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Die Medien der Öffentlichkeit

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Book cover Die Kommentarlage
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Auszug

Im vorangegangenen Abschnitt wurde ein theoretisches Modell politischer Öffentlichkeit entfaltet sowie eine Reihe von öffentlichen Sprechern und Akteuren einschließlich der Medien und der Journalisten als Kommentatoren eingeführt. Wenn im Folgenden in selektiver Form einige Konzepte und Erklärungsansätze aus der empirischen Medien- und Kommunikationsforschung eingeführt werden, begründet sich dies aus der Zielstellung, die operative Erschließungskraft des konzeptuellen Rahmens zu erhöhen und die Analyse einen Schritt näher an das empirische Material sowie die Mechanismen und Strukturen der öffentlichen Meinungsbildung heranzuführen. „Unser Material“ - um noch einmal Max Weber zu zitieren - „unser Material sind ja die Zeitungen selbst“ (Weber 1924/1988: 443).

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Literatur

  1. Überblicke zur politischen Kommunikationsforschung bieten mit starkem Akzent auf solchen mikrosozialen Wirkungstheorien Schenk (Schenk 2007), Schulz (Schulz 1997) sowie McQuail (McQuail 1992).

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  2. Die Veränderungen der professionellen Selbstverständnisse müssen dabei selbstverständlich nicht unbedingt mit einer politischen Neutralität auch der publizistischen Beiträge korrespondieren. Neben einer Differenz zwischen Norm und Praxis sind auch Gesichtspunkte wie die Auffassungen der journalistischen Arbeitgeber (Herausgeber, Medieneigner), der Anzeigenkunden und Inserenten oder auch der Zielgruppen und des Publikums von Bedeutung für die Ausgestaltung der gedruckten oder gesendeten Beiträge. Bemerkenswert in den zeitgenössischen Kontroversen ist der Streit über die Richtung des dominanten Bias der Medien. Für den US-amerikanischen Fall findet sich die Diagnose eines linkstendenziösen Journalismus etwa bei Lichter, Rothman und Lichter (Lichter, Rothman und Lichter 1986), während Alterman die „liberal media“-These zum Mythos erklärt und komplementär vor allem einen konservativen Bias ausmacht (Alterman 2003). Als „hostile media“-Phänomen wird allgemein die Annahme und der Befund bezeichnet, Medien als tendenziös und überdies als jeweils eigenen Präferenzen entgegengesetzt wahrzunehmen (Vgl. Arpan und Raney 2003; Gunther 1992; Vallone, Ross und Lepper 1985).

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  3. Mit Funkhouser lassen sich auch Mechanismen der medialen Selektion als Bias ausmachen, der weder auf Meinungstendenzen noch auf eine vermeidbare Verletzung von Objektivitätsstandards zurückzuführen ist. „At any given time, the ‘big issue’ in the news was not necessarily really the big issue. Apparently news bias does not have to involve opinions and viewpoints, but can occur as a sort of sampling bias — that is, as systematic deviations from reality” (Funkhouser 1973: 74).

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  4. Das Konzept des Agenda-Settings hat eine Vielzahl von empirischen Analysen stimuliert und eine ganze Forschungsindustrie in die Welt gesetzt (Vgl. zum Überblick McCombs 1981, 2005; McCombs und Shaw 1972; Rogers, Dearing und Bregman 1993; Rössler 1997). Die Masse der einschlägigen Studien erklärt sich nicht zuletzt durch die Übersichtlichkeit und gute Replizierbarkeit des Vergleichs von Mediendaten mit Bevölkerungsdaten. Ohne den produktiven und gesicherten Grundgedanken dieser Forschungen in Frage zu stellen, werden die theoretischen Fortschritte einer sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Forschung mitunter auf den Prüfstand gestellt (Brosius 1994). Vgl. als Impulsgeber für die bundesdeutsche Rezeption auch Luhmann (Luhmann 1970).

