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Einleitung

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Die Kommentarlage
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Auszug

Sozialwissenschaftliche Diagnosen zur Entwicklung einer „Mediengesellschaft“ oder „Mediendemokratie“ postulieren in jüngerer Zeit verstärkt eine veränderte Rolle der Massenmedien. Wo derartige Arbeiten ihre Thesen und Argumente analytisch öffnen und in empirische Studien übersetzen, werden die Leistungen und Effekte der Medien jedoch in der Regel nur mit Blick auf die Nachrichtenberichterstattung in Presse und Fernsehen untersucht. Die Rolle von Medien als aktiven Sprechern und politischen Akteuren im öffentlichen Meinungsbildungsprozess ist demgegenüber bisher massiv vernachlässigt worden und rückt erst allmählich in den Fokus der Forschung. Die vorliegende Studie setzt an diesem Punkt an und beleuchtet die Medien als eigenständige Sprecher in öffentlichen Diskursen. In den Fokus kommt dabei eine spezifische Teilgruppe des Journalismus - der politische Kommentator - und ein spezifisches journalistisches Genre: der politische Kommentar.2

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Literatur

  1. Das Zitat ist de Tardes „Die Gesetze der Nachahmung“ entnommen (Tarde 1890/2003: 14).

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  2. Unterstützt wird diese Gegenstandswahl auch von einigen Untersuchungen im internationalen Forschungsfeld, die auf den nicht unerheblichen Einfluss journalistischer Kommentatoren auf die Themen und Strukturen der öffentlichen Meinungsbildung hingewiesen haben. Diese Studien liefern zwar klare Belege für die Relevanz des vernachlässigten Genres des politischen Kommentars, verhandeln Kommentare jedoch in einem weiter gefassten thematischen Kontext (Page, Shapiro und Dempsey 1987) und (Dalton, Beck und Huckfeldt 1998; Jordan 1993). Besonders hervorzuheben ist daher eine neuere Studie eines Forschers und „editorial writers“, der Kommentare nicht im Rahmen einer anders akzentuierten Medien-oder Politikanalyse thematisiert, sondern sie-wenn auch nur auf lokaler Ebene-als eigenständigen Gegenstand untersucht. Er spricht dabei in prägnanter Form auch das „Problem der Relevanz“ (Schütz 1982) an: „Because of the importance that editors and many publishers lend to editorials and opinion, because editorials do represent bias and political ideology, because editorials try to exert leadership and to apply pressure to public decision-making, because those in the community who decide whom to tax and what roads to build and what classes to offer students pay attention to the editorials of their local newspaper — for all these reasons, I have chosen the newspaper editorial to explore what this nation has lost and is losing in a diminishing marketplace of ideas” (Hallock 2007: xxiv). Diese Verlustanzeige kann für den bundesdeutschen Fall zumindest auf nationaler Ebene jedoch relativiert werden-die Bundesrepublik würde in einem internationalen bench-marking zum Thema Pressevielfalt recht gut abschneiden.

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  3. Für den politischen Journalismus in der „Berliner Republik“ lässt sich möglicherweise eine größere Streuung derjenigen Akteure verzeichnen, bei denen Prominenz und Prestige sich auf besonders erfolgreiche Weise verbinden. Erste Analysen zeichnen sich durch einen stark personalisierenden Zugang aus. Weichert und Zabel präsentieren in einer Annäherung an die „Alpha-Journalisten“ etwa 30 Personenportraits, von denen im Folgenden eine willkürliche Auswahl genannt werden soll: Stefan Aust, Henryk M. Broder, Giovanni di Lorenzo, Bettina Gaus, Josef Joffe, Roger Köppel, Hans Leyendecker, Helmut Markwort, Heribert Prantl, Gabor Steingart (Weichert und Zabel 2007). Höfers methodisch diskutables, ausschließlich auf der Nennung in Internet-Suchmaschinen basierendes Ranking von deutschen „Meinungsführern“ weist im Bereich der Publizisten einen gewissen Feuilleton-Bias auf. Die ersten fünf Plätze werden von Marcel Reich-Ranicki, Alice Schwarzer, Joachim Kaiser, Hellmuth Karasek und Ulrich Wickert besetzt (Höfer 2005).

