohne die Impulse einer meinungsbildenden Presse, die zuverlässig informiert und kommentiert, kann die Öffentlichkeit diese Energie nicht mehr aufbringen. (...) Es ist kein ‚Systemfehler’, wenn der Staat versucht, das öffentliche Gut der Qualitätspresse im Einzelfall zu schützen. Es ist nur eine pragmatische Frage, wie er das am besten erreicht“ (Habermas 2007b). In international vergleichender Perspektive findet sich ein Spektrum solcher staatlicher Interventionen, das von speziellen, ermäßigten Posttarifen in den USA bis hin zu direkten und dauerhaften Subventionen von Tageszeitungen in Frankreich reicht (Benson und Hallin 2007; Cook 2005). Ein Plädoyer „für eine neue Medienpolitik“ formulieren auch Silverstone (Silverstone 2007: 273–293) sowie Cook (Cook 1998: 164) und Sparrow (Sparrow 1999: 180–204).

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(2008). Medienprofile und politische Parallelstrukturen: Ergebnisse des Zeitungsvergleiches. In: Die Kommentarlage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91082-6_6

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