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  5. Diese Weiterentwicklungen des Agenda-Setting-Ansatzes beinhalten auch methodische Implikationen und reagieren auf ein gewisses Unbehagen an stark abstrahierenden, selektiven und standardisierten Formen der Inhaltsanalyse im Sinne des „counting words“ (Dahinden 2006; Donati 2001; Eilders und Lüter 2000; Ferree 2003; Gerhards und Rucht 1998; Scheufele 2003; Scheufele 1999). Mit dem Framingkonzept, das nicht nur Themensetzungen, sondern Bedeutungsstrukturen und kognitive Rahmungen in den Blick nimmt, integriert die Kommunikationsforschung qualitative und interpretative Methoden. Solche auf Verstehensdimensionen rekurrierenden Bedeutungsanalysen sind methodisch anspruchsvoll und haben zunächst zu einer gewisse Inflationierung von Frame-Begriffen („fractured paradigm“) geführt (Entman 1993).

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  6. Auch Page formuliert: „On the other hand, however, if most or all influential media promoted the same policy views, and if those views were badly out of touch with the values and interests of ordinary citizens, public deliberation might be stifled and the citizenry misled” (Page 1996a: 23). Eine neuere US-amerikanische Studie zu “Editorial and Opinion” sieht vor allem in der Größe „Diversity“ einen zentralen Faktor der demokratischen Funktionalität der Medien. Kritische Einschätzungen beziehen sich hier auf Verluste der Perspektiven-und Meinungsvielfalt vor allem auf lokaler Ebene, (Hallock 2007). „The dissapearance of (...) diversity is a symptom of a changing American economic and political climate that threatens the maintenance of a democracy that depends on pluralism and multiculturalism. It is a system of government that even those who have opposed each other on the brench of the nation’s highest court have recognized requires an availability of opposing and different thoughts, ideas, and ideals in the public forum” (ebd.: 125). Mutz zeigt im Blick auf Rezipienten, dass gerade Diskurse, die „two-sided arguments“ und „dissimilar views“ enthalten, zu einer verbesserten Problemwahrnehmung führen können (Mutz und Martin 2001) und auch die Beteiligung und Partizipation der Bürger anregen können (Mutz 2002).

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  7. Berücksichtigt ist diese Analyseperspektive in eigenen Framing-Analysen am Fallbeispiel Kosovokrieg und des „strategischen Framings“ der Medien in diesem Konflikt (Eilders und Lüter 2000). Auf der Makroebene des öffentlichen Diskurses zeigen sich in diesem Fall die für außenpolitische Fragen insgesamt typischerweise hohen Ähnlichkeiten zwischen den Medien („sphere of consensus“), die sich von umstrittenen Konfliktgegenständen („sphere of conflict“) absetzen lassen.

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  8. Die Binnendifferenzierung des Mediensystems bzw. der politischen Öffentlichkeit ist in der Literatur gelegentlich als Desiderat angemahnt worden. So hat bspw. Calhoun auf deren Vernachlässigung im deliberativen Öffentlichkeitsmodell hingewiesen (Calhoun 1992). Aber auch in eher strukturtheoretischen Modellen findet sich zwar die von uns aufgenommene Differenzierung verschiedener Sprechertypen. Die Sprechertypen selbst werden jedoch häufig als Letztelement und als homogen angenommen. Einen weiterführenden Ansatz zur Sprechergruppe der Experten bietet demgegenüber die Unterscheidung von Experten und Gegenexperten (Vgl. Daele 1996; Rucht 1988).

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  9. Im Zuge einer zunehmenden Vermarktlichung und Ökonomisierung journalistischer Arbeit und auch der innerredaktionellen Arbeitsabläufe zeichnen sich Veränderungen der Sozialisations-und Selektionsfunktion von Redaktionen ab. Altmeppen et al. sprechen im Rahmen einer Analyse von Hörfunkredaktionen von einer „Entdifferenzierung der Organisationen“ (Altmeppen, Donges und Engels 2000). Zum gewachsenen Stellenwert freier Mitarbeit im Journalismus vgl. auch Gottschall (Gottschall 1999).