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  4. Als „Kommentarlage“ kann die öffentliche Meinung in ihrem komplexen Aufbau bezeichnet werden, soweit sie sich in den Kommentaren der Medien abbildet. Fassbar wird diese Größe etwa in Form des Pressespiegels in politischen und anderen Institutionen. Wie die durch Umfragen erhobene Bevölkerungsmeinung ist auch die öffentliche Meinung eine Orientierungsgröße, die dem politischen System die Möglichkeit eröffnet, eine jenseits des politischen Selbstbezugs angesiedelte politische Realität aus Stimmungen und Einschätzungen zu erschließen. Solche Rückkoppelungsschleifen sind einerseits unter normativ-demokratietheoretischen Gesichtspunkten von Bedeutung, weil sie Voraussetzungen für eine gewisse Responsivität des politischen Entscheidens darstellen. Andererseits ist diese externe Referenz für an Wiederwahl orientierte Akteure auch unter Machtgesichtspunkten überlebensnotwendig. Umgekehrt kann die öffentliche Meinung auch als Bezugsgröße für die Orientierungsprozesse der Bürger aufgefasst werden und wird so als eine vermittelnde, intermediäre Größe erkennbar. Den erheblichen Stellenwert der veröffentlichten Meinung im politischen System haben auch Fuchs und Pfetsch unterstrichen (Fuchs und Pfetsch 1996a, 1996b). Vgl. zu neueren Einschätzungen der Medien durch Bundestagsabgeordnete auch Weßels (Weßels 2005a, 2005b).

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  5. Skandale und Skandalisierungen umfassen in der Regel einen Ebenenwechsel von verdeckten hin zu öffentlichen Sachverhalten und Tatbeständen. Zur neueren Forschung zu Skandalen vgl. etwa Ebbighausen und Neckel, Esser und Hartung sowie Trenz (Ebbighausen und Neckel 1989; Esser und Hartung 2004; Trenz 2000).

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  6. Zurecht unterstreichen auch Altmeppen und Löffelholz die Bedeutung der Komplementarität von theoretischen Ansätzen und das Gebot ihrer Integration: „Innovative Einsichten in das Verhältnis von Journalismus und Politik sind vor allem dann erwartbar, wenn System-und Akteurszusammenhang komplementär betrachtet werden“ (Altmeppen und Löffelholz 1998: 100). Die hier verfolgte öffentlichkeitssoziologische Perspektive lässt sich in ihrem Bemühen einer Perspektivenintegration bei allen Unterschieden mit „neofunktionalistischen“ Arbeiten aus den USA (Alexander u.a.), mit Giddens Strukturationstheorie oder auch Bourdieus Habitus-Feld-Theorie vergleichen.

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  7. Neidhardt unterstreicht daher den systematischen Stellenwert von Kommentatoren für eine Theorie der politischen Öffentlichkeit: „Besondere Aufmerksamkeit verdienen (haben aber bisher noch nicht gefunden) jene Journalisten, die als Kommentatoren in Leitartikeln, Editorials und Hintergrundberichten selber zu Sprechern werden und ihre eigenen Feststellungen, Begründungen, Bewertungen und Folgerungen zu den Beiträgen anderer Sprecher öffentlich machen“ (Neidhardt 1994c: 23).

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  8. Weber setzt in einer, die Annahme unversöhnlicher Werte und „Götter“ auch rhetorisch ausdrückenden Formulierung fort: „Die Worte, die man braucht, sind dann nicht Mittel wissenschaftlicher Analyse, sondern politischen Werbens um die Stellungnahme der Anderen. Sie sind nicht Pflugscha ren zur Lockerung des Erdreiches des kontemplativen Denkens, sondern Schwerter gegen die Gegner: Kampfmittel“ (Weber 1922/1988: 601).