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  10. Unter dem Oberbegriff der Vielfaltsstrukturen hat Voltmer das Thema des Politischen Parallelismus aufgegriffen und empirisch eingesetzt (Voltmer 1997, 1998/99, 2000). Berkel hat das Konzept von Hallin und Mancini in der vergleichende Analyse europäischer Qualitätszeitungen zum Haider-Konflikt verwendet (Berkel 2006). Van Kempen spricht von einem „Media-Party Parallelism“ und untersucht diesen empirisch im Rahmen eines Vergleichs von fünfzehn europäischen Ländern. Van Kempens Medienauswahl zeigt dabei im deutschen Fall einen bemerkenswert schwach ausgeprägten Parallelismus (Kempen 2007).

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  11. Diese Konstellation erinnert an die sog. „Dolchstoßlegende“ nach der deutschen Niederlage im ersten Weltkrieg. Eine materialreiche Darstellung der amerikanischen Kriegspropaganda im 20.Jahrhundert gibt Elter (Elter 2005). Zu Kriegsberichterstattung als kommunikationswissenschaftlichem Thema auch die Beiträge in Eilders und Hagen (Eilders und Hagen 2005). Allgemein zu Prozessen der öffentlichen Verantwortungsattribution auch Gerhards, Offerhaus und Roose (Gerhards, Offerhaus und Roose 2007).

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  12. Vgl. mit anderer Konzeptualisierung, aber ähnlicher Argumentationsrichtung zur Presse auch Zaller (Zaller 1992: 315 ff.). Für ein an das Indexing-Konzept anschließendes, weiterführendes Modell vgl. auch Entmans „cascading activation“-Konzept (Entman 2003).

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  13. Die international vergleichende Medienforschung ist im Vergleich bspw. zur Parteienforschung bisher nur schwach entwickelt. In jüngerer Zeit zeigen sich jedoch verstärkt Bemühungen zu einer substanziellen Weiterentwicklung der vorliegenden Konzepte und zu einer Erarbeitung einer belastbaren Wissensgrundlage (Gurevitch und Blumler 2003). Überblicke und weiterführende Perspektiven bieten u.a. Esser/Pfetsch, Hallin/Mancini und Gunther/Mughan. (Chalaby 1996; Esser und Pfetsch 2003; Ferree et al. 2002b; Gunther und Mughan 2000; Hallin und Mancini 2004; Kaase 2000; Pfetsch 2003).

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  14. Auch andere Studien, die sich mit spezifischen öffentlichen Diskursen befassen, sind auf den hohen Stellenwert historischer Traditionen gestoßen. In diesem Sinn lassen sich die Ergebnisse einer Studie zur Abtreibungsdebatte in Deutschland und den USA interpretieren, die konzeptuell das Arena-Modell der politischen Öffentlichkeit aufgreift und für die Zwecke des internationalen Vergleichs zurechtschneidet. (Ferree et al. 2002b). Art und Form öffentlicher Argumentationen, die Gruppen der öffentlich sprechenden Akteure und die Problemdefinitionen unterscheiden sich in den USA und der Bundesrepublik so erheblich, dass die starke Annahme globaler Konvergenzen unter erheblichen Begründungsdruck gerät. Auch eine Studie zu den spezifischen Interaktionsmustern der Akteure in Politik und Medien in den USA und Deutschland hat starke Annahmen einer Konvergenz nicht bestätigen können (Pfetsch 2000a, 2000b, 2003). Die Beziehungen von Medien und Politik und damit nationale, politische Kommunikationskulturen werden durch die institutionellen Kontexte des politischen Systems geformt. Relativierend ließe sich ergänzen, dass die institutionalistischen Argumente die Globalisierungsthese eher einschränken als widerlegen können.

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  15. Hallin und Mancini unterscheiden hier zwischen dem Strukturfunktionalismus und dessen Weiterentwicklungen bei Luhmann und Alexander auf der einen Seite und den Ansätzen von Bourdieu zum journalistischen Feld und Habermas zur politischen Öffentlichkeit auf der anderen Seite (66 ff.), die als Kritiker der Differenzierungstheorie aufgenommen werden (vgl. auch Hallin 2005).