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  9. Bourdieu formuliert: „Eine der wichtigsten Veränderungen der Politik in den letzten zwanzig Jahren ist darauf zurückzuführen, dass Akteure, die sich als Zuschauer des Feldes betrachteten oder als solche betrachtet worden sind, zu Akteuren im eigentlichen Sinn geworden sind. Ich spreche von Journalisten (...)“ (Bourdieu 2001a: 49). Einführend zu Medien als politischen Akteuren auch (McNair 2003: 74–91) und Patterson (Patterson 1997, 1998). Page’ Ansatz gewinnt ein besonders Profil mit der Aufnahme von Konzepten deliberativer Demokratie und öffentlicher Deliberation. Er unterstreicht, dass öffentliche Deliberation in modernen Gesellschaften in der Regel stellvertretend und repräsentativ durch in Medienorganisationen eingebundene Journalisten vorgenommen wird und artikuliert in diesem Kontext eine klassische politiktheoretische Fragestellung nach der Verselbständigung der repräsentativen Sprecher gegenüber den von Ihnen repräsentierten Bürgern (Page 1996b: 1–16). Zur Weiterführung der Akteursperspektive auch Pfetsch und Adam (Pfetsch und Adam 2008).

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  10. Der Hegel der Rechtsphilosophie hat die öffentliche Meinung im Unterschied zur Verfassung als „unorganische Weise, wie sich das, was das Volk will und meint, zu erkennen gibt“ (§ 316) aufgefasst, die verdiene, „ebenso geachtet als verachtet zu werden“ (RPh §318) (Hegel 1986). Auch Hegel, der in seiner Frühzeit selbst journalistisch tätig war, hat im Übrigen gewisse Reserven gegenüber der Presse nicht geteilt. Zitationsnotorisch ist der überlieferte Aphorismus: “Das Zeitungslesen des Morgens ist eine Art von realistischem Morgensegen. Man orientiert seine Haltung gegen die Welt an Gott oder an dem, was die Welt ist. Jenes gibt dieselbe Sicherheit, wie hier, dass man wisse, wie man daran sei” (Hoffmeister 1974: 360). Niklas Luhmann hat die öffentliche Meinung gelegentlich-wie vor ihm schon V. O. Key-auch als „Heilige[n] Geist des Systems“ bezeichnet (Luhmann 2000: 286). Es wäre aufgrund der zentralen Bedeutung von öffentlicher Meinung und Öffentlichkeit allerdings unbefriedigend, sie angesichts ihrer schwierigen Greifbarkeit aus dem Werkzeugkasten sozialwissenschaftlicher Begriffe auszumustern. Die von Luhmann aufgeworfene „offene Frage“, ob die „mit Wort und Begriff der öffentlichen Meinung unterstellte Einheit nicht trügt“ und seine Erwartung von Antworten durch „Untersuchungen, die empirisch ermitteln, wie in verschieden[en] komplexen gesellschaftlichen und politischen Systemen die angedeuteten Prozesse sachlicher, zeitlicher und sozialer Artikulation von Themen und Meinungen im öffentlichen Kommunikationsprozess kompatibel bleiben und sich verknüpfen lassen“ (Luhmann 1970: 28) erscheint hier fruchtbarer und trifft sich mit Intentionen der Analyse der „Kommentarlage“. Zur Ideengeschichte der Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung liegen jenseits der einschlägigen Passagen von Habermas’ maßstabsetzendem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (Habermas 1990) mittlerweile einige Überblicksdarstellungen vor (Beierwaltes 1999; Hohendahl 2000; Hölscher 1979, 1978; Münkler und Llanque 1998).

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  11. In der deutschsprachigen Literatur wird der Konsonanzbegriff in der Regel auf die Forschung von Noelle-Neumann et al. (Noelle-Neumann 1973; Noelle-Neumann und Mathes 1987) zurückgeführt. Top unterstreicht in ihrer auch für die Methodenentwicklung interessanten Arbeit (Top 2006: 104 ff.) Vorläufer-etwa Galtung/Ruge (Galtung und Ruge 1965) und Halloran et al. (Halloran, Elliot und Murdock 1970). Eine begriffliche Unschärfe von „öffentlicher Meinung“ wird gerade im Blick auf die Umfrageforschung deutlich. Im strengen Sinn öffentlich, also durch ein Publikum einsehbar, ist die durch die Aggregation von Umfragedaten gewonnene öffentliche Meinung nur sehr bedingt. Charakteristika der durch Umfrageforschung erhobenen Meinung sind im klaren Gegensatz zu öffentlichen Meinungen gerade die Nicht-Reaktivität der Erhebung und die Gleichwertigkeit jeder Stimme, die insofern eher mit dem Akt der geheimen Wahl zu vergleichen ist. Daher bietet sich begrifflich die Unterscheidung von „öffentlicher Meinung“ und „Bevölkerungsmeinung“ an (vgl. dazu Neidhardt 1994c: 26).

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  12. Forschungen zum Agenda-Setting der Massenmedien und zu Nachrichtenwerten, die sich auf für alle Medien gleichermaßen geltende und sich auf diese gleichermaßen auswirkende Faktoren konzentrieren, können an dieser Stelle durch Konzepte zu „redaktionellen Linien“ und medialem „Bias“ (Tönung, Färbung, Verzerrung) ergänzt werden (Hackett 1984; Hagen 1992; Kepplinger 1989), die sich mit ideologischen Richtungen sowie organisatorischen Zwängen und Prozessen im Medienbereich (Esser 1998a, 1998b) als Faktoren beschäftigen, die die Auswahl und Präsentation von Nachrichten und Meinungen beeinflussen. Sie rücken also Unterschiede zwischen Medien in den Fokus, die auch im Zentrum des Interesses der vorliegenden Studie liegen. Ein umfassender Überblick über kommunikationswissenschaftliche Theorien der Nachrichten-und Informationsauswahl findet sich bei Schenk (Schenk 2007) und Schulz (Schulz 1997). Zur Nachrichtenwerttheorie vgl. auch Staab (Staab 1990) und Eilders (Eilders 1997).

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  13. Zur empirischen Messung der Vielfalt von Mediensystemen („Structures of diversity“) entwickelt Voltmer weiterführende Perspektiven (Voltmer 1998/99, 2000).

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  14. Dass das in den Blick gerückte Segment der Kommentatoren überregionaler Qualitätszeitungen vor allem von einem Publikum (Journalisten, Politiker, „Laienpublikum“) rezipiert wird, das in Hinsicht auf sozialen Status, Bildungshintergrund und Einflusspotenziale einem Elitesegment zugerechnet werden kann, betrifft die demokratiepolitische Reichweite derartiger Öffentlichkeit. Die interne Qualität der hier untersuchten öffentlichen Diskurse wird davon zwar nicht berührt. Es wäre aber im Zuge einer sog. Inter-media-agenda-Setting-Analyse genauer zu zeigen, wie die Bewertungs-und Strukturierungsleistungen der Journalisten des „unterschätzten Mediums“ (Eurich 2000) Tageszeitung über verschiedene Vermittlungsstufen auch für Medien mit anderen Zielgruppen und Reichweiten relevant werden. Zudem muss unterstrichen werden, dass in der Dimension der politischen Ausrichtung der Unterschied bspw. zwischen Qualitätspresse und Boulevardpresse keineswegs so ausgeprägt sein muss wie in Hinsicht auf Präsentationsform und Diskursniveau. Instruktiv wäre etwa ein Vergleich zwischen den politischen Profilen der Tageszeitungen Die Welt und der Bild, die beide vom Springer-Verlag herausgegeben werden.