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  16. Parlamentarische und präsidentielle Demokratie, „Consociational democracy“ und Konkordanzdemokratie oder Mehrheits-und Konkurrenzdemokratie nach Lehmbruch und Lijphart (Lehmbruch 1991).

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  17. Van Kempens Test des Parallelismuskonzepts findet für die Bundesrepublik ebenfalls einen im Rahmen des demokratisch-korporatistischen Typus schwach ausgeprägten Parallelismus (Kempen 2007).

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  18. Von dieser Mehrheitsmeinung abweichend, rekonstruiert Schönhagen frühe deutsche Traditionen und Vorläufer der Norm der journalistischen Unparteilichkeit (Schönhagen 1998). Ein Blick auf die frühe Soziologie des Zeitungswesens bei Max Weber zeigt auch an dieser Stelle wieder beachtliche Hinweise auf die Persistenz historischer Traditionen-Webers zeitgenössische Wahrnehmung liegt bemerkenswert nah an manchen, von der heutigen Forschung unterstrichenen Merkmalen des Pressewesens. „Ist das bei uns stetige Wachstum der Bedeutung des reinen Tatsachen referats eine allgemeine Erscheinung? Auf englischem, amerikanischem und deutschem Boden ist es der Fall, dagegen nicht so ganz auf französischem:-der Franzose will in erster Linie ein Tendenzblatt. Warum aber? Denn z. B. der Amerikaner will von seinem Blatt nichts als Fakta. Was an Ansichten über diese Fakta in der Presse publiziert wird, das hält er überhaupt nicht der Mühe für wert zu lesen, denn als Demokrat ist er überzeugt, daß er im Prinzip das ebensogut, wenn nicht besser versteht, als derjenige, der die Zeitung schreibt. Aber der Franzose will doch auch ein Demokrat sein“ (Weber 1924/1988: 441). Eine ausgezeichnete historische Analyse des deutschen Falls im 19. Jahrhundert mit einer durchgehenden Berücksichtigung von vergleichenden Perspektiven zum angelsächsischen Raum und zu Frankreich bietet Requate in einer grundlegenden Studie zu „Journalismus als Beruf“ (Requate 1995).

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  19. Die starken Subventionen und staatlichen Unterstützungen des Pressewesens etwa in Frankreich garantieren-wenn auch auf diskutablem Weg-eine hohe Pressevielfalt und damit eine institutionalisierte Responsivität des Pressewesens gegenüber den Interessen und Werten sehr unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen. Damit wird ein zentrales Kriterium des liberalen Medienmodells eingelöst. Auch im US-amerikanischen Fall finden sich jenseits eines reinen Marktliberalismus verschiedene direkte Unterstützungen des Staates (Cook 2005).

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  20. Alexander hat funktionalistische Ansätze mit stark kulturtheoretischem Akzent weiterentwickelt. Seine Unterscheidung systemischer, historischer und komparativer Perspektiven markiert Integrationsgesichtspunkte für eine tragfähige Theorie des Mediensystems (Alexander 2006, 1990; Lüter 2008). Aus der Perspektive der Bewegungsforschung, die im Kontext von Mobilisierungen des Publikums auch öffentlichkeitssoziologisch von Bedeutung ist, haben Neidhardt und Rucht eine differenzierungstheoretische Folie vorgelegt, die in ihrer Orientierung auf aus Differenzierungsprozessen folgende „strukturellen Spannungen“ eine verbesserte Verknüpfung mit Theorien mittlerer Reichweite beinhaltet (Neidhardt und Rucht 1993: 311 ff.). Einen Überblick über die neuere differenzierungstheoretische Diskussion und einen eigenen, sich in weberianischer Tradition verstehenden Ansatz mit besonderer Berücksichtigung von politischer Öffentlichkeit und öffentlichen Diskursen bietet Schwinn (Schwinn 2001: 331 ff.).