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  15. Der Begriff der Polyphonie ist durch Bachtin in die Literaturtheorie eingeführt worden. Er bezeichnet das Struktur-und Kompositionsprinzip der dialogischen Romane Dostoevskijs im Unterschied zur monologischen Tradition. „Die Vielfalt selbständiger und unvermischter Stimmen und Bewußtseine, die echte Polyphonie vollwertiger Stimmen ist tatsächlich die Haupteigenart der Romane Dostoevskijs“ (Bachtin 1971: 10). Bachtin beschreibt damit die Anordnung von Stimme des Autors und Stimme der Protagonisten auf gleicher Ebene, wobei „Koexistenz und Wechselwirkung“ (ebd.: 34) zu Hauptkategorien der „künstlerischen Sehweise“ werden. Es ist bemerkenswert, dass Bachtin selbst die Affinität dieser Position zum Journalismus zumindest andeutet. Bachtin zeigt, „dass die Leidenschaft Dostoevskijs für die Journalistik und seine Vorliebe für die Zeitung, die Tatsache, dass er mit seinem durchdringenden Verstand die Zeitungsseite als lebendiges Abbild der zeitgenössischen sozialen Gegensätze im Schnittpunkt eines Tages begreift, wo vielfältiges und widersprüchliches Material neben-und gegeneinander entfaltet wird, sich gerade aus der grundlegenden Besonderheit seiner Sehweise erklären“ (ebd.: 36). Die literarische Polyphonie bleibt aber an die einzelne Autorschaft gebunden, während im Fall der politischen Öffentlichkeit und der öffentlichen Meinung von einer realen Vielfalt der Autoren und Kommentatoren ausgegangen werden muss. Die Wertschätzung von Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Meinungen findet sich nicht zuletzt auch in der Tradition des westlichen Liberalismus etwa bei John Stuart Mill, der „das Abweichen der Meinungen voneinander vorteilhaft“ findet (Mill 1988: 63) und meint, dass „Einheit der Meinungen, wenn sie nicht auf dem vollsten und freisten Austausch gegensätzlicher Ansichten beruht, gar nicht wünschenswert ist und Meinungsverschiedenheit also nicht ein Übel, sondern etwas Gutes darstellt“ (ebd.: 78). Mill unterstreicht, dass „bei der Unvollkommenheit des Menschengeistes die Belange der Wahrheit eine Mannigfaltigkeit der Meinungen erfordern“ (ebd.: 71). Allerdings sieht er auch, dass das „Aufhören ernsthaften Meinungsstreits über eine Frage nach der anderen (...) ein notwendiges Beiprodukt der Festigung der öffentlichen Meinung [ist] — die im Fall richtiger Ansichten ebenso heilsam ist, wie sie im entgegengesetzten Falle gefährlich und schädlich ist“ (ebd.: 61).

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  16. Hier wird unter mediengesellschaftlichen Bedingungen das Stichwort der Präsidentialisierung der politischen Kommunikation aktuell (Kernell 1997). Im bundesdeutschen Fall verweist dieser Umstand auf das Phänomen der „Kanzlerdemokratie“ (Niclauß 2004).

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  17. Die nicht immer ganz eindeutigen Verwendungen des Begriffs der „Medialisierung“ weitergehend zu systematisieren und in analytischer Perspektive zu spezifizieren, wäre eine eigene Aufgabe. Vor allem ist zu unterstreichen, dass jedes politische Handeln symbolische Dimensionen hat, die nicht erst durch die Medienexpansion in die Welt gekommen sind (Edelman 1990). Schon der Rhetorik-Unterricht in der griechischen oder römischen Antike trägt letztlich den spezifischen Bedingungen öffentlichen und sprachlichen Handels Rechnung. Offenkundig sind Inszenierung und Dramatisierung ein konstitutives Element des Politischen und kein Spezifikum von Mediendemokratien (Vgl. auch Soeffner und Tänzler 2002).

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  18. Schon Max Weber hat diese Dimension von Medieninhalten avant la lettre in Umrissen benannt. In seiner berühmten Rede auf dem ersten Soziologentag im Jahre 1910 hat er in einer Skizze zu einer Soziologie des Zeitungswesen eine vielzitierte Würdigung der Inhaltsanalyse gegeben: „Das Material sind ja die Zeitungen selbst, und wir werden nun, deutlich gesprochen, ganz banausisch damit anzufangen haben damit, zu messen, mit der Schere und dem Zirkel, wie sich der Inhalt der Zeitungen in quantitativer Hinsicht verschoben hat im Lauf der letzten Generation (...) zwischen Leitartikel und Nachricht, zwischen dem, was überhaupt an Nachrichten gebracht wird, und was heute nicht mehr gebracht wird.“ Weber geht in dem-weniger häufig zitierten-direkt anschließenden Abschnitt von diesen Fragen weiter zu Fragen der „Stilisierung der Zeitung“: „Und von diesen quantitativen Bestimmungen aus werden wird dann zu den qualitativen übergehen. Wir werden die Art der Stilisierung der Zeitung, die Art, wie die gleichen Probleme innerhalb und außerhalb der Zeitungen erörtert werden, die scheinbare Zurückdrängung des Emotionalen in der Zeitung, welches doch immer wieder die Grundlage ihrer eigenen Existenz bildet, und ähnliche Dinge zu verfolgen haben (...)“ (Weber 1924/1988: 441).

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(2008). Einleitung. In: Die Kommentarlage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91082-6_1

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