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  21. Hallin und Mancini stellen die Reichweite ihres konzeptuellen Bezugsrahmens hier zur Diskussion, legen aber nahe, dass sich einige Fälle durch nur geringfügige Modifikationen ihrer Typen erschließen lassen. So spricht einiges dafür, lateinamerikanische Länder in der Nähe eines polarisiertpluralistischen Modells zu verorten. Im (süd-saharischen) Afrika müsste der Stellenwert der Printmedien und der Zeitungen wohl ganz erheblich niedriger und die Rolle des Radios sehr hoch angesetzt werden. Auch in solchen Ländern, die aus modernisierungstheoretischer Perspektive als „schwach entwickelt“ gelten, lässt sich aber Stellenwert von Medien in politischen Prozessen und der sozialen Integration als Grundgesichtspunkt aufrechterhalten. Der indische Subkontinent oder China stellen in der Medienforschung wirkliche Zukunftsfelder dar (die Zeitschrift Gazette ist als wichtige Quelle zu nennen). Zu einer „globalen“ Perspektive mit besonderer Beachtung Indiens und der globalen Expansion angelsächsischer Medienkonzerne (CNN, BBC, Vox) vgl. Thussu (Thussu 2000).

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  22. Jenseits soziologischer Aspekte des Bedeutungsverlustes der Parteipresse im Kontext von Veränderungen des demokratischen Prozesses und sozialer Strukturen, die als ein Effekt der Autonomiegewinnung des Mediensystems interpretiert werden können, hat die Parteipresse aber auch erhebliche verfassungsrechtliche Implikationen, die in der bundesdeutschen Geschichte insbesondere da wichtig geworden sind, wo nach § 21 Abs. 2 GG [Parteien, Parteienprivileg] durch das Bundesverfassungsgericht Parteienverbote ausgesprochen wurden. Das war 1952 gegen die Sozialistische Reichspartei (SRP) und 1956 gegen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) der Fall. Im Fall eines formellen Presse-Parteien-Parallelismus (parteigebundene Presse) wurden Folgewirkungen in Hinsicht auf § 5 GG [Freiheit der Meinung, Zensur] gesehen, wenn die Parteipresse als Teilorganisation der verfassungsfeindlichen Organisation gelten kann und daher ebenfalls unter das Verbot fällt (Beschlagnahmung von Druckereien etc.). Der Staats-und Verfassungsrechtler Helmut Ridder (vgl. allg. Ridder 1975, insb.: 85 ff.) hat gegen diese Verknüpfung argumentiert. Gegen dessen Rechtsauffassung argumentiert wiederum in einer umfassenden Stellungnahme zum Thema Parteipresse und im Sinne der herrschenden Meinung Dagtoglou (Dagtoglou 1967). Das Verbotsverfahren gegen die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), die im Monatsrhythmus die Parteizeitung „Deutsche Stimme“ herausgibt, wurde 2003 eingestellt.

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  23. Hachmeister betont ein Abschmelzen politisch signifikanter Unterschiede innerhalb der meinungsführenden journalistischen Eliten der „Berliner Republik“ (Hachmeister 2007). Es würden „hergebrachte politische Pointierungen und Loyalitäten im alten Links-Rechts-Schema nicht mehr funktionieren“ (ebd.: 86). Wenn sich aber zugleich „der meinungsführende Journalismus (...) in der Berliner Republik nach rechts bewegt“ (ebd.: 85) hat, wäre die Geltung des Schemas und die Konturierung redaktioneller Linien in anderer Hinsicht durchaus bestätigt. Es zeigt sich hier die zentrale Relevanz der Unterscheidung von Profilbildung und Polarisierung. Selbst angesichts scharfer Kontroversen zwischen linksliberalen und konservativen Medien in der „Bonner Republik“ ist schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit dem Übergang zu einem demokratisch-korporatistischen System im Sinne von Hallin und Mancini eine scharfe Polarisierung wie zu Weimarer Zeiten oder in manchen südeuropäischen Ländern nur noch ein blasse Erinnerung. Das heißt aber nicht, dass politische Kriterien und Differenzierungen ihre Prägekraft für das Mediensystem verloren hätten.

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(2008). Die Medien der Öffentlichkeit. In: Die Kommentarlage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91082-6_4

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